In den Medien wird die Kirche meist als verzopft dargestellt. Ohne Sinn für die Anliegen junger Menschen. Daß dies nicht stimmt, wird bei Weltjugendtagen spürbar. Daß die dort erfahrene Begeisterung kein Strohfeuer ist, zeigt der folgende Beitrag.
Im August 2005 nahm ich das erste Mal an einem Weltjugendtag teil. Schon als freiwilliger Helfer war ich voll Vorfreude gewesen. Doch trotz aller Informationen, die wir bekamen, konnte ich mir nicht wirklich vorstellen, wie dieser Weltjugendtag wirken sollte. Wie sollte es werden, wenn Hundertausende junger Menschen zusammenkommen? Sollte der Weltjugendtag wirklich nicht nur Event sein, würde er es schaffen, die Jugendlichen im Glauben wachsen zu lassen, zu begleiten und zu stärken?
Wie positiv und freudig überrascht war ich, als ich dann die tiefe Gläubigkeit der vielen Pilger erleben durfte. Gerade auf dem Marienfeld war die Anwesenheit Gottes deutlich spürbar und der Glaube der Menschen so sichtbar. Wie berührend war es zu sehen, daß rund eine Million Gläubige zusammenkommen können, um in absoluter Stille und tiefem Gebet vor dem Allerheiligsten zu verharren.
Noch ganz erfüllt von diesem Erlebnis und im Glauben erneut bestärkt, erhielt ich von einer Freundin eine E-Mail. In dieser beschrieb sie mir eine Projektidee, die von folgender Beobachtung ausging:
Beim WJT waren Tausende überzeugter, gläubiger, mit dem Papst verbundener junger Katholiken versammelt, die üblicherweise in der Öffentlichkeit nicht zur Kenntnis genommen werden. Sie kommen in den Medien schlicht nicht vor. Stattdessen wird die Kirche etwa in Talkrunden von älteren Menschen oder - soweit es junge sind - nur von kirchenkritischen, papstfernen Jugendlichen “vertreten".
Dieser Situation sollte durch die Gründung eines Netzwerkes begegnet werden, das aus jungen Gläubigen besteht, die durch eine kleine Gruppe repräsentiert werden. Diese sollte aber auch die katholische Kirche und den katholischen Glauben in seiner Fülle in den Medien repräsentieren und verteidigen und zeigen, daß - anders als in den Medien suggeriert - die Attribute “jung", “katholisch" und “glücklich" einander nicht ausschließen.
Die Repräsentation junger Gläubiger und die Darstellung der katholischen Lehre in einfacher und junger Sprache war zunächst also unser Hauptanliegen. Die “Generation Benedikt" als organisierte Gruppe war geboren.
Mit dieser wenig ausgereiften Vorstellung, aber voller Tatendrang begannen wir, fünf junge Erwachsene, unsere Arbeit. Wir formulierten Ziele und überlegten, wie wir auf uns aufmerksam machen könnten. Dabei kam die Idee auf, ein Buch zu schreiben, das die am häufigsten gestellten Fragen junger Menschen beantworten und eine Initialzündung unseres Projektes werden sollte.
Schon bald waren die Themen entwickelt und die Bearbeitung der Kapitel verteilt. Aus eigener Erfahrung kannten wir wichtige Fragen, wie z.B.: Warum verbindet die Kirche Sex mit Ehe? Warum brauche ich zum Glauben die Kirche? Warum läßt Gott Leid zu? Wie kann ich in unserer Gesellschaft ich selbst sein? Kann ich beim Beten wirklich Gott hören?
Für die Arbeit am Buch war es uns außerordentlich wichtig, auch junge Menschen aus anderen Ländern ins Boot zu holen, sie an dem Projekt mitwirken zu lassen. Da der Weltjugendtag uns allen gezeigt hatte, wie universal die Kirche ist, hielten wir eine internationale Zusammenarbeit für eine gute Idee. Im Laufe der Arbeit zeigte sich, daß nicht nur der Glaube, sondern auch die Fragen der jungen Menschen weltweit ähnlich, wenn nicht sogar gleich sind. Somit entwickelte sich dieses Projekt, das ursprünglich auf Deutschland bezogen war, zum weltweiten Unterfangen.
Der Kölner Erzbischof, Joachim Kardinal Meisner, sprach uns viel Mut zu und als auf seine Vermittlung hin der Papst uns seinen Segen gab und uns ein Vorwort zu unserem Buch versprach, konnten wir die Suche nach einem Verlag beginnen.
Nach einer ungefähr einjährigen Vorbereitungszeit begann unsere Arbeit in den Medien mit dem Besuch des Papstes in Bayern. In Fernsehauftritten, bei Radio-, oder Zeitungsinterviews ging es, nachdem wir zunächst die “Generation Benedikt" vorgestellt hatten, nicht mehr um uns, sondern endlich um inhaltliche Fragen zum katholischen Glauben.
Unsere Arbeit zielt nach wie vor darauf ab, die Kirche in junger Art und Weise in den Medien zu vertreten und ein Sprachrohr junger Menschen zu sein. Aber wir haben auch erfahren, daß nicht nur der mediale Auftritt zählt. Die Fragen der jungen Menschen sollen nicht unbeantwortet bleiben. Deswegen besuchen wir auch Firmgruppen, Schulklassen oder Studentenverbindungen und bieten regelmäßig Workshops zu verschiedenen Themen an.
Da das große Feedback bisher sehr positiv war und viele junge Erwachsene mitmachen und helfen wollten, gründeten wir den Verein der “Freunde der Generation Benedikt". Hier können sich alle sammeln, die sich zur Generation Benedikt zählen, unsere Ansichten teilen, die Antworten auf ihre Fragen ebenfalls in der Kirche suchen und mitgestalten wollen.
Dadurch war es uns möglich, die Idee “Generation Benedikt" auch in anderen Ländern vorzustellen, an die Verhältnisse des jeweiligen Landes anzupassen und entsprechend auszubauen.
Im Dezember erschien unser Buch auf Spanisch und mit ihm eine eigenständig arbeitende spanische Generation Benedikt. Weiters versuchen wir momentan in Polen, USA, Frankreich, Italien, Österreich und der Schweiz Fuß zu fassen. Dies alles immer mit dem Ziel, jungen Menschen überall auf der Welt bei ihrer Suche nach der Wahrheit behilflich zu sein, ihnen die katholische Kirche nahezubringen. Dabei stoßen wir selbst immer wieder auf die Generation, die wir vertreten wollen: die Generation Benedikt.
Johanna Ohm
Generation Benedikt. Lebensfragen junger Menschen - Antworten im Geiste des Papstes. Nathanael Liminski (Hrsg) Gütersloher Verlagshaus 2007, 144 Seiten, 10,30 Euro Info über Generation Benedikt: www.generation-benedikt.de