Von Satan wird vor allem in der Katechese und den Predigten kaum geredet. Und dennoch: Jahr für Jahr lädt uns der erste Fastensonntag ein, Jesus in die Wüste zu begleiten und dem Versucher zu begegnen.
Wenn man mit diesem Bericht - von Markus zusammengefaßt, von Matthäus und Lukas weiter ausgeführt - konfrontiert wird, gibt es nur drei mögliche Kommentare. Entweder haben die Evangelisten eine Geschichte erfunden, um die braven Leute zu belehren - eine Belehrung, die man folgendermaßen zusammenfassen kann: Der Messias geht nicht in dieselbe Falle, in die Israel während des Exodus und die Kirche im Lauf der Jahrhunderte getappt sind.
Oder: Jesus wird in der Einsamkeit der Wüste mit seinen inneren Dämonen konfrontiert; das ist zwar eine Ungeheuerlichkeit, ist jedoch vor Jahren in einem Meßbuch für Kinder zu lesen gewesen! Oder aber: Satan existiert, Jesus ist ihm begegnet.
Einige betonen, daß wir nicht im eigentlichen Sinn des Wortes an Satan glauben: Wir glauben an Christus. Das ist richtig, aber etwas einseitig. Eher müßte man sagen: Wir glauben an Christus und daher nehmen wir den ernst, den Er bei drei Gelegenheiten als Herrscher der Welt bezeichnet.
Verstehen wir uns richtig: Es geht nicht darum, die Folklore, die sich rund um die Hölle und ihrer Dämonen entwickelt hat, gutzuheißen: Hörner und Pferdefuß, Spieße und Bratrost sowie Teufeleien aller Art. All das, was da Angst erregen soll, verleitet eher zu einem Lächeln.
Dagegen können wir in Übereinstimmung mit der ganzen Heiligen Schrift, angefangen bei der Schlange in Genesis bis zum Drachen in der Apokalypse, ohne jeden Komplex unsere Überzeugung äußern: In der Geschichte ist eine Macht des Bösen am Werk. Um das auszudrücken, haben die biblischen Schriftsteller eine Symbolsprache verwendet. Dabei scheuen sie nicht davor zurück, Bilder aus der Mythologie zu verwenden: Feuer, Monster, unterirdische Finsternis, Folter...
Unter dem Vorwand, dies sehe nach heidnischen Legenden aus, haben einige den naiven Stolz, dieses Larifari nicht mehr zu glauben. Sie täten besser daran, nach dem Sinn dieser - zwar archaischen, aber tiefen - Intuitionen zu fragen. Vor allem könnten sie sich bemühen zu erkennen, wie die Offenbarung sie reinigt und erhellt. Das möchte ich im folgenden zusammenfassen.
Es gibt keinen Gott des Bösen - selbst wenn Satan versucht, der „Gott dieser Weltzeit“ (2Kor 4,4) zu sein. Satan ist Geschöpf, ein Engel, der sich aufgelehnt hat. Die ältesten Texte sehen ihn im himmlischen Hof, wo er die Gerechten anklagt und auf die Probe stellt (siehe Ij 1,6ff; Sach 3,1f) In den zwei Chronikbüchern wird sein Amt (Ankläger und Widersacher zu sein) zum Eigennamen.
Das Buch der Weisheit identifiziert ihn mit dem, der den Menschen von Anfang an in seinen Absturz mitgerissen hat (1Chr 21,1; Weish 2,24) Jesus, der neue Adam, kommt, um den Menschen aus der Macht des Bösen zu befreien: Die Anspielungen auf diesen Machtkampf, in denen der Feind unterliegen wird, sind zahlreich in den Evangelien (u.a. Mt 12,29; 13,39; Lk 10,19).
Die Apostelgeschichte und die Apostelbriefe machen dann deutlich, wie Kreuz und Auferstehung uns aus der Macht des Teufels befreit haben. Die Betrachtung des Vaterunsers ist da sehr aufschlußreich. Wenn vom Bösen die Rede ist, geht es nicht um ein Etwas, sondern um eine Person. Das Wort ist nicht im Neutrum zu nehmen: das Übel im allgemeinen oder eine abstrakte Idee vom Bösen oder bösen Dingen. Es ist männlich; daher schreiben es unsere Übersetzungen mit einem Großbuchstaben. Es geht wirklich um den, der im feierlichen Taufritus bezeichnet wird, einem Dialog, den wir Jahr für Jahr in der Osternacht sprechen: „ Widersagt ihr dem Satan, dem Urheber des Bösen? - Ich widersage!“
Alain Bandelier, Auszug aus „Famille Chrétienne“ Nr. 1050