VISION 20003/2008
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Warum können wir so schwer miteinander reden?

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Wir können oft nicht miteinander reden. Warum gelingt es uns nicht, einen Konflikt in der Familie anzusprechen? Die Ursache zu suchen und einen Weg zur Lösung? Mißverständnisse zu bereinigen? Zu bedenken, wie ein schnell gesagtes Wort beim anderen ankommt?

Warum läßt man Hürden bestehen und macht sich das Leben schwer?

Ich habe mich oft mit diesem Problem beschäftigt und darüber nachgedacht. Es scheint mir, wir bewegen uns oftmals nicht heraus aus unserem “Ich-Haus" und kommen deswegen bei “Du-Haus" nicht an.

In der Diskussion nach einem Vortrag zu diesem Thema sagte eine Frau sehr entschieden, daß wir mehr aufeinander zugehen müssen. Dieser Meinung schloß eine andere sich an, äußerte aber einen Vorbehalt. Sie sagte: “Wenn ich einen Menschen dann anspreche und ihn frage, wie es ihm gehe, und dieser Mensch sagt mir tatsächlich, wie es ihm geht: ,Was mache ich dann? Ich habe ja kein Geld'." Sie hatte Angst. Sehe ich den Mitmenschen also als Bedrohung an?

Besser wegschauen, denken viele und tun es auch. Unannehmlichkeiten erspart man sich lieber. Sich von anderen nicht stören lassen, ist die Einstellung vieler. Das aber ist die Krankheit unserer Gesellschaft: Im Ich-Haus zu bleiben, sich nicht betreffen zu lassen. “Ich kann mir doch nicht die Sorgen anderer anhören; ich habe genug eigene Sorgen," sagte eine aufgeregte Frau. Also sich nicht betreffen lassen.

Wo führt das hin? Verhängnisvolle Frage: Zu einer Kettenreaktion unglückseliger Folgen. Der Trend führt in die Hoffnungslosigkeit.

Wenn ich mich am Evangelium orientiere, stellt sich die Sache anders dar: Christus sagt, daß wir einander lieben sollen und zwar wie Er uns geliebt hat. Das ist Sein Gebot, die Trendwende in der Menschheit. Und Paulus setzt in seinem Brief an die Christen in Galatien fort: “Einer trage des anderen Last. So werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen." (Gal 6,2)

Wir kennen die Voraussage, wie unsere Beurteilung beim Letzten Gericht aussehen wird. Christus sagt es unumstößlich: “Was ihr dem geringsten meiner Brüder getan habt (in den verschiedenen Nöten des Lebens: Hunger, Durst, Einsamkeit, Krankheit...), das habt ihr mir getan - oder mir nicht getan." Das wird der Maßstab sein bei der letztgültigen Beurteilung.

Am Beginn meiner beruflichen Tätigkeit in einem großen Flüchtlingslager habe ich mir schwergetan mit dem Zugehen auf die anderen und mit dem sich betreffen lassen. Meinen inneren Widerstand fand ich beschämend. Es blieb also nichts anderes übrig, als die Füße einfach in Bewegung zu setzen und die Familie, die mir zugeteilt worden war, zu besuchen.

Ich erkannte: Ohne Anstrengung geht es nicht, soll das Ich-Gefälle überwunden werden. Der Mitmensch ist kostbar. In ihm begegnet mir Christus. Wie ich mit meinem Mitmenschen umgehe, hat seine Konsequenzen.

Es war eine geschenkte Erfahrung, ein Schlüsselerlebnis: Wenn ich mich dem Mitmenschen gegenüber an die zweite Stelle setze, habe ich die richtige Position - und das Reden miteinander beginnt zu gelingen.

Ich möchte sagen: Bleiben wir im Gespräch.

Maria Loley

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