Wir kannten uns von einer Begegnung bei Radio Maria. Unlängst kamen wir in der Pfarre ins Gespräch miteinander. Was mir die hübsche, junge Frau erzählt hat, wirft ein Licht auf die bedrohte Situation des Glaubens mitten in der Kirche.
Sie hat zwei Kinder, ist seit zehn Jahren verheiratet. Das Paar hat sich in einer geistlichen Gemeinschaft kennengelernt und seine Ehe auf ein christliches Fundament gestellt: „Tisch- und Abendgebete, Messbesuch an Sonn- und Feiertagen gehören zu unserem Alltag ganz selbstverständlich dazu.“
Weil die Tochter heuer zur Erstkommunion gehen sollte, bot sich die Mutter als Helferin bei der Vorbereitung an. Ihr Anliegen: „Ich wollte den Kindern einen lebendigen Glauben und eine persönliche Beziehung zu Jesus in der Eucharistie vermitteln.“
Erste Überraschung bei einem Vorbereitungstreffen mit der Tischmutter, mit der sie gemeinsam eine Gruppe leiten sollte: „Nebenbei erklärte sie mir, dass sie nicht an Gott, sondern an das Gute im Menschen glauben würde. Ich war ziemlich perplex.“
Die Arbeit mit den Kindern macht ihr dann große Freude. „Die Kinderherzen waren offen.“ Mit dem Zeugnis eines bekehrten Moslems, der viele Gefahren auf sich nahm, um das „Brot des Lebens“ zu empfangen, will sie den Kindern zeigen, welche Bedeutung diesem großen Geschenk, das sie selbst demnächst empfangen würden, zukommt. Das stößt ebenso auf Widerspruch wie ihr eigenes Lebenszeugnis in den Stunden mit den Kindern: „Ich hatte in einem Nebensatz erklärt, dass Gott in unserer Familie an erster Stelle stehen würde. Das sei, wie mir erklärt wurde, aus religionspädagogischer Sicht nicht zu verantworten.“
Es kommt zu Gesprächen mit der für die Erstkommunion Verantwortlichen und dem Diakon – „keine aggressiven Streitgespräche, aber doch sehr engagierte Meinungsdarlegungen.“ Das Ergebnis: Die junge Frau legt ihr Amt als Tischmutter zurück. „Mir ging es nicht in erster Linie ,um die Freude am gemeinsamen Weg mit den Kindern’ – das war offiziell die einzige Voraussetzung, um Tischmutter zu werden –, um Mal- und Bastelarbeiten, sondern ganz klar um die Vermittlung eines lebendigen Glaubens, der mein eigenes Leben bereichert und das Leben der Kinder so positiv beeinflussen könnte.“
Ihren Posten übernimmt eine Frau, sehr engagiert in der Pfarre. „Ich fragte sie, ob sie glauben würde, dass die Hostie der Leib Christi sei. Sie erklärte, dass sie das ihrer Tochter nie so sagen könnte, das höre sich kannibalistisch an. Ich habe sie dann gefragt, ob sie glaube, dass die Hostie Jesus sei. Diese Frage verneinte sie. Für sie sei die Hostie ein Symbol, das ihr helfe, mit Gott in Verbindung zu treten.“
Die Erstkommuniongruppe wird von da an von zwei Frauen geleitet, von denen eine nicht an Gott, die andere nicht an die Realpräsenz glaubt. Ziemlich grotesk: „Wenn ungläubige Mütter sich als Tischmütter melden, stellt das offensichtlich für niemanden ein Problem dar. Wenn ich als gläubige Mutter den Glauben der katholischen Kirche vermitteln möchte, schlägt das hohe Wellen und löst Proteste aus!“
Schlimm – und leider kein Einzelfall, aber auch kein Grund zu verzagen, wie auch die Schlussworte meiner Gesprächspartnerin zum Ausdruck bringen: „ Jetzt liegt die Erstkommunion hinter uns. Es war ein schönes Fest, denn Gott ist immer treu und er schenkt Seine Gnaden trotz der Armut Seiner Kirche. Wahrscheinlich muss sie noch ärmer werden, damit sie den unendlichen Reichtum des Glaubens wieder entdeckt. Ich habe es nicht bereut, den Versuch unternommen zu haben, Tischmutter zu sein. Ich denke, dass in den wenigen Stunden meines Tischmutterdaseins doch das eine oder andere Samenkorn in ein Kinderherz gefallen ist, das später Frucht bringen wird.“