Fünf Tage in Rom - ein tiefes Erlebnis für drei der österreichischen Teilnehmerinnen - eines, von dem mit etwas zeitlichem Abstand erkennbar ist, daß es ihre Leben verändern, ihren Glauben vertiefen wird.
Die Tage in Rom rücken immer mehr in die Vergangenheit, aber der Kongreß selbst ist noch lange nicht vorbei. Seine Auswirkungen sind spürbar in den Menschen, die dabei waren. In Gesprächen und Begegnungen öffnen sich nun auch zu Hause Türen. Kontakte entstehen zu Menschen, denen das Thema der Barmherzigkeit ebenso zutiefst ein Anliegen ist. Der Wunsch brennt, Zeugnis zu geben und auch dafür zu beten, daß andere Menschen die Barmherzigkeit Gottes erkennen und annehmen können. Diesem ersten Kongreß werden im Laufe der Zeit weitere folgen.
Die Antwort auf die Barmherzigkeit Gottes ist das Vertrauen in Ihn. Der Satz, den Sr. Faustyna unter das Bild des barmherzigen Jesus schreiben sollte, ist für mich zum Kernsatz geworden: “Jesus, ich vertraue auf Dich." Als Leiterin der Gruppe konnte ich dieses Vertrauen gleich sehr praktisch einüben. Ich durfte wieder einmal die Erfahrung machen, daß der Herr selbst führt. So wichtig das eigene Planen und Organisieren ist, es muß immer noch Raum für Sein Handeln offen bleiben. Es war ein Einüben in Gelassenheit und Aufmerksamkeit. So ist es auch möglich, den richtigen Zeitpunkt für etwas zu erkennen.
Er führt! Begegnungen ergeben sich, die geplant nicht besser hätten sein können. Er weiß, was notwendig ist, und Er geht mit!
Faszinierend war zu sehen, wie die Barmherzigkeit Gottes Einheit stiftet. An einem Nachmittag stand für die Deutschsprachigen ein Emmausgang auf dem Programm - Glaubensgespräch mitten auf der Piazza Navona. Danach hat der Herr eine sehr schöne Erfahrung geschenkt: Etwa 20 Personen haben sich anschließend zusammengefunden. Die Gruppe konnte in einem Lokal an einer langen Tafel Platz nehmen, und wir haben ausgiebig und fröhlich gemeinsam Mahl gehalten.
Bunter hätte das Bild nicht sein können. Es war Platz für alle: für die resolute Caritasvertreterin aus einer Pfarre in Deutschland, die alleinerziehende Künstlerin, die erst vor kurzem den Glauben entdeckt hat, für einen Kaplan aus Österreich, den die Vorsehung nach Rom geführt hat, für einen Theologieprofessor, einen Gemeindepriester, einen Ordensmann...
Die Barmherzigkeit Gottes betrifft alle, und sie ist es, die Gemeinschaft und Einheit stiften kann. Gleichzeitig fordert sie heraus, uns selbst in die “Schule der Barmherzigkeit" zu begeben. Wir dürfen lernen, was es bedeutet, selbst immer mehr barmherzig zu werden, dem Herrn zu vertrauen und Mut zum Zeugnis zu finden.
Andrea Dobrovits-Neussl
Barmherzigkeit war mir immer schon und bleibt ein zentraler und leidenschaftlich gelebter Wert. Daß sich diese Dimension der Liebe Gottes in einem Kongreß darstellen wollte, war natürlich pure Freude für mich und damit meine Teilnahme daran sonnenklar.
Wenn sich dann tatsächlich tausende Menschen dankbar in Botschaften wie “Öffne dein Herz" oder “Schenk mir dein Elend" hineinbegeben, dann ist es nicht verwunderlich, wenn Jesu Flehen “Vertrau mir doch endlich" tatsächlich Gestalt annehmen kann. Ich habe während des Kongresses Zeugnisse gehört, gesehen und gespürt, wo Menschen um des puren Überlebens willen losgelassen haben und in dieses Vertrauen ganz hineingefallen sind.
Meine eigene Kleingläubigkeit hat mich dem gegenüber heiße Tränen vergießen lassen. Allerdings in eine Erlösung hinein. Und so habe ich erfahren, daß die Göttliche Barmherzigkeit Erlösung bedeutet. Beten, vergeben, heil werden. Beten, vergeben, heil werden. Keine Tretmühle, sondern Erlösung.
Dringlicher konnte der Kongreß nicht stattfinden als in dieser Zeit, wo aus allen Ecken und Enden laut nach Barmherzigkeit gerufen wird. Auf dieser Pilgerreise bin ich innig “online" gegangen mit meinem Schöpfergott. Ich brenne noch immer wie eine Fackel, und in mir betet es unentwegt weiter.
Und so kann ich nur wieder einmal mehr feststellen, daß sich das Wesentliche schwer in Worte fassen läßt. Es läßt sich viel mehr im Unsagbaren, im Mystischen, in Ihm finden. Aber einen Wunsch kann ich formulieren, ein Gebet: Bitte stärke unseren Glauben, bitte verzeihe uns jeden Tag und jede Sekunde. Bitte lehre uns, Dir wirklich zu vertrauen. Danke.
Johanna Wachmann
Ich bin erst in den letzten Jahren auf das Geheimnis der göttlichen Barmherzigkeit aufmerksam geworden. Der Tod meines Sohnes hat mich damit ganz stark in Berührung gebracht. Vorher konnte ich damit wenig anfangen. Jetzt aber ist es für mein Leben ganz wichtig geworden und so war es nur eine logische Konsequenz, zu diesem Kongreß in Rom aufzubrechen. Ich wollte mehr davon hören...
Dort war es in diesen Tagen einfach wunderschön: die Atmosphäre, die Vorträge mit großer Weite und Tiefe in der Lateranbasilika, Zeugnisse aus der ganzen Welt, die Gespräche miteinander, die tägliche Feier der Eucharistie und die mehr intimen Zusammenkünfte in der Anima für alle Deutschsprachigen.
Es war spürbar, daß in Rom in uns ein Funke entzündet wurde, und ich denke, daß Jesus selbst diesen Funken entzündet hat!
Der Ursprung dieses Weges liegt ja verborgen in Polen, in Krakau. Es sind Offenbarungen Jesu an die hl. Schwester Faustyna über die unendliche Weite der göttlichen Barmherzigkeit. Und nun soll die entzündete Flamme weiterbrennen und nicht vom rauhen Wind des Alltags ausgelöscht werden: das Feuer der göttlichen Barmherzigkeit für unsere Zeit, für unser Land...
Kardinal Schönborn regte in seinem Schlußwort an “zu Hause in Einfachheit nach dem Willen Gottes zu suchen und in diesem Plan in großer Freiheit weiterzugehen. Wir sollen kreativ sein, damit viele Menschen von diesem barmherzigen Herzen Jesu erfahren. Einstweilen ist es ein kleiner Baum, der der liebevollen Pflege bedarf, damit er wachsen kann. Die göttliche Barmherzigkeit ist aber unzweifelhaft die Botschaft für unsere Zeit. Wir sollen unsere Augen auf Jesus ausgerichtet halten, denn Er ist das sichtbare Erbarmen Gottes für uns alle. Er selbst ist unsere beste Schule, unser Lehrer. Jesus ist Barmherzigkeit."
Allen, die nicht dabei waren zum Trost: Es wird wieder Kongresse über das göttliche Erbarmen geben, denn dieses Thema ist wirklich “ein Dauerbrenner"!
Trude Gaisbauer