Ein kalter Novembertag: Viele Frauen gehen in die Klinik, auch ein Paar, das ich anspreche. Etwas später kommt der Mann heraus und geht in das Postgebäude gegenüber. Ich spreche ihn wieder an. Er erzählt mir: Seine Frau erwarte das dritte Kind, sie seien am Hausbauen, daher... Irgendwann sage ich: “Was nützt das schöne Haus, wenn das eigene Kind tot ist und Sie sich um eine echte Freude gebracht haben..."
Nicht durch meine Worte, sondern eindeutig durch den Heiligen Geist bewegt, sagt er : “Gut, ich gehe nochmal hinauf." Die Zeit vergeht. “Offenbar haben sie ihn oben überredet," denke ich. Nach mehr als einer Stunde kommen beide heraus. Und die Frau eher strahlend, gelöst.
Als ich sie anspreche, erzählt mir der Mann, er sei hinaufgegangen und habe verlangt, noch einmal mit seiner Frau zu sprechen. “Geht nicht. Ihre Frau ist schon im OP," heißt es. Er besteht darauf. Dann passiert das Wunderbare, was ich nur durch Gottes Eingreifen erklären kann: Man erlaubt ihm, in den OP zu telephonieren. Die Ärztin ist am Telephon. Er könne nicht mit der Frau sprechen. Sie sei schon unter Narkose. Er darauf: Er wolle die Abtreibung nicht. Jetzt könnte die Ärztin sagen: “Leider, zu spät." Aber sie sagt: “Was sollen wir jetzt tun?" “Tun Sie gar nichts!"
Nun stelle man sich vor: Als die Frau aus der Narkose erwacht, ist das Kind noch da! Sie ist überglücklich. Was da in den Herzen vorgegangen ist, kann ich nicht sagen. Wir wissen nicht, wie die Gnaden fließen. Meine langjährige Erfahrung zeigt mir aber, daß der größere Teil der geistlichen Gnaden, die Gott schenkt, nicht sichtbar ist.
Herbert Heißenberger