Von einer „Entsakralisierung“ des Papstamtes, von einer „normalen Rücktrittskultur“ im Vatikan war diesseits der Alpen die Rede. Kann es sein, dass ausgerechnet Benedikt XVI. das Papstamt profaniert hat, so dass der „Servus Servorum Dei“ künftig einen Job mit Ruhestandsoption hat? Welch ein Irrtum! So sehr kann man doch diesen Papst nicht missverstehen, der seine gesamte priesterliche Existenz als „Heraustreten aus dem Eigenen“ verstand, der sein bischöfliches Wirken demütig-selbstbewusst unter das Motto „Mitarbeiter der Wahrheit“ stellte, der vom römischen Primat schrieb, er sei „ein auf den Herrn selbst zurückreichendes und in der werdenden Kirche getreulich entfaltetes Wesenselement der kirchlichen Einheit“.
Dieser Papst wollte nie als Person, ja nicht einmal als Amtsperson im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen, sondern in all seinen weisen Worten und zurückhaltenden Gesten hinweisen auf den, der der eigentliche Herr der Kirche ist: auf Christus. Er macht sich nicht vom Acker, wie manche mutmaßen, steigt auch nicht vom Kreuz herunter, wie polemisiert wurde. Er schmeißt den Job nicht hin und lässt die Kirche nicht allein. Er legt ihr Schicksal in die Hände „des höchsten Hirten, unseres Herrn Jesus Christus“. Das Vertrauen dieses Petrus ist so stark, dass er dem Herrn übers Wasser entgegen geht, ohne zu zögern.
Das bedeutet konsequenterweise: Er persönlich tritt auch nicht in den Ruhestand, etwa um künftig eine neu gewonnene Freizeit zu genießen und mit seinem Bruder in den vatikanischen Gärten Schafkopf zu spielen, sondern er will „in Zukunft der Heiligen Kirche Gottes mit ganzem Herzen durch ein Leben im Gebet dienen“.
Wir brauchen diesen Ihren Dienst des Gebetes, Heiliger Vater, wir, die wir uns in Dankbarkeit und Ehrfurcht vor Ihnen verneigen – und inmitten einer hin- und hergeworfenen Welt bleiben!
Der Autor ist Redakteur von Die Tagespost, sein Beitrag ein Auszug aus einem Artikel am 16.2.13