VISION 20003/2008
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Botschaft an uns

Artikel drucken Mama Margareta (Von Stephanie Walderdorff)

Margareta Occhiena wurde am 1. April 1788 in Capriglio, in der italienischen Provinz Asti in eine Bauernfamilie geboren. 1812 heiratete sie Francesco Bosco, einen 27jährigen Witwer, der seinen vierjährigen Sohn Antonio und seine halb gelähmte Mutter in die Ehe mitbrachte. Vom ersten Tag ihrer Ehe an war Margareta Mutter und widmete sich dieser Berufung vollständig.

Zwei weitere Söhne wurde dem Paar in seiner glücklichen, aber kurzen Ehe geschenkt: Giuseppe (geboren 1813) und Giovanni (geboren 1815, der als Hl. Johannes Bosco bekannt werden sollte). 1817 starb Margaretas Mann Francesco an einer Lungenentzündung. Als alleinerziehende Witwe trug sie nun sehr früh schon die ganze Verantwortung der Versorgung und Erziehung.

Sie vereinte dabei die energische Festigkeit einer väterlichen Liebe mit aufmunternder Fröhlichkeit und der sanften mütterlichen Liebe. Die Kinder wußten: Wenn sie “nein" sagte, blieb sie auch dabei. Ihre Strenge war nie grundlos und ohne Liebe, denn ihr größtes Anliegen war, die Kinder zu “guten Christen" zu erziehen.

Ebenso groß war auch ihre Güte und Barmherzigkeit. Einmal zerbrach Johannes versehentlich einen Ölkrug. Er lief der Mutter entgegen und brachte ihr reumütig eine Rute. Sie mußte darüber lachen, lobte ihn wegen seiner Ehrlichkeit und gebot mehr Vorsicht, denn Öl war damals teuer. Ihr großzügiges Herz war immer für die Probleme und Leiden der anderen offen und so lehrte sie die Kinder auch eine große Nächstenliebe zu den Bettlern und Flüchtlingen, die sie beherbergte.

Schon in ihrer Kindheit erlebte Margareta Occhiena eine einfache, tiefe Beziehung zu Gott. Dieses “Gefühl für Gott" gab sie ihren Kindern von Anfang an mit. “Gott sieht dich", war einer der häufigsten Aussprüche Margaretas. Mit diesem Gedanken verließen die Kinder das Haus, um durch die Wiesen und Felder zu streifen. Es war jedoch kein “Polizei-Gott", den sie vermittelte, sondern die Nähe des liebevollen Herrn und Schöpfers der Welt. “Welch schöne Dinge hat Gott für uns gemacht." “Danken wir dem Herrn... Er hat uns das tägliche Brot gegeben."

Sogar wenn Unwetter die Ernte zerstörte, erinnerte sie an Gott. “Der Herr hat's gegeben, der Herr hat's genommen. Er weiß weshalb." Die Kinder merkten: Es gab jemanden, der immer gegenwärtig war, der sie als guter und fürsorgender Vater liebte und mit dem man immer sprechen konnte, eine Person, zu der die Mutter ein unbegrenztes und unanfechtbares Vertrauen hatte, selbst wenn es schwer zu verstehen war, warum es auch Tod und Leid gab.

Wenn die Familie gar nichts zu essen hatten, kniete sie sich hin und betete im Vertrauen auf die göttliche Vorsehung.

Sehr wichtig war Margarita das Gebet in der Familie: etwa wenn sie während der Arbeit am Feld gemeinsam niederknieten, um den Engel des Herrn zu beten, oder abends wenn sie sich zum Rosenkranzgebet versammelten. In dieser Weise vermittelte sie den Kindern nicht nur traditionelle Gebete, sondern auch das schlichte Gespräch mit dem Herrn in einer Haltung der Dankbarkeit und des Vertrauens.

Mama Margareta drängte ihren Kindern den Glauben nicht auf, sondern sie zeigte die Glaubhaftigkeit durch ihr christliches Vorbild.

Margareta Occhiena lebte ihre Berufung als Mutter, indem sie sich ganz der Erziehung der Kinder hingab. Das bedeutete für sie jedoch nicht nur, sie zu “christlichen" Menschen zu erziehen, sondern sie zu ihrer Berufung hin zu führen. Von Geburt an hatte sie die Kinder, ganz besonders Johannes, der Muttergottes anvertraut. Sie selbst versuchte in allem, den Willen Gottes zu erkennen und zu tun.

Dies vermittelte sie auch den Kindern. Mit neun Jahren hatte Johannes einen Traum, der ihm seine Zukunft aufzeigte. Margareta sah darin ein Vorzeichen, daß ihr Sohn Priester werden sollte. Sie unterstützte mit allen Mitteln und unter vielen Opfern, daß Johannes zur Schule gehen konnte. Auch mußte sie ihn vor dem aggressiven Verhalten Antons schützen, der seinem jüngeren Bruder feindselig gesinnt war, weil dieser, statt auf dem Feld zu arbeiten, Bücher las und lernen wollte. 1826 verließ Johannes zunächst zum Schulbesuch die Familie und um später ins Priesterseminar einzutreten, wo er 1841 geweiht wurde.

Um seiner Mutter nicht noch länger finanziell zur Last zu fallen, überlegte Johannes ins Kloster einzutreteten, statt sieben Jahre lang zu studieren, um dann Weltpriester zu werden. Mama Margareta redete Johannes zu, den Weg seiner Berufung zu gehen, ohne auf sie Rücksicht zu nehmen.

Stets unterstützte sie ihn finanziell und begleitetete ihn geistig.“Johannes, du hast nun das priesterliche Gewand angelegt...Wenn dir jemals Zweifel an deiner Berufung kommen sollten, dann mache um Himmels willen diesem Gewand keine Schande! Lege es dann schnell ab! Mir ist es lieber, einen armen Bauern zum Sohn zu haben als einen Priester, der seine Pflichten vernachlässigt!"

In der Stadt Turin gründete Johannes - nun als “Don Bosco" - sein Oratorium, in dem er die verwaisten Straßenkinder lehrte und erzog. Er erkannte, daß sein Erziehungssystem stark von der aufopfernden Liebe seiner Mutter geprägt wurde und wollte sie 1846 nach Turin holen, damit sie die Mutter seiner Jugendlichen werde. Mama Margareta antwortete ihm: “Wenn du meinst, daß dies dem Herrn wohlgefällig ist, bin ich bereit, noch in diesem Augenblick von hier weg zu gehen!"

So verließ sie im Alter von 58 Jahren die geliebte Heimat und die Enkelkinder. In Turin wurde nun ihre Küche ein Ort der Wärme, Zuneigung und Zuflucht für die Probleme ihrer Schützlinge. Die Waisenkinder nannten sie “Mama Margareta" und liebten es, nach ausgelassenen Spielen bei ihr zu verweilen, wenn sie Kartoffeln schälte oder Socken flickte, um ihr zuzuhören, ein Lächeln oder einen Apfel zu ergattern.

Bei diesen Gelegenheiten fehlte es jedoch nie an ermahnenden oder lobenden Worten, die zu tugendhaftem Verhalten und vertrauensvollem Gebet aufforderten. Das stabile Fundament ihrer Liebe gab den Kindern Sicherheit, Orientierung und Selbstvertrauen.

Einer der Wesenszüge Mama Margaretas war ihre hingebungsvolle Arbeitshaltung. Auch den Kindern vermittelte sie dies schon sehr früh, indem sie ihnen leichte Aufgaben und somit auch Verantwortung übertrug, zum Beispiel die Kaninchen zu hüten.

Das Mittel zu dieser Opferbereitschaft war das immerwährende Gebet. Stets hatte sie eines auf den Lippen. So lebte diese einfache Frau, ohne es zu wissen, das bekannte “ora et labora" des heiligen Benedikt von Nursia. “Wenn es eine Heiligkeit der Ekstase und der Visionen gibt, dann gibt es auch eine Heiligkeit des Töpfeabwaschens und des Hemdenflickens. Mama Margareta war eine solche Heilige." (Teresio Bosco).

Das Heiligmäßige dieser Frau ist das kleine Heldentum, das 365 Tage im Jahr währt.

Eines Tages hatten die lärmenden, ungehobelten Jugendlichen des Oratoriums ein Kriegsspiel im Garten veranstaltet und dabei den gesamten Gemüsegarten zertrampelt, den Mama Margareta mühevoll gepflanzt hatte, und der so wichtig zur Versorgung der vielen hungrigen Mäuler war. Spät am Abend saß Mama Margareta dann noch wie gewohnt mit Johannes bei einem Berg von Kleidungsstücken, die geflickt werden mußten, denn die Jungen hatten nichts anderes zum Wechseln.

Da bat Margareta ihren Sohn, wieder aufs Land zur Familie zurückkehren zu dürfen. Der betrübte Johannes zeigte nur stumm auf das Kreuz. Da verstand die alte Mama und fuhr fort, die Hemden zu flicken. Nie wieder bat sie darum, in ihre Heimat zurückzukehren. Bis zu ihrem Lebensende gab sie alles, was sie hatte. Als sie 1856 an einer Lungenentzündung starb, trauerten mit ihrer Familie die vielen Jugendlichen, denen sie zur Mutter geworden war.

Am 15. November 2006 wurde Mama Margareta von Papst Benedikt XVI. als verehrungswürdig bezeichnet. 
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