VISION 20003/2011
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Tief in der Seele lebt die Wahrheit

Artikel drucken Obwohl sich Abkehr vom Glauben breit macht (Christa Meves)

Sicher, der Glaubensverlust ist weit fortgeschritten. Die Folge: Das Leben vieler ist belastet oder es mißlingt gar. Vor allem Kinder leiden. Aber die Sehnsucht nach Gott läßt sich nicht ganz aus dem Herzen der Menschen verbannen. Daher ist es wichtig, daß die Christen nicht nachlassen, in unseren Tagen Zeugnis zu geben. Denn oft geschieht dann wirklich Erstaunliches, wie die folgenden Beispiele zeigen…

Unter den Eltern heute, die sich dem Mainstream der Moderne verschrieben haben, votieren manche in Bezug auf die Erziehung ihrer Kinder häufig ähnlich wie ein Ehepaar mit vier Kindern in einer Gesprächsrunde: „Wir sind aus der Kirche ausgetreten. Sie spricht uns nicht mehr an, und wir haben infolgedessen auch darauf verzichtet, unsere Kinder taufen zu lassen. Uns ist natürlich klar, daß es deshalb in unserem Land noch nicht möglich ist, sie von all dem religiösen Firlefanz fernzuhalten, aber schließlich sind sie ja ab 18 dann auch in der Lage, eigene Entscheidungen zu treffen“, so die Ehefrau.
Der daneben sitzende Ehemann fügt hinzu: „Ob das bei unseren drei jüngeren Kindern gelingt, ist noch offen. Bei der ältesten Tochter erlebten wir eine Pleite: Gerade eben über 20 verliebte sie sich in einen gläubigen jungen Mann, der sich offenbar geradezu vorgenommen hat, sie aufzuweichen.“
Ähnliche Erfahrungen schilderte mir eine der bekanntesten Journalistinnen Deutschlands im Anschluß an ein Interview: Sie war von der Ideologie überzeugt, daß die Bestimmung des Geschlechts allein durch Erziehung hervorgerufen wird, und Religion nichts als Einbildung sei. Sie meinte, um eine größere Glücksmöglichkeit ihrer Kinder durch Erziehung anzubahnen, bedürfte es einer absoluten Gleichheit in der Aufteilung der Familientätigkeiten und der Verbannung jeglicher religiöser Schriften aus den Bücherregalen. Bei Anfragen der Kinder müsse der Glaube als Einbildung unmündiger vergangener Generationen gebrandmarkt werden.
Da beide eine flexible Arbeitszeit hatten, war es ihnen ein Leichtes, das neue Modell durchzuproben. Sie hatten vier Kinder, zwei Mädchen und zwei Buben. Sie hatten sich vorgenommen, diese absolut gleich zu erziehen, so daß die, wie sie wähnten, nur von der Umwelt aufgenötigten Geschlechtsunterschiede und religiösen Einflüsse gar nicht erst in Erscheinung treten sollten. Die Weihnachtsferien verbrachten sie auf Neuseeland und die Osterferien auf den Balearen.
Sie hatten streng eingeteilten Hausdienst: Vater montags, dienstags, mittwochs, Mutter donnerstags, freitags, samstags, am Sonntag beide. Das Unglück brach bald herein: Vater hielt seinen Hausdienst gewissermaßen nur ein paar Wochen durch, dann wurde er immer nachlässiger. Seine Frau machte ihm deswegen immer mehr Vorwürfe, sie machte auch seinen Dreck nicht weg, sondern tat es ihm nach; sie blieb auch in ihrer Hausdienstzeit dem Haus immer mehr fern.
Das Haus war nach einigen Jahren in einem geradezu unvorstellbaren Chaos. Die Ehe war durch immer mehr eskalierende Streitigkeiten total zerrüttet; dazwischen lebten vier Kinder, die schwerste Verhaltensstörungen zeigten. Die Söhne stahlen, was nicht niet- und nagelfest war, die Mädchen hatten eine Freßsucht entwickelt. Alle versagten trotz hoher Intelligenz in der Schule, und zu einer Einheitsware ohne Geschlechtsunterschiede hatten sie sich nicht im mindesten entwickelt; im Gegenteil: die Mädchen spielten miteinander sehr mädchenhafte Spiele, die Jungen miteinander sehr jungenhafte Spiele. Die absolut laufenlassende Erziehung hatte die Geschlechtsunterschiede viel eher verstärkt als gemindert.
Der größte Mißerfolg allerdings wurde ihnen im religiösen Feld durch ihren ältesten Sohn serviert: Er hatte, nachdem er schließlich auf einem privaten Internat für Reiche doch noch das Abitur geschafft hatte, sie dem Schock ausgeliefert, daß er Theologie studieren wollte. Der Vater konterte empört: „Was habe ich für Anstrengungen unternehmen müssen, dich vom Religionsunterricht dispensieren zu lassen, und das soll nun das Ergebnis sein? Wer hat dich da denn nun indoktriniert?“
Der junge Mann antwortete, mit rotem Kopf verschämt: „Ich bin schon ab der sechsten Klasse heimlich mit zum Religionsunterricht gegangen. Die hatten einen tollen Religionslehrer. Der war bis zu meinem Abi an der Schule. Aber der hat mich nicht indoktriniert. Er hat mich nur angeregt, mich mit der entsprechenden Literatur zu beschäftigen. Das hat mich dazu gebracht, mit in die Gottesdienste zu gehen. Irgendwann habe ich dann gewußt: Es ist alles wahr, was Jesus sagt. Und seitdem hab ich sogar für die Schule lernen können. Außerdem war dieser Theologe ein klasser Mensch. Der hat mich auch durch die Art überzeugt, wie er mit uns umging“.
Solche Beispiele häufen sich zur Zeit, vor allem in Norddeutschland und im Kontakt mit jungen Menschen, die in der ehemaligen DDR aufgewachsen sind. Eine gläubige Katechetin berichtete von ihren damaligen Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern aus Elternhäusern, die durch das Regime zum Atheismus gezwungen wurden: Zu ihrem täglichen Programm gehörte das Erzählen biblischer Geschichten.
Die Antworten der Kleinen, ihr so interessiertes Nachfragen im Bezug auf das Glaubensgut habe sie erstaunt. Sie erlebte, daß dies eine hervorragende Möglichkeit war, die zunächst so unruhigen Zuhörer, die als Kleinkinder fast alle in Krippen gewesen waren, aufgeschlossen zu machen. Sie wollten mehr und mehr davon wissen und begannen, die Geschichten der Bibel selbst zu spielen, um sie ihren Eltern vorzuführen.
Hier schieden sich dann allerdings die Geister: Manche Eltern traten an die Erzieherin heran mit der Erklärung, daß ihnen der christliche Einfluß doch zu gefährlich sei. Die Kinder würden dann doch zu sehr einer Benachteiligung in ihrem späteren Berufsleben ausgesetzt werden. Aus diesem Grunde meldeten sie ihre Kinder vom Christenlehre-Unterricht ab.
Bei manchen Kindern habe sich allerdings in den Familien fast so etwas wie ein Wunder ereignet: Die Kinder hätten daheim erzählt, auf Familienfesten die biblischen Geschichten dargestellt, die Lieder gesungen und mit ihrer inneren Zufriedenheit, mit ihrer glücklichen Entwicklung, ja einfach bereits mit ihren strahlenden Augen die Eltern gewissermaßen angesteckt, sodaß im Umfeld sogar mehr Glaubensgemeinschaften entstanden.
Aber auch das Gegenteil ließ sich über die Jahrzehnte hinweg beobachten: Eine erhebliche Zahl atheistisch aufgewachsener Kinder lieferte sich negativen Entwicklungen aus, schloß sich zu Horden zusammen, wurde häufig alkoholabhängig oder auch vor allem diebisch kriminell. Nach der Wende kam dann schnell auch noch Hasch und früher Sex dazu.
Aber auch hier gab es noch wunderbare Erneuerungen: Eine Studentin die zwar ihre Kinderjahre noch im atheistischen Umfeld der DDR gelebt hatte, aber durch gute Katechese dennoch gläubig großgeworden war, teilte in einem Studentenheim das Zimmer mit einer ebenfalls dort aufgewachsenen, aber atheistisch großgewordenen Kommilitonin. Die junge Atheistin war zunächst befremdet, als sie die Bibel auf dem Nachttisch nebenan nicht nur liegen sah, sondern daß diese von ihrer Bettnachbarin vor dem Schlafengehen regelmäßig gelesen wurde.
Sie wurde neugierig, nicht nur, weil sie ohnehin von der so besonders empathischen Art der Mitstudentin beglückt war, sondern weil diese ihr völlig unbekannte Lektüre ihr Erstaunen hervorrief. Mit Bibeln hätten nur blöde, rückständige oder auch gemeingefährliche Leute etwas zu tun, so hatte ihr Vater, der dort zudem ein streng systemtreuer Offizier gewesen war, sie gelehrt. Umso größer wurde jetzt ihr Bedürfnis, Biblisches erklärt zu bekommen.
Die Freundin nahm sie deshalb mit in ihre Studentengemeinschaft, und so wurde allmählich aus einer streng zum Atheismus erzogenen, eher oberflächlich lebenden jungen Frau eine begeisterte, glückliche Christin. Sie trat in die Kirche ein und ließ sich an ihrem 20. Geburtstag in dem ihr zugewachsenen Gemeinschaftskreis fröhlich taufen.
Ja, diese Geschichte wurde sogar immer glücklicher, je länger sie dauerte: Nach ihrer Heirat gründete die nun gläubig gewordene junge Frau mit drei Kindern eine christliche Familie, in der sie die Methoden und Materialien der von der Freundin gelernten alten Katechese verwendete. Und die glücklichen gläubigen Kleinkinder trugen die biblischen Theaterstücke nun den atheistischen Großeltern vor und bewirkten ein weiteres Wunder: Sogar der marxistisch streng mos?kauhörige Großvater gab seinen Widerstand gegen die christliche Lebensweise seiner Tochter auf.
Kinder zum Atheismus zu erziehen, ist also ein ebensolcher Irrtum, wie die Vorstellung, ihnen die Identifikation mit ihrem Geschlecht abdressieren zu können. In der Tiefe ihrer Seele lebt die Wahrheit, und sie läßt sich deshalb reaktivieren, selbst nach einem langen Leben im Irrtum.

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