Unzählige Bücher wurden nach dem Tod Johannes Paul des Großen veröffentlicht, immer wieder kommen neue hinzu. Jede dieser Biographien beinhaltet neue Geschichten und unbekannte Fragmenteaus dem Leben dieser großen Persönlichkeit. |
Unter all diesen Veröffentlichungen ragt ein Buch heraus, das vor einigen Monaten auf dem deutschen Buchmarkt erschienen ist. Darin berichtet erstmals der persönliche Sekretär und heutige Kardinal von Krakau, Stanislaw Dziwisz, über sein Leben an der Seite des Papstes.
1966 berief der damalige Erzbischof von Krakau den 27jährigen Priester zu seinem Privatsekretär. Bis zum Tod des Papstes erlebte Dziwisz die folgenden vier Jahrzehnte bis 2005 an der Seite Karol Wojtylas.
Im ersten Teil des Buches beschreibt er die schwierige Zeit in Polen, das Ringen des Erzbischofs mit den kommunistischen Machthabern, das in der Einweihung der Kirche von Nowa Huta ihren Höhepunkt fand. Der ehemalige Sekretär des Papstes zeigt jene Wesensmerkmale auf, die den späteren Papst schon damals auszeichneten. Dziwisz beschreibt ihn als Mystiker, als einen Mann des Gebetes, der stundenlang vor dem Allerheiligsten kniete, und für den die Eucharistiefeier zum Höhepunkt und zur Kraftquelle eines jeden Tages wurde. Er schreibt über sein besonderes Charisma und seine Freundschaft zu den jungen Menschen, die in jenen frühen Jahren in Krakau begann.
Karol Wojtyla war als Bischof und Theologe ein Mann des Konzils, dessen getreue Verwirklichung er auch später als Papst zu seinem Programm machte. Der Papstsekretär erzählt nochmals die Geschichte des 22. Oktober 1978, als sein Kardinal völlig unerwartet das Konzil als Papst verließ. Seine unvergeßlichen Worte “Öffnet die Tore für Christus" sollten zum Programm seines Pontifikates werden, dem es nicht an Höhepunkten mangelte.
Dziwisz beschreibt den Papst als einen modernen Apostel, der um die Welt reiste, dabei 30 Mal die Erde umrundete, und einer halben Milliarde Menschen begegnete. Er erzählt von der ersten Papstreise in das damals noch kommunistisch regierte Polen, das das Angesicht seines Heimatlandes verändern und die Freiheit für die Völker Mittel und Osteuropas einläuten sollte.
Der Kardinal zeigt dem Leser auch einen sehr menschlichen Papst, etwa als sie zusammen heimlich im Wagen den Vatikan verließen, um in die Abruzzen Schi fahren zu gehen. Er beschreibt den Wojtyla-Papst als einen Menschen, der keine Angst vor der Welt hatte, der mit seiner ungezwungenen und menschlichen Art der Kirche viele Herzen zurückeroberte und dem Papstamt einen neuen Stil verpaßte.
Der Sekretär war es auch, der die letzten Stunden im Leben des Papstes an seiner Seite verbrachte. Als Johannes Paul II. im Todeskampf lag, feierte er an seinem Bett zusammen mit vier Priestern die Heilige Messe. Bei der Kommunion gab Dziwisz ihm als Wegzehrung einige Tropfen des kostbaren Blutes Jesu. Es war um 21.37 am Vorabend des Festes der Göttlichen Barmherzigkeit, das Papst Johannes Paul II. für die ganze Weltkirche einführte. In diesem Moment bemerkten sie auf dem Monitor, daß das große Herz des Papstes zu schlagen aufgehört hatte.
Wer das Buch des Papstsekretärs liest, wird spüren, wie sehr dieses große Herz des Hirten auch heute weiterschlägt und Johannes Paul II. immer mehr zum Fürsprecher für einen neuen Frühling für die Kirche werden läßt.
Christoph Hurnaus
Mein Leben mit dem Papst. Von Stanislaw Kardinal Dziwisz, St. Benno Verlag, 265 Seiten, 20,50 Euro