VISION 20004/2012
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Das Credo: Staunen über die Großtaten Gottes

Artikel drucken Über die beglückenden Aussagen des großen Glaubensbekenntnisses (P. Leo Liedermann OSB)

Wer nach unserem Glauben fragt, dem können wir mit den Worten des großen Glaubensbekenntnisses die Schönheit, die Größe und das wunderbare Wirken Gottes nahebringen. Der folgende Beitrag atmet die Freude, die mit dieser beglückenden Erkenntnis dieses Geheimnisses verbunden ist.  
Eine erste Bewegung: Freude an Gott. Gott ist gut. Gott ist schön. Gott ist wahr! Mein Herz tanzt und hüpft mir im Leib, wenn ich es ausspreche: „Ich glaube an Gott!” Und neue Herzensfreude, wenn jemand neben mir mit einstimmt: „Ich glaube an Gott!” Mein Glaube liebt diese Worte, die aus der jungen Kirche geboren sind unter Gebet, Kämpfen, Leiden, Denken und Ringen und vor allem im Hören auf Gottes Geist. Credo! Ich glaube an Gott.
Ich möchte vor uns allen das Credo kurz ausbreiten, das in der Heiligen Messe seinen Platz gefunden hat und sich im Choralgesang der Seele einprägt, das „Große Glaubensbekenntnis”. (Heute wird meist die kürzere Form gesprochen, das „Apostolische” genannt.) In diesem Großen Glaubensbekenntnis liegt eine besondere Freude über alles, was Gott ist, was Er getan hat und tut und über die Schönheit, in der das alles zusammenklingt.
Gehen wir gemeinsam durch diese Welt, die sich hier auftut. Es ist ein staunendes Schauen auf dieser Wanderung, dem hohen Gipfel zu, ruhig, ohne Eile, mit Rundblicken und Tiefblicken, an denen ich mich nicht satt sehen kann: „Ich glaube an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt.”
Mein Glaube weiß, welch ganz andere Erklärungen über die Welt und ihren Ursprung es heute gibt. Sie beirren ihn nicht, seine Wurzeln liegen tiefer. Im Glauben erkenne ich, dass die Welt durch Gottes Wort erschaffen wurde und so aus dem Unsichtbaren alles Sichtbare entstanden ist. In dieser unsichtbaren Welt entspringt die Kraft, die uns durch die Engpässe und den Schiffbruch der sichtbaren Dinge hindurch trägt. Dietrich Bonhoeffer hat es intensiv erlebt und ausgedrückt: „Wenn sich die Stille nun tief um uns breitet, so lass uns hören jenen vollen Klang der Welt, die unsichtbar sich um uns weitet, all deiner Kinder hohen Lobgesang.” Als er nicht lange danach, kurz vor der erhofften Befreiung aus dem KZ Buchenwald, zur Hinrichtung abgeholt wurde, sagte er seinen mitgefangenen Freunden: „Das ist das Ende. Nun beginnt mein Leben.”
Ziel des Credo ist das Leben der kommenden Welt. Dort haben wir unser Bürgerrecht und unsere Heimat. Dorthin ist der Herr vorausgegangen, um uns einen Platz zu bereiten. Dorthin sehnt sich unser Glaube, aber von dort schöpft er auch die Kraft für alles, was jetzt zu bewältigen ist. Den Anker dorthin auszuwerfen, macht nicht weltuntauglich. Nein, es bewahrt vor dem Ausbrennen und Darniederliegen, es macht tauglich und tüchtig fürs Leben.
Denn Gott ist Leben. Gott ist Gemeinschaft. Gott hat einen Sohn, Sein Ebenbild, Seine ganze Freude, Sein vollkommenes Du, Empfänger Seiner strömenden Liebe: „Ich glaube an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater: Durch Ihn ist alles geschaffen.”
Er ist der Einzige, Einmalige, Ebenbild und Inbegriff aller Liebe, Freude und Seligkeit.
Und diesen kostbaren Schatz sendet Gott zu uns! Daran ermisst sich unser wirklicher Wert, den so viele Menschen noch überhaupt nicht kennen: „Für uns Menschen und zu unserem Heil ist Er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden.”
Von daher kommt das wirkliche Leben in unsere Welt und zu jedem, der glaubt.
Das ist der große und staunenswerte Plan. Staunenswert auch, dass ein Hauptakteur noch gar nicht vorgestellt wurde und nur im Vorbeigehen erwähnt wird: der Heilige Geist.
Alles, was nun historisch datiert und beschrieben wird, vollbringt Jesus ganz durch Ihn: „Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tag auferstanden, nach der Schrift, und aufgefahren in den Himmel.”
Geradlinig entfaltet sich der Ewige Plan. Ohne Angst, als Traum und Mythos belacht zu werden. Der Glaube findet hier unbeirrt frohes und zielstrebiges Leben auf dieser schwankenden Erde. Ja, ich glaube an Gott. Ihm zu glauben, macht mich ruhig, fest und freudevoll, mich und auch Dich hier an meiner Seite!
Nachdem das Ziel unserer Welt so vor Augen liegt, lenkt uns das Credo doch noch auf den verborgenen „Regisseur” der Geschichte, eine hohe, edle und völlig diesem seligen Ziel hingegebene Person, die so gern im Hintergrund bleibt, wenn nur Gott neu geliebt und der Mensch neu mit Ihm versöhnt wird:
„Ich glaube an den Heiligen Geist, der Herr ist und lebendig macht.” Er ist Herr der Lage, Herr jeder Lage, so dass Er selbst aus dem Tod noch Leben schafft.
Er „geht hervor” und hat Seinen Ursprung aus der strömenden Liebe der beiden Liebenden, die unerschaffen sind, deren Liebe nie vergeht und deren strömende, selige, strahlende und schöpferische Liebe Er ist: Er, der Heilige Geist, Person gewordene Liebe ohne Ende.
„Der aus dem Vater und dem Sohn hervorgeht, der mit dem Vater und dem Sohn angebetet und verherrlicht wird, der gesprochen hat durch die Propheten.“
Ja, Er hat gesprochen, hat durch schwache Menschen die Geschichte gelenkt und getragen. Er hat als Letztverantwortlicher das Buch der Bücher, die Bibel geboren, gesammelt und autorisiert.
Doch als ein wahrhaft Mächtiger und Großer tritt Er so gern zurück und ist zufrieden, wenn der Ewige Plan wächst und seinen Weg durch die Geschichte nimmt. Er führt das von Jesus vollbrachte Werk in der Welt weiter. Er leitet die Kirche durch die Zeiten und wird ihre Heilung und Heiligung vollenden. Was für den bloß menschlichen Blick tot ist, das wird durch Ihn leben:
„Ich erwarte die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.“ Das Kommende ist im Kommen! Die Welt, dort wo sie nur einen Funken Liebe hat, wird leben. Der Glaube ist fähig, aus diesem Kommenden schon jetzt alle Lebenskraft zu schöpfen. Das Himmelreich ist schon unter uns. Wie die überreiche Sonnenenergie vielen Weitblickenden Zuversicht gibt und sie zum Handeln antreibt, ähnlich breitet der Glaube in einer ganz anderen Dimension weit seine Flügel aus und empfängt Hoffnung und Liebe, die stärkste Energie der Welt.

Der Autor ist Mönch der Abtei Seckau und Kaplan der Pfarre Seckau.


Du musst es wollen
Die Heiligkeit ist kein Luxus, nur für eine Elite bestimmt, sie ist nicht einigen wenigen vorbehalten. Wir, du, ich und die ganze Welt, finden unsere Bestimmung in ihr. Und das ist ein einfacher Auftrag, denn wenn wir lernen zu lieben, dann lernen wir auch, heilig zu sein.

Der erste Schritt besteht darin, es auch werden zu wollen. Jesus möchte, dass wir heilig sind, wie Sein Vater heilig ist. Meine Heiligkeit besteht darin, den Willen Gottes froh zu erfüllen.
Zu sagen „Ich möchte heilig sein“, bedeutet „Ich möchte mich von allem befreien, was nicht Gott ist. Ich werde mein Herz befreien und leer machen von allen materiellen Dingen. Ich werde meinen Eigenwillen aufgeben, meine Vorlieben, meine Hirngespinste, meine Wankelmütigkeit; ich werde zu einem hochherzigen Knecht des göttlichen Willens. Mit meinem ganzen Wollen werde ich Gott lieben, werde ich mich zu Seinen Gunsten entscheiden, werde ich zu Ihm eilen, werde ich zu Ihm kommen und Ihn besitzen.“
Doch alles hängt von diesen wenigen Worten ab: „Ich will“ oder „Ich will nicht.“ Ich muss meine ganze Energie in diese Worte des „Ich will es“ legen.
Selige M. Teresa  
Aus: No Greater Love, S. 50

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