VISION 20005/2008
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Seid Hüter der Schöpfung!

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Die Schöpfungslehre war in den letzten Jahrzehnten in der Theologie fast verstummt und kaum noch spürbar. Jetzt bemerken wir die Schäden, die daraus resultieren. Der Erlöser ist der Schöpfer, und wenn wir Gott nicht in dieser ganzen Größe verkünden - Schöpfer und Erlöser -, dann reduzieren wir auch die Erlösung.

Denn wenn Gott in der Schöpfung nichts zu sagen hat, wenn Er nur irgendwie in einem Bereich der Geschichte anwesend ist, wie soll er dann wirklich unser ganzes Leben umfassen? Wie soll er dann wirklich Heil für den Menschen als Ganzen und für die Welt in ihrer Ganzheit geben können?

Deswegen ist eine Erneuerung der Schöpfungslehre und ein neues Verstehen der Untrennbarkeit von Schöpfung und Erlösung für mich von größter Bedeutung. Wir müssen wieder neu erkennen: Er ist der Creator Spiritus, die Vernunft, die am Anfang steht und aus der alles kommt und von der unsere Vernunft ein Funke ist. Und Er ist es, der Schöpfer selbst, der auch in die Geschichte hereingetreten ist und in sie hereintreten, in ihr wirken kann, eben weil er der Gott des Ganzen und nicht nur eines Teiles ist. Wenn wir das erkennen, dann wird klar, daß Erlösung, daß Christsein, daß ganz einfach christlicher Glaube immer auch Schöpfungsverantwortung bedeutet.

Nun ist ja vor zwei, drei Jahrzehnten der Vorwurf erhoben worden ich weiß nicht, wie weit er noch besteht , daß eigentlich die Christen die Verantwortlichen für die Zerstörung der Schöpfung seien, denn das Wort der Genesis “Macht euch die Erde untertan" habe zu jener Arroganz gegenüber der Schöpfung geführt, deren Auswirkungen wir heute spüren. Ich glaube, diesen Vorwurf müssen wir in seiner ganzen Falschheit neu durchschauen lernen: Solange die Welt als Schöpfung Gottes begriffen wurde, ist auch der Auftrag, sie “untertan" zu machen, nicht als Auftrag der Versklavung der Schöpfung verstanden worden, sondern als Auftrag, Hüter der Schöpfung zu sein und in ihr ihre Gaben zu entfalten; am Werk Gottes, an der Evolution, die er in die Welt hineingelegt hat, selbst tätig mitzuarbeiten, und zwar so, daß die Gaben der Schöpfung selbst zur Geltung kommen und nicht unterdrückt und zerstört werden.

Wenn wir anschauen, was im Umkreis der Mönchsklöster gewachsen ist, wie dort sozusagen kleine Paradiese, Oasen der Schöpfung entstanden sind und noch entstehen, dann wird sichtbar, daß dies nicht nur Worte sind, sondern wo das Wort vom Schöpfer richtig verstanden worden ist, wo Leben mit dem erlösenden Schöpfer da war, da hat man sich gemüht, die Schöpfung zu erlösen und nicht sie zu zerstören.

(...) Der brutale Verbrauch der Schöpfung setzt dort ein, wo es keinen Gott gibt, wo Materie nur noch Material ist für uns, wo wir selbst die letzten Instanzen sind, wo das Ganze uns einfach gehört und wir es für uns verbrauchen. Und der Verbrauch der Schöpfung setzt dort ein, wo wir keine Instanz mehr über uns haben, sondern nur noch uns selber wollen, er setzt dort ein, wo es keine Dimension des Lebens über den Tod hinaus mehr gibt, wo wir in diesem Leben sozusagen das Ganze an uns reißen und das Leben so voll besitzen müssen wie nur möglich, wo wir alles haben müssen, was überhaupt zu haben ist. Und so können, glaube ich, wirkliche und wirksame Instanzen gegen den Verbrauch und die Zerstörung der Schöpfung nur dort gebaut und entwickelt, verstanden und gelebt werden, wo Schöpfung von Gott her gesehen wird...

Papst Benedikt XVI. im Gespräch mit dem Klerus der Diözese Bozen-Brixen zitiert in “Die Tagespost" v. 12.8.08

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