Für den Wanderer in einem Felsental ist es eine besondere Freude, seine Jodler oder Rufe einmal oder sogar mehrmals widerhallen zu hören. Auch in zwischenmenschlichen Beziehungen ist es erfreulich, wenn jemand spürt, daß seine Worte ein Echo bekommen. Andererseits ist es beklemmend, wenn der Sprecher merkt, daß der andere gar kein Echo spüren läßt. Dies gilt vor allem, was die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen betrifft.
Schon bei Jeremia heißt es: “Ihr habt auf die Propheten nicht gehört und euer Ohr nicht geneigt, um zu hören". Gott aber hat dafür gesorgt, daß sein größtes Liebesangebot nicht abgewiesen werde, nämlich die Menschwerdung.
Im “Goldenen Buch" des heiligen Grignon de Montfort wird Maria als das “Vollkommene Echo Gottes" bezeichnet. Man kann sagen, daß Maria auf das Angebot Gottes, Gottes Mutter zu werden, mit einem dreifachen Echo geantwortet hat: mit einem vollkommenen Echo des Glaubens, einem vollkommenen Echo des Lobes und mit einem vollkommenem Echo der Liebe.
Als der Erzengel Gabriel zu Maria kam und ihr verkündete: “Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden". Da sagte Maria: “Ich bin die Magd des Herrn, mir geschehe, wie du es gesagt hast."
Als Maria dann eilends zu ihrer Verwandten Elisabeth kam, ging ihr diese entgegen und - wie es im griechischen Originaltext heißt - sie schrie, damit es nicht nur Maria, sondern die ganze Menschheit hören sollte -: “Selig bist du, weil du geglaubt hast, was der Herr dir sagen ließ !" Elisabeth erkannte als Erste, daß Maria ein vollkommenes Echo des Glaubens war.
Dieses Lob Elisabeths behielt Maria aber nicht für sich, sondern gab es sofort an Gott weiter, indem sie das Magnificat sang. Dieses hat ein Echo gefunden wie kein anderes Lied. In den seither vergangenen Jahrtausenden bis heute beten es jeder Priester und alle Ordensleute täglich, oft in feierlichster Weise. Es wurde auch von großen Komponisten wunderbar vertont.
Auf dieses Echo des Lobes ließ Maria auch das Echo der Liebe folgen, jener Liebe, die sie bis unter das Kreuz gehen ließ: Dort empfahl ihr Jesus seinen Lieblingsjünger Johannes, als Vertreter der ganzen Menschheit, als Sohn. Davon geben auch die vielen Votivtafeln in großen und kleineren Wallfahrtsorten in aller Welt beredtes Zeugnis.
Was sollte da wohl von Maria auf dieser Erde zurückbleiben, als sie zu ihrem Sohn heimkehrte, da sie doch mit jeder Faser ihrer Seele und ihres Leibes ein einzigartiges Echo Gottes im Glauben, im Lob und in der Liebe war?
Fr. Peter Freiberger SJ