Du bist kostbar - Hand aufs Herz: Wenn Ihnen, liebe Leser, jemand das sagt, bringen Sie dies leicht mit Ihrer Selbsteinschätzung in Verbindung? Du bist intelligent, hübsch, tüchtig, dynamisch, lieb - das sind positive Eigenschaften, mit denen man etwas anfangen kann, Komplimente, die man gern hört. Aber kostbar? wertvoll?
Hat diese Unsicherheit vielleicht damit zu tun, daß wir den Wert einer Person - nicht nur heute, aber heute besonders - danach bemessen, was sie leistet? Ob sie Karriere macht, gut verdient, ein PS-starkes Auto fährt, Golf spielt, ob sie hübsch angezogen ist, eine toll eingerichtete Wohnung besitzt, weite Reisen unternimmt... Schon in der Schule kommen diese Kriterien zum Tragen. In ist, wen ein trendy Outlook ziert, wer sportlich ist, gute Noten hat und vor allem cool wirkt.
Den Wert des Menschen bestimmt - nicht nur heute, aber heute besonders - das Maß seiner Beteiligung am Produktions- und Konsumprozeß. Darum haben Arbeitslose, Rentner, nicht erwerbstätige Hausfrauen so oft Probleme mit dem Selbstwertgefühl. Wer nicht oder nicht mehr auf Gehaltslisten steht, gerät irgendwie ins Out. Und wer gar laufend Kosten bereitet, wie Pflegebedüftige, behindert Gezeugte und Geborene, sind zunehmend bedroht, Gegenstand von Kosten-Nutzen-Analysen zu werden.
Dieses System der Wertbemessung nach der rechenbaren Nützlichkeit ist äußerst menschenfeindlich, aber verständlich in einer weitgehend gottlosen Welt. Der unbedingte, unverrechenbare Wert des Menschen rührt nämlich allein von seiner Gottesebenbildlichkeit. Jeder ist einmalig und kostbar, weil er Abbild Gottes, von Gott bedingungslos geliebt ist. Das ist die Botschaft dieses Schwerpunkts, die zwar zum Glaubenswissen der Christen gehört, aber ehrlich: Tragen Sie dieses Wissen auch im Herzen?
Christof Gaspari