Als mir nach der Matura panikartig klar wurde, die Gymnasialzeit ist vorbei und soll ich einen Beruf wählen, wäre, Theologie zu studieren, für mich wirklich nicht in Frage gekommen. Es war die Zeit nach dem Krieg in Kroatien, in der meine Freunde und ich unser letztes Schuljahr die meiste Zeit im Keller verbracht hatten. Ich ging ins Gymnasium in Slavonski Brod, eine kleine Stadt an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina.
Die Stadt war für den Agressor strategisch sehr wichtig und somit waren für längere Zeit hunderte Bombenangriffe unser Alltag. Aber wir waren Teenager und auch der Krieg konnte uns nicht die Träume nehmen. Wir lebten in unserer Welt, in der Musik, Freunde, Bücher und Filme wichtiger waren als die Welt rund um uns. Ich glaubte an Gott – bis zum Krieg. Dann aber konnte ich nicht mehr an den allmächtigen Gott der Liebe glauben, der alles sieht und regiert und einen so schrecklichen Krieg zulässt. Er konnte nicht Gott sein, war einfach zu schwach, zu kraftlos, interessierte mich nicht mehr. Ich sagte Ihm das und verabschiedete mich. Er war für mich tot.
Nun, ich entschied mich für das Doppelstudium Deutsch und Vergleichende Literatur in Zagreb. Warum? Ich weiß es nicht. Bald wurde es mir auch zu langweilig und ich habe es nie beendet. Aber ich wollte studieren! Ich sehnte mich nach…, wusste aber nicht wonach. So fühlte ich mich als Versager, wusste nicht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Langsam verlor ich die Orientierung, hatte Gott aus dem Leben verbannt, obwohl ich Ihn in meiner Verzweiflung doch ständig suchte – in alten, leeren Kirchen, wo ich mich getröstet fühlte, wie auf dem Schoß meiner Großmutter.
Gott arbeitet allerdings auf geheimnisvolle Weise und Er hat einen guten „sense of humor“! Alles hier im Detail zu erzählen, wäre zu lang. Jedenfalls landete ich überraschenderweise in einem kleinen Dorf in Niederösterreich, in Gaming, in der Kartause, im „Language and Catechetical Institute“, um mein Englisch zu verbessern. Im Grunde hatte ich keine Ahnung, worum es dort ging, aber ich war neugierig.
Da war ich nun in der traumhaft gelegenen Kartause mit einer Gruppe wunderbarer Studenten aus der ganzen Welt, die neben anderen Fächern auch Theologie studierten. Und so ging ich eines Tages mit meiner Zimmerkollegin aus Amerika in eine Moraltheologie-Vorlesung. Das hat mein Leben verändert! Es war die spannendste Vorlesung meines Lebens! Plötzlich hatte ich wieder viele Fragen über Gott – und ich wusste: Ich muss Theologie studieren!
Ich hatte großes Glück, dass damals das Internationale Theologische Institut (ITI) gegründet wurde. Und so bin ich unvorhergesehen Theologiestudentin geworden! Die fünf Jahre dieses Studiums waren die besten meines bisherigen Lebens! Ich habe dadurch verstanden, dass Gott den Menschen immer, auch im Krieg ganz nah ist und selbst mitleidet. Das ist Seine Stärke.
Wie ich wieder zum Glauben fand? Durch das Studium am ITI, an dem Theologie als einheitliches Ganzes gelehrt wird. Da wird von den Studenten verlangt, schwierige Texte zu studieren und sich im Unterricht aktiv einzubringen. Ich erinnere mich gerne an die unzähligen Nächte, in denen ich mit Studienkollegen und Professoren über philosophische oder theologische Thesen diskutiert und gekämpft habe. Es war unbeschreiblich schön mit Menschen aus der ganzen Welt zu leben, zu studieren und zu beten. Die Studenten stehen dort mit den Lehrkräften und deren Familien auch außerhalb des Unterrichts in Verbindung: bei der Hl. Messe, Partys und verschiedenen Veranstaltungen. Verbunden im „Guten und Wahren“ wurden dauerhafte persönliche Freundschaften gefördert. Mir wurden am ITI meine besten Freunde geschenkt und obwohl ich vor 12 Jahren graduierte, sind wir noch immer eine Familie. Diese Freundschaften sind für mich der schönste Beweis gelebter Gemeinschaft in der Kirche – fast so etwas wie ein Weltjugendtreffen im Kleinen.
Die Autorin hat viele Jahre für die UNO und kroatische Regierung gearbeitet. Sie ist jetzt am ITI tätig.
Als mir nach der Matura panikartig klar wurde, die Gymnasialzeit ist vorbei und soll ich einen Beruf wählen, wäre, Theologie zu studieren, für mich wirklich nicht in Frage gekommen. Es war die Zeit nach dem Krieg in Kroatien, in der meine Freunde und ich unser letztes Schuljahr die meiste Zeit im Keller verbracht hatten. Ich ging ins Gymnasium in Slavonski Brod, eine kleine Stadt an der Grenze zu Bosnien-Herzegowina.
Die Stadt war für den Agressor strategisch sehr wichtig und somit waren für längere Zeit hunderte Bombenangriffe unser Alltag. Aber wir waren Teenager und auch der Krieg konnte uns nicht die Träume nehmen. Wir lebten in unserer Welt, in der Musik, Freunde, Bücher und Filme wichtiger waren als die Welt rund um uns. Ich glaubte an Gott – bis zum Krieg. Dann aber konnte ich nicht mehr an den allmächtigen Gott der Liebe glauben, der alles sieht und regiert und einen so schrecklichen Krieg zulässt. Er konnte nicht Gott sein, war einfach zu schwach, zu kraftlos, interessierte mich nicht mehr. Ich sagte Ihm das und verabschiedete mich. Er war für mich tot.
Nun, ich entschied mich für das Doppelstudium Deutsch und Vergleichende Literatur in Zagreb. Warum? Ich weiß es nicht. Bald wurde es mir auch zu langweilig und ich habe es nie beendet. Aber ich wollte studieren! Ich sehnte mich nach…, wusste aber nicht wonach. So fühlte ich mich als Versager, wusste nicht, was ich mit meinem Leben anfangen sollte. Langsam verlor ich die Orientierung, hatte Gott aus dem Leben verbannt, obwohl ich Ihn in meiner Verzweiflung doch ständig suchte – in alten, leeren Kirchen, wo ich mich getröstet fühlte, wie auf dem Schoß meiner Großmutter.
Gott arbeitet allerdings auf geheimnisvolle Weise und Er hat einen guten „sense of humor“! Alles hier im Detail zu erzählen, wäre zu lang. Jedenfalls landete ich überraschenderweise in einem kleinen Dorf in Niederösterreich, in Gaming, in der Kartause, im „Language and Catechetical Institute“, um mein Englisch zu verbessern. Im Grunde hatte ich keine Ahnung, worum es dort ging, aber ich war neugierig.
Da war ich nun in der traumhaft gelegenen Kartause mit einer Gruppe wunderbarer Studenten aus der ganzen Welt, die neben anderen Fächern auch Theologie studierten. Und so ging ich eines Tages mit meiner Zimmerkollegin aus Amerika in eine Moraltheologie-Vorlesung. Das hat mein Leben verändert! Es war die spannendste Vorlesung meines Lebens! Plötzlich hatte ich wieder viele Fragen über Gott – und ich wusste: Ich muss Theologie studieren!
Ich hatte großes Glück, dass damals das Internationale Theologische Institut (ITI) gegründet wurde. Und so bin ich unvorhergesehen Theologiestudentin geworden! Die fünf Jahre dieses Studiums waren die besten meines bisherigen Lebens! Ich habe dadurch verstanden, dass Gott den Menschen immer, auch im Krieg ganz nah ist und selbst mitleidet. Das ist Seine Stärke.
Wie ich wieder zum Glauben fand? Durch das Studium am ITI, an dem Theologie als einheitliches Ganzes gelehrt wird. Da wird von den Studenten verlangt, schwierige Texte zu studieren und sich im Unterricht aktiv einzubringen. Ich erinnere mich gerne an die unzähligen Nächte, in denen ich mit Studienkollegen und Professoren über philosophische oder theologische Thesen diskutiert und gekämpft habe. Es war unbeschreiblich schön mit Menschen aus der ganzen Welt zu leben, zu studieren und zu beten. Die Studenten stehen dort mit den Lehrkräften und deren Familien auch außerhalb des Unterrichts in Verbindung: bei der Hl. Messe, Partys und verschiedenen Veranstaltungen. Verbunden im „Guten und Wahren“ wurden dauerhafte persönliche Freundschaften gefördert. Mir wurden am ITI meine besten Freunde geschenkt und obwohl ich vor 12 Jahren graduierte, sind wir noch immer eine Familie. Diese Freundschaften sind für mich der schönste Beweis gelebter Gemeinschaft in der Kirche – fast so etwas wie ein Weltjugendtreffen im Kleinen.
Jossipa Wenninger
Die Autorin hat viele Jahre für die UNO und kroatische Regierung gearbeitet. Sie ist jetzt am ITI tätig.