Von Ereignissen, wie den folgenden, wird selten in den Medien berichtet. Auch diese Realität gilt es jedoch zu sehen - ohne sie überzubewerten -, um nicht der heute weitverbreiteten Arglosigkeit zu verfallen.
In dem Dokument “Satanismus und sektiererische Abwege" , erschienen im Oktober 2006, hat die “Miviludes" (die interministerielle Arbeitsgruppe zur Überwachung und Abwehr von sektiererischen Machenschaften) das Internet als einen der Orte bezeichnet, an dem der Satanismus Anhänger rekrutiert. “Satanisten bevorzugen persönliche Kontakte und nützen die Möglichkeiten, die ihnen die Anonymität der Beziehungen im Internet eröffnen", hält das Dokument fest.
Baptiste ist es so ergangen. Gott sei Dank ohne weitere Folgen. Bei einem Chat machte sich ein Satanist an ihn heran. Er schlägt ihm vor, an einer schwarzen Messe teilzunehmen. Ein Rendez-vous wird vereinbart. Es folgen mehrere Stunden Gespräch, die Rede ist von Menschenopfern bei schwarzen Messen... Baptiste will dann doch nicht mitmachen. “Ich hatte zu viel Angst..."
Dazu der Bericht von Miviludes: “Das Internet erweist sich als gutes Instrument, um unauffällig Kontakte zu knüpfen, weitgestreute Aussendungen zu machen, ohne daß die öffentliche Hand - oder die Eltern - das erfahren würden."
Aus der Welt des Virtuellen ist es dann nur ein Schritt in die reale Welt. Seit 2005 stellt Miviludes “eine spürbare Zunahme satanistischer Machenschaften in Frankreich" fest: 214 geschändete Orte (2004 waren es 130), also ein Anstieg um 60%. In den meisten Fällen handelte es sich um vom Satanismus beeinflußte Jugendliche.
Das Jahr 2006 bestätigt die Tendenz. Februar: Kirchen in der Bretagne gehen in Flammen auf, etwa in Saint-Tugdual. Der Kreuzweg in Rosporden wird zerstört, der Friedhof in Saint-Thurien geschändet. Jedesmal das Zeichen 666 auf Steine gemalt, Kreuze umgestürzt, was auf den satanistischen Hintergrund hinweist.
In der Nacht vom 11. auf den 12. April wiederum wurden 77 Gräber im Friedhof von Léhon zerstört, Kreuze umgedreht und verkehrt aufgestellt. “Wir hatten noch niemals rassistische Handlungen in der Gemeinde zu beklagen. Kein Fremder ist hier begraben. Wir stehen vor einem Rätsel. Warum? Wozu? Es schaut wie eine Ritualhandlung aus..." , erklärt der Bürgermeister der kleinen Gemeinde.
Fast das gleiche Szenario in Mesnil-sur-Oger (Marne). Am 30. April, Gründungstag der Satanskirche, werden 114 Gräber in der Nacht am Friedhof des Dorfes geschändet. Kurz darauf werden zwei Männer (24 und 43 Jahre) verhaftet. Es sind Satanisten, die gestehen, im Rahmen eines Ritualakts gehandelt zu haben.
Die Welt der Kultur trägt das ihre zu der Entwicklung bei. Im Februar 2006 gibt es ein Mini-Event bei “Camion Noir", dem “Herausgeber, der Schwefel transportiert": Erstmals erscheint eine französische Ausgabe der “Satansbibel" . Ihr Autor: der mittlerweile verstorbene Anton Sandor LaVey, Gründer der Satanskirche in San Francisco. Seit dem Erscheinen des Werkes im Jahr 1969 wurden weltweit 600.000 Exemplare verbreitet. Der Herausgeber zieht es vor, keine Angaben über Verkaufszahlen in Frankreich zu machen. “Mehrere tausend... Ein Titel der sich gut verkauft," vermerkt Sébastien Raizer, einer der Gründer von Camion Noir, der das Werk übersetzt hat.
(...) Der Satanismus spricht nicht nur Jugendliche, sondern auch ältere Leute an. Sie finden sich zu eigenen Zeremonien ein. In Paris zum Beispiel, auf dem Friedhof Père Lachaise. Von den 25 EU-Mitgliedern soll Frankreich Rekordhalter bei nächtlichen Friedhofsbesuchen sein. Tausende Grabstätten dürften geschändet werden, Leichen von Kindern für Rituale ausgegraben worden sein... Auch hunderte Tabernakel werden jährlich in Frankreich aufgebrochen, konsekrierte Hostien um Dutzende Euros im Internet angeboten - für schwarze Messen.
“Seit vier Jahren kann ich die geschändeten Kirchen in unserer Diözese gar nicht mehr zählen," stellt der Erzbischof von Avignon, Msgr. Cattenoz zu Beginn des heurigen Jahres auf der diözesanen Internetseite fest. “Ich ersuche alle staatlichen Ordnungskräfte, alles in ihrer Macht stehende zu unternehmen, um die Täter dieser unannehmbaren und unqualifizierten Handlungen in unserer Gesellschaft auszuforschen. In ihr wollen wir doch einen respektvollen Umgang mit unserem religiösen Leben pflegen."
Famille Chrétienne v. 14.-20.7.07