Es hat mich heuer durch die Karwoche begleitet, dieses zweite Buch Papst Benedikt XVI. über Jesus von Nazareth. Was für ein persönlicher Gewinn! Welche Chance, das Geschehen dieser letzten Woche im irdischen Leben Jesu Christi tiefer zu erfassen! Denn dieser zweite Band thematisiert genau den Zeitraum von Palmsonntag bis zum Ostermorgen.
Nun darf man sich keineswegs eine lückenlose Darstellung der Ereignisse dieser Woche erwarten, die uns die entscheidende Wende in der Geschichte der Menschheit gebracht hat. Vielmehr greift Papst Benedikt einzelne Ereignisse sowie Handlungen und Worte des Herrn auf, um sie vor den Augen des Lesers in ihrer Bedeutung zu entfalten: den Einzug in Jerusalem, die Tempelreinigung, die Fußwaschung, das Hohepriesterliche Gebet… – und natürlich Tod und Auferstehung.
Er habe „Gestalt und Botschaft“ Jesu darzustellen versucht, beschreibt der Papst seine Intention im Vorwort. „Vielleicht wäre es gut gewesen, diese beiden Wörter dem Buch als Untertitel beizugeben“, erklärt er im Rückblick auf das Werk. Er habe versucht, Jesus so hervortreten zu lassen, daß die Lektüre „zur Begegnung werden kann“ – zu einer Begegnung mit „der wirklich historischen Gestalt“.
Wer das Buch gelesen hat – einmaliges Studium reicht nicht aus, um es nur halbwegs auszuloten –, legt es mit der Gewißheit aus der Hand, daß alles wahr ist, was uns die Evangelien berichten: Der Herr ist für unsere Sünden gestorben, begraben worden und auferstanden.
Die Auferstehungsberichte sind nicht etwa die hilflosen Versuche der ersten Christen, innere Erfahrungen wiederzugeben, daß die „Sache Jesu“ weitergehe. Nein. Die Auferstehung ist ein historisches Ereignis. Es besteht keinerlei Anlaß, daran zu zweifeln.
Dazu Papst Benedikt: „Der christliche Glaube steht und fällt mit der Wahrheit des Zeugnisses, daß Christus von den Toten auferstanden ist. Wenn man dies wegnimmt, dann kann man aus der christlichen Überlieferung zwar immer noch eine Reihe bedenkenswerter Vorstellungen über Gott und den Menschen, über dessen Sein und Sollen zusammenfügen – eine Art religiöse Weltanschauung –, aber der christliche Glaube ist tot.“
Danke für diese klaren Worte. Natürlich werfe das Geschehen viele Fragen auf, gibt der Papst zu. Aber die Zeugen wären damals eben „mit einer für sie selbst ganz neuen Realität konfrontiert (gewesen), die ihren Erfahrungshorizont sprengte.“ Daher die komplexe Form, in der ihre Zeugnisse uns entgegentreten.
Allein schon wegen des Kapitels über die Auferstehung zahlt es sich aus, das Buch zu kaufen. Aber es birgt so viele andere Schätze. Besonders beeindruckt hat mich die Art, wie Papst Benedikt verschiedene Stellen der Heiligen Schrift zu einem Thema zusammenführt. Besonders lehrreich ist das, wenn er das Alte Testament ins Spiel bringt. Immer wieder zeigt der Papst auf, wie sich im Leben des Herrn erfüllt, was die Propheten und Psalmen über den Messias sagen. Wer diese Zusammenschau liest, begreift, warum wir Christen auch nach der unüberbietbaren Offenbarung Gottes in Jesus Christus am Alten Testament festhalten müssen.
Begleitet hat mich in den letzten Tagen auch das, was Papst Benedikt über das ewige Leben geschrieben hat. Jesus habe „über das bloße Dasein hinaus das eigentliche Leben gebracht. Fragt sich nur: Wie gelangt man zu diesem Leben? Worauf der Papst das Hohepriesterliche Gebet zitiert: Dieses ewige Leben sei „dich, den einzigen wahren Gott, zu erkennen und Jesus Christus, den du gesandt hast“ – eine Kurzformel des Glaubens. Prägnant werde uns da wesentliches mitgeteilt: Es geht um eine persönliche Beziehung zum einzig wahren Gott – und diese ist zugänglich nur über Jesus Christus.
Dafür gilt es, Geist und Herz zu öffnen, um es weitersagen, ja eigentlich weiterschenken zu können. Über Jesus, den Herrn, zu sprechen, ist die Herausforderung unserer Tage. Der Bestseller Jesus von Nazareth kann dabei wertvolle Hilfe leisten.
Christof Gaspari
Jesus von Nazareth. Von Joseph Ratzinger- Benedikt XVI. Herder, 366 Seiten, 22 Euro