Hieß es im Vorfeld, 1,5 Millionen Menschen, vielleicht auch drei Millionen würden nach Rom zur Seligsprechung von Papst Johannes Paul II. kommen, so waren es sicher 1,5 vielleicht sogar 3 Millionen, die tatsächlich angereist sind. Von den Pilgern sind viele über Nacht hin- und am gleichen Tag wieder zurückgefahren. Andere kamen schon früher, um am gesamten Programm teilzunehmen: an der Vigil im Circus Maximus am Vorabend, der Seligsprechung mit Papstmesse am 1. Mai, an der Verehrung des im Petersdom ausgestellten Sarkophages des neuen Seligen und am Dankgottesdienst, der ersten offiziellen Messe zu Ehren des seligen Johannes Paul II. am darauffolgenden Tag.
Ich war schon früher mit ähnlich vielen Menschen zu ähnlichen Anlässen mit Menschen aus der ganzen Welt in Rom versammelt: etwa als Papst Johannes Paul II. Jose Maria Escriva, Kaiser Karl, P. Pio oder Mutter Teresa zur Ehre der Altäre erhob. Und dieser Papst, der die Grenzen der Kirche bis ans Ende der Welt weit geöffnet hat, in ihr die Macht des Widerstandes gegen Gott erschüttert hat, der die Heiligkeit so vieler Menschen, wie nie zuvor, in das Leben der Kirche einfließen hat lassen, dieser Papst ist nun selbst – wie es Millionen von Menschen aus allen Ländern dieser Welt gewünscht hatten – für uns in die Reihe der Seligen eingetreten!
Rom war perfekt vorbereitet – bis an die Grenzen des Möglichen. Johannes Paul ist wirklich in den 27 Jahren seines Pontifikats ein Bürger dieser Stadt geworden. Überall war sein Bild als Zeichen der Freude und des Stolzes über diesen – „ihren“ – großen Papst zu sehen. Und noch etwas hat mich am Rande tief beeindruckt: das Erlebnis, einmal einige Tage ganz in die Kirche und ihr Leben einbezogen zu sein, ohne daß jemand über sie gelästert, geschimpft, sie kritisiert hätte oder sie eines Besseren hätte belehren wollen.
Das Drängen und Schieben der Masse auf dem Petersplatz, die vielen hundert Einsätze der Rettung konnten die Freude über den geliebten und verehrten Papst nicht beeinträchtigen, und die Freundlichkeit der vielen Helfer, die Tonnen von Wasserflaschen gratis ausgegeben und für einen geordneten Ablauf gesorgt haben, halfen uns zu erleben, wie sehr die Menschen, selbst in großen Massen versammelt, einen Blick der Liebe und Zusammengehörigkeit füreinander haben können und wollen, wenn man sie läßt.
Der selige Johannes Paul hat als Papst die Kirche auf neue Dimensionen hin geöffnet. Er hat in seinem Leben das Gebet, das Gespräch mit Gott als das Wichtigste, als Quelle der Kraft für eine schier unmenschliche Aufgabe erfahren und durch sein Leben bezeugt. Er hat dieses Zeugnis von der Würde des Menschen, die ihren Ursprung allein in Gott hat, in die ganze Welt, in alle Kulturen und geistigen Strömungen getragen.
In ihm haben wir nun einen großen Fürsprecher bei Gott, einen Fürsprecher, der unsere Zeit und ihre Nöte so kennt, wie wir sie täglich in unseren Familien, Gemeinschaften und Begegenungen miteinander erfahren. Gleichzeitig ist dieser große Papst vor Gott auch Zeuge da?für, daß sehr, sehr viele von uns hier auf Erden Gott lieben und sich nach Seiner Nähe und Barmherzigkeit sehnen.
Durch ihn, den seligen Papst Johannes Paul II, hat uns die Kirche in diesen Tagen den Weg zu Gott sehr weit neu geöffnet!
Joseph Doblhoff