Jetzt ist es soweit: Da die erste Nummer von VISION 2000 im Oktober 1988 veröffentlicht wurde, ist also mit dieser Ausgabe der 20. Jahrgang vollzählig erschienen. Was für ein Abenteuer! Dank sei Gott. Und vielen Dank auch für Ihre Treue, Ihr Interesse, Ihr Engagement bei der Verbreitung der Zeitschrift, Ihre großzügige finanzielle Unterstützung. Dank auch allen Lesern, die uns für die nächste Ausgabe, die Jubiläumsnummer, Texte mit ihrem Zeugnis geschickt haben.
Erlauben Sie mir, diesmal nicht über Interna zu berichten, sondern ein paar Gedanken zu der in Österreich bevorstehenden Wahl zu äußern? Meinem Eindruck nach sind wir mit einem dramatischen Autoritätsabbau im Bereich der Politik konfrontiert - eine große Gefahr für die Demokratie: einerseits wird der Wähler anfällig dafür, nach einer starken Hand zu rufen, die endlich “aufräumt"; andererseits absentieren sich viele vom Wählen unter dem Motto: es ändert eh' nichts. In der Demokratie sind Wahlen für den Normalverbraucher aber die einzige Gelegenheit Einfluß zu nehmen.
Wen soll man aber wählen? Dazu hat die Glaubenskongregation Wichtiges gesagt. Sinngemäß heißt es im Schreiben über das Verhalten von Katholiken im politischen Leben: Bei grundlegenden Fragen, die das Gesamtwohl der Person betreffen, dürfen Katholiken Parteien nicht unterstüzten, die für Gesetze im Widerspruch zur kirchlichen Lehre eintreten und zwar bei folgenden Themen: Abtreibung, Euthanasie, Rechte des menschlichen Embryos, Schutz und Förderung der Familie, monogame Ehe, Homo-“Ehe", Freiheit der Eltern, ihre eigenen Kinder zu erziehen.
“Es ist (...) keinem Gläubigen gestattet, sich auf das Prinzip des Pluralismus und der Autonomie der Laien in der Politik zu berufen, um Lösungen zu begünstigen, die den Schutz der grundlegenden ethischen Forderungen für das Gemeinwohl der Gesellschaft kompromittieren oder schwächen." Es gilt also, sich ernsthaft mit den Parteiprogrammen auseinanderzusetzen.
Gut gefallen hat mir, was im Zillertaler Glaubensboten den Christen geraten wird: “Statt über Politiker schimpfen - für sie beten: Die Urchristen haben selbst in Zeiten der Verfolgung für den Kaiser gebetet. Sich selbst politisch engagieren: Wer eine Begabung hat für politisches Handeln, soll sich einbringen als Dienst am Menschen. Wer das nicht kann, soll andere dazu ermutigen und sie bestärken." Mit der Partei Die Christen wird so ein Engagement versucht. Und weiter heißt es im Glaubensboten: “Nicht schweigen, sondern reden: Der mündige Christ soll seinen Standpunkt vertreten am Wirtshaustisch, unter Freunden und Arbeitskollegen..."
Obwohl sich die Zukunft letztlich im Herzen der Menschen und nicht in der Politik entscheidet, sollten wir Christen diesen Bereich hellwach verfolgen und unsere Möglichkeiten gut nutzen.
Christof Gaspari