Zweierlei Maß
In Österreichs Medien herrschen seltsame Regeln. Das konnte man vorige Woche sehen, als die Mitgliederzahlen des Gewerkschaftsbundes bekanntgegeben wurden. Denn diese haben den tiefsten Punkt des letzten halben Jahrhunderts erreicht. Die (offiziellen) Mitgliederzahlen des ÖGB sind von fast 1,7 Millionen in den 80er Jahren auf zuletzt 1,2 Millionen abgesackt. Dennoch wird in den Medien kaum über eine dramatische Krise des ÖGB geschrieben. Mit umso größerer Lust berichten die diesbezüglich so schweigsamen Medien jedoch alljährlich großflächig über die Austritte der Kirche, obwohl sich diese – auf viel größerer Höhe – im gleichen Prozentsatz bewegen. Einen objektiven Grund für diese unterschiedliche Behandlung gibt es nicht. Aber vielleicht steckt da wieder einmal eine subjektive Absicht dahinter? Etwa jene, noch viele weitere Nachfolgetäter zu einem Kirchenaustritt zu motivieren, während kein braver Linker jemanden zu einem Austritt aus der Gewerkschaft bewegen will?
Andreas Unterberger Fußnote 186, v. 11.4.11, www.andreas-unterberger.at/2011/04/fusnote-186-der-ogb-und-die-kirche/
Und noch ein Beispiel für einseitige Wahrnehmung:
Bibelverbrennung und keine Proteste
Iranische Revolutionsgarden haben am 8. Februar rund 300 Bibeln in persischer Sprache öffentlich verbrannt. Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte kritisiert, daß dieser Vorgang weltweit ignoriert werde, während die Verbrennung eines einzelnen Korans in Florida durch eine winzige christliche Splittergruppe zu Regierungserklärungen, Massenprotesten, Gewaltexzessen und Enthauptungen geführt habe. In der Islamischen Republik Iran und anderen Teilen der islamischen Welt werde beim Schutz von Religions- und Gedankenfreiheit mit zweierlei Maß gemessen. Bücherverbrennungen jeder Art seien ein Zeichen für totalitäres Denken. Bereits im Jahr 2010 hatten iranische Behörden mehrere hundert Bibeln verbrannt.
Zenit.org v. 5.4.11
Warum die Medienberichterstattung überwiegend glaubens- und kirchenkritisch und überdies weltanschaulich so gleichgeschaltet ist, zeigt die folgende Meldung:
Journalistenherzen: links und grün
Nach der letzten Repräsentativbefragung unter deutschen Journalisten bekennen sich 34% zu Bündnis 90/Die Grünen, weitere 25% zur SPD. Das sind also weit über 50%. Nur der Vollständigkeit halber: 8% fühlen sich der CDU/CSU nahe, 6% der FDP. Wenn man diese Zahlen als Basis nimmt, kann man davon ausgehen, daß mehr als die Hälfte der Journalisten Präferenzen für eine rot-grüne Koalition hat. (…)
Dieses Übergewicht ist normal. Wir haben bei allen Befragungen seit den späten 60er Jahren immer eine deutliche linke Mehrheit unter den Journalisten. Ähnliche Ergebnisse liegen aus Amerika vor.
(…) Soweit man hier Ursache und Wirkung trennen kann, zeigen unsere über viele Jahrzehnte laufenden Vergleiche zwischen dem Tenor der Medienberichterstattung und der Entwicklung der Bevölkerungsmeinung, daß der Tenor der Medienberichterstattung in der Regel ein bis drei Jahre dem Meinungswandel in der Bevölkerung vorausläuft. Mir ist auch aus der internationalen Forschung kein Fall bekannt, in dem der Meinungswandel der Bevölkerung dem Tenor der Medienberichterstattung vorausgelaufen ist. Das deutet darauf hin, daß der Wandel in den Einstellungen, Meinungen, Sichtweisen der Bevölkerung nicht alleine, aber doch wesentlich durch die Medien verursacht wird.
Prof. Hans Mathias Kepplinger, Institut für Publizistik der Universität Main in „Die Tagespost“ v. 9.4.11
Für Christen ist es wichtig zu wissen, daß die Infos und Kommentare der gängigen Medien fast durchwegs einseitig gefärbt und daher ihrerseits kritisch zu bewerten sind. Da das Fernsehen ein besonders wirksamer Manipulator ist, kann dessen überhandnehmender Konsum jedenfalls nur Besorgnis erregen:
4 Stunden vor dem FS
Fernsehen ist trotz der Konkurrenz aus dem Internet beliebter denn je. Die Sehdauer in Deutschland ist im vergangenen Jahr auf das höchste Niveau seit 18 Jahren gestiegen. Im Schnitt saßen die Zuschauer jeden Tag drei Stunden und 43 Minuten vor der Flimmerkiste. (…) Insgesamt war es die längste Sehdauer seit dem Start der Einschaltquotenvermarktung durch die Agentur „media control“ im Jahr 1992. Die höchsten Zuwächse wurden bei den 30- bis 39jährigen gemessen: Ihre Sehdauer stieg von 202 auf 217 Minuten an. Spitzenreiter sind aber nach wie vor die Über-50jährigen mit einem täglichen TV-Konsum von durchschnittlich 290 Minuten (4 Stunden und 50 Minuten).
PURmagazin 2/11
Man bedenke: 290 Minuten sind fast 30% der wachen Zeit
Katastrophen sind eigentlich normal
Die japanische Katastrophe ist (…) nicht unerwartet. Sie ist normal. Man kann einmal mehr das alte Buch von Charles Perrow über Normal Accidents aus dem Bücherschrank holen. Er hat (noch vor Tschernobyl) anhand von großtechnischen Anlagen – wie Kernenergiemeilern, Ozeandampfern, Flugunfällen, großchemischen Anlagen – gezeigt, daß Sicherungsmaßnahmen scheitern müssen. Erstens sind diese Gebilde komplex, sie bestehen aus einer riesigen Anzahl von Elementen. Zweitens sind diese Elemente miteinander verkoppelt, eine unendliche Zahl von möglichen Kausalverkettungen tut sich auf. Drittens spielen Zufälle eine Rolle, an die niemand denken konnte: technische Koinzidenzen, menschliches Versagen, Fehlerketten. Man kann nicht Millionen von (möglicherweise absurden) Konstellationen vorhersehen. Viertens weiß man, wenn eine Katastrophe im Laufen ist, aufgrund der Komplexität der Sache die meiste Zeit nicht, was überhaupt geschieht. Was Perrow für großtechnische Systeme gezeigt hat, ist auch ein Erklärungsmodell für die Wirtschaftskrise. (…) Wir schaffen technische und ökonomische Apparate, die wir nicht im Griff haben. Oft ist niemand schuld. Im Griff haben ist schlicht unmöglich. Deshalb sind Katastrophen normal. Sie werden – mit steigender Komplexität – immer normaler. Wir haben uns dafür entschieden.
Manfred Prisching, Prof. f. Soziologie Graz, in Die Furche 13/11
Diese grundsätzliche Anfälligkeit sollte Anlaß zur Entwicklung einer Alternative geben. In den 70er Jahren entwickelte E.F. Schumacher das Konzept „Small is beautiful“, Leopold Kohl verwies auf die Vorteile der Überschaubarkeit. Sie stärker zu betonen, ist ein Gebot der Stunde. Die Forcierung erneuerbarer Energiequellen auf Kosten der Atomkraft eröffnet da Chancen.
Atomkraft ist keine Option
Wirtschaftlich attraktiv werden Atomkraftprojekte erst, wenn ein großer Teil der Kosten durch den Steuerzahler getragen wird. Dies geschieht beginnend bei der staatlichen Propaganda zur „Meinungsbildung“, die zur Durchführung von entsprechenden Projekten erforderlich ist, durch staatlich subventionierte Kredite und staatliche Ausfallshaftungen, Industriedumping und Überwälzung der Unfallhaftung auf die Gesellschaft. Nicht zuletzt werden die Probleme und Kosten ignoriert, welche für tausende zukünftige Generationen im Zusammenhang mit der Endlagerung der atomaren Abfälle erwachsen.
(…)Die Nutzung der Atomkraft bindet sehr viel Kapital, welches im Bereich der Weiterentwicklung erneuerbarer Energieträger und der Energieeffizienz dringend benötigt werden würde und schafft allein durch den regulären zivilen Betrieb von Reaktoren durch radioaktive Freisetzung und kumulierenden Atommüll eine ungeheuerliche Hinterlassenschaft. Damit ist die Nutzung der Atomkraft nicht kompatibel mit den Anforderungen an nachhaltige Energie- und Gesellschaftssysteme und muß als zukunftsfähiger Lösungsansatz zur Energieversorgung verworfen werden.
„Aspekte der zukünftigen Kernenergienutzung“ Berichte aus Energie- und Umweltforschung 53/2008, BM f. Verkehr, Innovation & Technologie
Atomkraft ist vor allem deswegen abzulehnen, weil wir mit dem Atommüll, dessen langfristige Entsorgung ungelöst ist, den nächsten Generationen ein unzumutbares Erbe aufhalsen.
Sterbehilfe und Organentnahme
In Kliniken der belgischen Städte Antwerpen und Lüttich sind durch Sterbehilfe getöteten Patienten in mindestens vier Fällen Organe zu Transplantationszwecken entnommen worden. Über dieses bioethisch fragwürdige Verfahren haben diese Woche mehrere belgische Zeitungen berichtet. (…) Die in den beiden belgischen Städten zuständigen Ethikkomitees hatten zwar den Organentnahmen an den Toten zugestimmt, räumten jedoch zugleich ein, daß es sich dabei um eine „ethisch sensible“ Frage handle. Mit derartigen Eingriffen sollten keine zusätzlichen Anreize für Sterbehilfe geschaffen werden. Man wies allerdings daraufhin, daß es in allen Fällen den Wunsch und die Zustimmung der schwerkranken Patienten gegeben habe, nach ihrem Ableben Organe zu spenden.
Die Tagespost v. 12.2.11
Seitdem sich im Denken die Vorstellung eingeschlichen hat, Ärzte seien in bestimmten Fällen berechtigt, über Leben und Tod von Patienten zu entscheiden (bei Präimplantationsdiagnostik, Abtreibung, Euthanasie), schreitet die Unmenschlichkeit konsequent voran. Dann beklagen Ärzte, daß man Menschen mit noch brauchbaren Organen sterben lasse, statt ihnen diese nutzbringend rechtzeitig vor dem Tod „abzunehmen“:
Brauchbare Organe rechtzeitig „retten“
Ein Vorstoß kommt von medizinischer Seite und wurde in der Zeitschrift Bioethics im letzten Jahr veröffentlicht. Unter der Überschrift „Sollten wir die Organspende-Euthanasie erlauben? Alternativen zur Maximierung der Anzahl und Qualität von Organen für die Transplantation“ beschreiben die Autoren Dominic Wilkinson und Julian Savu?les?cu ihre Überlegungen, wie man durch die Euthanasie von Menschen an ihrem Lebensende Organe gewinnen könne.
Die Fakten, die in Bezug auf die Organspende genannt werden, machen nachdenklich: So sterben in den USA täglich 18 Patienten, weil sie dringend Organe benötigt hätten, diese aber nicht zur Verfügung standen. Rund 100.000 Patienten stehen dort auf der Warteliste. Um diese Menschen retten zu können, schlagen die Autoren vor, eine Gruppe von Menschen als Organspender zu behandeln, die bisher noch überhaupt nicht dafür berücksichtigt worden sind: Menschen, die auf Inten?siv?stationen liegen und ohne Aussicht auf Heilung todkrank sind, so daß die medizinischen Heilungsmaßnahmen bei ihnen eingestellt werden und man sie sterben läßt. Die Autoren beklagen, daß die meisten dieser Menschen und mit ihnen die eventuell brauchbaren Organe „beerdigt oder verbrannt“ werden.
(…) Insgesamt sieben verschiedene Optionen werden angeboten, um das Hauptziel zu erreichen, die Explantation von mehr und besseren Organen. Option 1 ist eine Veränderung der Zustimmungs-Prozesse, Option 7 verkürzt die Zeit, bis der Patient für tot erklärt wird. Die übrigen Vorschläge gehen in eine andere Richtung. Bei der „Organspende-Euthanasie“ wird der noch lebende Patient unter Vollnarkose gesetzt, der Tod tritt ein, wenn das Herz entnommen wird. Option 3 schlägt die „Kardiale Euthanasie, gefolgt von Organspende“ vor: der Patient bekommt Anästhesie- und Kardioplegie-Medikamente. Letztere stellen das Herz ruhig. Die Organe werden danach entnommen.
Eine weitere vorgeschlagene Möglichkeit ist die der „Neuro-Euthanasie“, wobei die Blutgefäße zum Gehirn verschlossen werden und dann der Hirntod festgestellt wird. Bereits vor dem Tod des Patienten und vor Beendigung der lebenserhaltenden Maßnahmen kann man gemäß Option 5 diejenigen Organe entnehmen, die nicht lebensnotwendig sind. Alternativ könnte man vor Einstellung der lebenserhaltenden Maßnahmen einen Bypass legen, um die zu entnehmenden Organe bis zur Entnahme zu sichern.
Zenit.org v. 23.3.11
Eigentlich unfaßbar. Daß wir eines Tages so weit kommen, ist keineswegs auszuschließen.
Welle von Eintritten in die Kirche
In England und Wales werden über 4.700 Menschen an Ostern getauft werden bzw. als ehemalige anglikanische Christen in die volle Gemeinschaft mit der katholischen Kirche heimkehren. In vielen englischen Diözesen haben entsprechende Gottesdienste stattgefunden, in welchen die Kandidaten feierlich unter die Katechumenen aufgenommen wurden. Dies berichtet der Catholic Herald. Beispielsweise werden in der Erzdiözese Westminster 900 Menschen katholisch werden, in der Erzdiözese South?wark 684.
Crispian Hollis, Bischof von Portsmouth und selbst der Enkel eines anglikanischen Bischofs, sagte bei der Aufnahmefeier in seiner Diözese: „Dies ist meine 23. Feier des Aufnahmeritus unter die Kandidaten in dieser Kathedrale und in dieser Diözese, und wir erleben dieses Jahr die größte Zahl von Menschen, welche sich auf die letzte Etappe auf ihrem Weg zu den österlichen Sakramenten freuen.“ Bei seiner Homilie begrüßte Bischof Hollis auch jene besonders, welche als ehemalige Anglikaner in das Personalordinariat eintreten werden und er fügte hinzu: „Woher auch immer Sie kommen, und wie immer Ihre Glaubensreise war: Wir werden durch Ihre Gegenwart gesegnet…“ Hollis betonte: „Das Zeugnis dieser vielen Menschen, welche einen so grundsätzlichen Lebensschritt wagen, ermutigt uns so sehr.“
Kath.net 18.3.11
Wirklich ein Grund zur Freude ebenso wie die folgende Meldung, die auch eine Ermutigung sein sollte, den eigenen Glauben auch öffentlich mehr zu bekunden:
Nur 19 Prozent gegen Kreuze in den Schulen
Wie aus einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts IMAS hervorgeht, sind 19 Prozent der Österreicher gegen Kreuze in Schulen. (…) 70 Prozent der zwischen Februar und März Befragten sprachen sich dagegen aus, das Kreuz und andere christliche Symbole aus Schulen zu verbannen. Bei der Umfrage bezeichneten 80 Prozent Österreich als „ein christliches Land“, nur 13 Prozent sind anderer Meinung. Laut IMAS verblüfft die Eindeutigkeit, mit der die Bevölkerung trotz zahlreicher Kirchenaustritte im Vorjahr die christlichen Wurzeln ihres Landes betont.
ooe@orf.at/stories/506394