VISION 20002/2011
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Der Herr über das Leben hat mir das Leben verlängert

Artikel drucken Auszug aus dem Testament des Papstes (Johannes Paul II)

Als am 16. Oktober 1978 das Kardinals-Konklave Johannes Paul II. wählte, sagte mir der polnische Primas, Kardinal Stefan Wyszynski: „Die Aufgabe des neuen Papstes wird es sein, die Kirche ins dritte Jahrtausend zu führen“. Ich weiß nicht, ob ich den Satz genau wiedergebe, aber das war zumindest der Sinn dessen, was ich damals hörte.
Das sagte der Mann, der als der Primas des Millenniums in die Geschichte eingegangen ist. Ein großer Primas. Ich war Zeuge seiner Mission, seiner totalen Hingabe. Seiner Kämpfe, seiner Siege. „Wenn der Sieg kommt, wird er ein Sieg sein durch Maria“ – diese Worte seines Vorgängers, des Kardinals August Hlond, pflegte der Primas des Millenniums zu wiederholen.
Auf diese Weise war ich in gewisser Hinsicht vorbereitet auf die Aufgabe, die sich mir am 16. Oktober 1978 stellte. Im Moment, in dem ich diese Worte schreibe, ist das Heilige Jahr 2000 schon eine Realität. In der Nacht des 24. Dezember 1999 ist die symbolische Tür des Heiligen Jahres in der Petersbasilika geöffnet worden, anschließend die von San Giovanni in Laterano, dann die von Santa Maria Maggiore – an Silvester, und am 19. Januar die Hl. Pforte der Basilika von Sankt Paul „vor den Mauern“. Dieses letzte Ereignis ist wegen seines ökumenischen Charakters in besonderer Weise im Gedächtnis geblieben.
Je mehr das Heilige Jahr 2000 fortschreitet, schließt sich hinter uns das 20. und öffnet sich das 21. Jahrhundert. Nach den Plänen der Vorsehung wurde es mir gegeben, im schwierigen Jahrhundert zu leben, das jetzt in die Vergangenheit eingeht, und jetzt, in dem Jahr, in dem mein Leben das 80. Jahr erreicht, muß man sich fragen, ob es nicht Zeit ist, mit dem biblischen Simeon zu sagen: „Nunc dimittis“ („Nun läßt du, Herr, deinen Diener, wie du gesagt hast, in Frieden scheiden, denn meine Augen haben dein Heil gesehen...“, Anmerkung)
Am 13. Mai 1981, dem Tag des Attentats auf den Papst während der Generalaudienz auf dem Petersplatz, hat mich die Göttliche Barmherzigkeit auf wunderbare Weise vor dem Tode bewahrt. Er, der der einzige Herr des Lebens und des Todes ist, hat mir dieses Leben verlängert, in gewisser Weise hat er es mir neu geschenkt.
Seit diesem Augenblick gehört es ihm noch mehr. Ich hoffe, er wird mir helfen, zu erkennen, bis wann ich diesen Dienst fortführen soll, zu dem er mich am 16. Oktober 1978 berufen hat. Ich bitte ihn, mich zurückzurufen, wann er selbst es will. „Im Leben und im Tod gehören wir dem Herrn... sind wir des Herrn“.
Ich hoffe auch, daß die Göttliche Barmherzigkeit mir die nötigen Kräfte für diesen Dienst geben wird, solange es mir gegeben sein wird, den Petrusdienst in der Kirche auszuüben.

Johannes Paul II.
Auszug aus dem Testament des Papstes (Eintragung am 17. März 2000)
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