VISION 20003/2011
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Gott mehr gehorchen als den Menschen

Artikel drucken Auszug aus der „Manhattan-Erklärung“.

Uns bereiten heute folgende Themen besondere Sorge: die Existenz des werdenden Lebens, der Behinderten und älterer Menschen wird bedroht; es besteht Gefahr, daß die Ehe, bereits durch Freizügigkeit, Untreue und Scheidung gebeutelt, im Sinne von neumodischen Ideologien neu definiert wird; Religions- und Gewissensfreiheit werden gefährdet durch diejenige, die Gläubige zu Kompromissen gegen ihre tiefsten Überzeugungen zwingen möchten. (…)
(Es) werden Gesetze gegen Diskriminierung angewandt, um religiöse Einrichtungen sowie religiös orientierte Geschäfte und Dienstleistungsunternehmen vor die Wahl zu stellen, sich an Aktivitäten zu beteiligen, die sie für zutiefst unsittlich halten, oder Konkurs anzumelden. Nachdem im Bundesstaat Massachusetts die „gleichgeschlechtliche Ehe“ gerichtlich durchgesetzt worden war, beschlossen zum Beispiel römisch-katholische karitative Einrichtungen widerwillig, mit der seit 100 Jahren bestehenden Vermittlung von Waisen aufzuhören, weil man sie sonst rechtlich dazu gezwungen hätte, im Gegensatz zur römisch-katholischen Morallehre, Kinder auch gleichgeschlechtlichen Haushalten zuzuweisen. (…)
In Kanada und einigen Ländern Europas ist es schon vorgekommen, daß christliche Pfarrer angeklagt worden sind, weil sie in der Predigt auf die biblischen Aussagen gegen Homosexualität hingewiesen haben. Neue Gesetze gegen Haß lassen ahnen, daß ähnliches auch in den USA geschehen könnte.
Parallel zur abnehmenden Achtung vor religiösen Werten in den Medien, in Bildungseinrichtungen sowie in der Politik hat es in den vergangenen Jahrzehnten eine wachsende Zahl von Präzedenzfällen gegeben, welche die ungehinderte Aus?übung der Religion einschränkten. Wir betrachten diese Entwicklung als unheilvoll, nicht nur weil sie die verfassungsgemäße Freiheit des einzelnen, ungeachtet seines Glaubens, bedroht, sondern ebenso das Gemeinwohl und die Kultur der Freiheit, die unserem republikanischen Regierungssystem zu Grunde liegt.
Wird die Gewissensfreiheit eingeschränkt, dürfen religiöse Einrichtungen zum Beispiel nicht mehr nur Mitarbeiter gleichen Glaubens oder gleicher ethischen Grundwerte einstellen, dann werden die mittleren Gesellschaftsstrukturen untergraben, die einen wesentlichen Puffer gegen die Übermacht des Staates bilden. Dies führt zum „weichen Despotismus“, vor dem Alexis de Tocqueville in seinem Werk Demokratie in Amerika so eindringlich wie prophetisch warnte. Die Auflösung der bürgerlichen Gesellschaft ist das Vorspiel der Tyrannei.
Wir Christen nehmen die biblische Ermahnung ernst, die Obrigkeit zu achten und ihr zu gehorchen. Wir glauben an das Gesetz und an den Rechtsstaat. Wir erkennen die Pflicht an, sich nach dem Gesetz zu richten, ob es uns gefällt oder nicht, es sei denn, die Gesetze sind ernsthaft ungerecht oder verlangen von den Untertanen eine ungerechte oder unsittliche Handlung. Gemäß der Heiligen Schrift dient das Gesetz der Gerechtigkeit, dem Gemeinwohl sowie der Wahrung der öffentlichen Ordnung.
Gesetze jedoch, die ungerecht sind oder Bürger zwingen, Ungerechtes zu tun, sind dem Gemeinwohl nicht dienlich, sondern untergraben es. Seit den Anfängen der christlichen Kirche haben Christen sich geweigert, Kompromisse bezüglich der Verkündigung des Evangeliums zu schließen. Die Apostelgeschichte berichtet im 4. Kapitel, wie man Petrus und Johannes das Predigen verbieten wollte. Ihre Antwort lautete: „Urteilt selbst, ob es vor Gott recht ist, daß wir euch mehr gehorchen als Gott. Wir können's ja nicht lassen, von dem zu reden, was wir gesehen und gehört haben.“ Durch die Jahrhunderte hält das Christentum bürgerlichen Ungehorsam nicht nur für legitim sondern auch für notwendig.

Auszug aus der „Manhattan-Erklärung“. Sie wurde in New York am 28.9.09 von 168 namhaften orthodoxen, katholischen und evangelikalen Christen, Laien und Klerikern unterzeichnet. Näheres siehe: www.ethikinstitut.de/.../Manhattan_Declaration_German.pdf

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