Die meisten Leute meinen, Wissenschaft und Glaube seien Gegensätze, feindliche Lager, das Zeitalter der Vernunft habe komplett die Religion verdrängt und diese sei seither dazu bestimmt, in das Reich des Aberglaubens, des Woodoo-Zaubers verbannt zu werden, während die Wissenschaft auf Rationalität, Gebrauch der Vernunft, empirischer Beobachtung und auf Beweisen beruhe.
Die Geschichte lehrt uns allerdings, dass dies gar nicht so ist, und dass die westliche Wissenschaft ganz von der Einsicht abhängig ist, dass Universum und Mensch rational sind und dass daher ein rationales Universum vom rationalen Menschen verstanden werden kann. Der Grund, warum der Westen zu dieser Sichtweise kam, ist auf die Idee vom rationalen Universum der Jüdischen Bibel zurückzuführen. Auf ihr baut klarerweise das Christentum auf.
Und es war die Bibel der Juden, die der Menschheit die revolutionäre Idee geschenkt hat, dass die gesamte Welt von einer rationalen Intelligenz geschaffen worden sei, dass sie rational befragt werden kann. Ist das Universum jedoch, wie uns die militanten Atheisten glauben machen wollen, nur eine brutale gnadenlose Sammlung von Zufallsbegebenheiten, dann ist es auch nicht rational. Und dann gäbe es auch keinen Zugang, es rational zu befragen.
Die Vorstellung von rationaler Welt und Universum verdanken wir der Bibel und diese war auch Auslöser der westlichen Wissenschaft. Meiner Ansicht nach – und ich stehe mit ihr nicht allein da – ist das der Grund, warum sich die Wissenschaft im Westen so entwickelt hat, wie sie es getan hat. Andere Zivilisationen haben in bestimmten Bereichen geforscht, aber sie sind nur bis zu einem bestimmten Punkt gelangt und nicht weiter.
Melanie Philips
Die Autorin ist Verfasserin von The World Turned Upside Down: The Global Battle Over God, Truth and Power, ihr Beitrag ist The Catholic World Report (Juni 2010) entnommen.