Anne-Marie Lorraine Schmitt, 23-jährig, wurde 2007 in einem Abteil eines Pariser Vorortezuges ermordet, nachdem sie sich erfolgreich gegen eine Vergewaltigung gewehrt hatte. Die Mutter der jungen Frau erinnert sich ein Jahr nach der Tragödie:
Am Tag darauf war ich wie tot, weggetreten. Ich erinnere mich an keinen einzigen der 1.500 Briefe, die wir gleich nach dem Tod bekommen haben. Ich habe den Eindruck, das hat sich alles gestern abgespielt. Ein intensives Gefühl des Leidens – und gleichzeitig eine Erfahrung inneren Friedens. Seit Anne-Lorraine von uns gegangen ist, habe ich den Eindruck, die Gnade bekommen zu haben, mich den Schwierigkeiten, einer nach der anderen zu stellen.
(…) (Der Friede, der mir geschenkt wurde) ist übernatürlich. Ich erkläre ihn nicht. Ich erfahre ihn. Wenn ich an den Mörder von Anne-Lorraine denke, empfinde ich weder Hass noch Rachegefühle. Er hat etwas Schreckliches, nicht wieder gut zu Machendes begangen. Wir könnten uns wirklich auflehnen, zutiefst empört sein – und wir waren es übrigens auch. Dieser Frieden, der das Leiden nicht verhindert, ist ein Geschenk, das wir wohl den vielen Gebetsketten verdanken, die uns unterstützen. Dieses viele Gebet hilft uns, unsere vier Kinder zu erziehen, ohne vom Hass zerfressen und von Rachegefühle zersetzt zu werden. (…) Dieser Friede hat sich schrittweise eingestellt.
Ich habe rasch festgestellt, dass wir unsere Herzen vor dem Gift des Hasses, der uns mitzureißen drohte, verschließen müssten. Ich achte persönlich sehr darauf, ich will nicht ein Gramm Hass in mein Herz vordringen lassen. Ansonsten gewinnt der Böse die Oberhand.
Auszug aus Famille Chrétienne v. 13. 12.08.