VISION 20003/2013
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Leben aus der Vorsehung

Artikel drucken Monika und Alois Santner, eine Großfamilie stellt „Lebensmittel zum Teilen“ her (Von Alexa Gaspari)

Warum seid ihr eigentlich so weit bis zu uns gekommen?“ fragen uns Monika und Alois Santner, als wir bei ihnen im Lungau ankommen. Am Telefon hatte ich erklärt, dass ich ein Portrait über sie schreiben möchte. „Wir sind doch eine ganz normale Familie.“ Also so normal auch wieder nicht, finden wir. Und dieses nicht „ganz Normale“ wollten wir für unsere Leser dokumentieren. Es ist ein Zeugnis über das Vertrauen in Gott und Seine Vorsehung, Seine Lebensplanung für jeden.
Auf Santners Erbhof in Lintsching im schönen Salzburger Land werden wir herzlich empfangen. Seit 1672 wird der Hof von der Familie bewohnt. Er ist auch Alois’ Geburtshaus. Eltern, Kinder und Großeltern väterlicherseits leben hier unter einem Dach. Eine richtige Großfamilie. Bis vor kurzem hat auch noch Monikas Mutter  – sie hatte Ende letzten Jahres einen tödlichen Unfall – hier gelebt. „Eine Heilige“ erinnert sich Monika dankbar und liebevoll.
Nachdem wir Magdalena, die älteste Santner-Tochter, ihren Mann Andreas – früher Tierarzt aus Tirol – und die zwei jüngsten Buben begrüßt haben, setzen wir uns in der Stube zusammen. Während für alle hausgemachte Wurst und Käse aufgetischt werden, erzählt Alois von seiner Familie. Sein Vater, ursprünglich Fassbinder, muss nach einer Lungenoperation den Beruf wechseln: Er wird Gemeindesekretär, später sogar Bürgermeister von St.Andrä. Ohne es erklären zu können, ist Alois von klein auf an der Bibel, die er zu Hause entdeckt, interessiert.  Er ist allerdings der Einzige in der Familie – er hat noch eine Schwester –, der darin liest. Bald kauft er eine handliche Ausgabe und trägt sie von da an stets mit sich herum.
Nach der Schule folgt eine Kellnerlehre. Anschließend geht er nach Salzburg, wo er sich in der Jugendarbeit engagiert. Auf der Suche nach seinem persönlichen Weg lebt er eine Weile in einer Priestergemeinschaft, findet seinen Weg jedoch weder da noch in einer zunächst vielversprechenden Freundschaft mit einem Mädchen, die bald aus unerfindlichen Gründen zerbricht. So übergibt er die Suche nach einer Ehefrau vertrauensvoll dem Himmel. Auch der Posten in der Bezirkshauptmannschaft, den er auf Wunsch des Vaters annimmt, ist nicht der Job fürs Leben. Doch wo ist sein Platz? Er bittet Jesus um Weisung. Und bald wird ihm klar: Er soll „Lebensmittel zum Teilen“ herstellen, denn die kommende Zeit werde endzeitliche Züge annehmen.
Damals hat Familie Santner 4,5 Hektar Land, ein paar Kühe, einige Fremdenzimmer. Alois fängt also klein an, hängt ein Wagerl an sein Rad und verkauft Gemüse in den umliegenden Gasthäusern, baut Getreide an, bäckt Brot. Gebet und Stille werden ihm immer wichtiger. Sie helfen trotz der Schwierigkeiten, den Weg weiter zu gehen. In all der Zeit verlässt er sich darauf, dass Gott ihm schon die richtige Frau zeigen wird.
Er ist etwa 24, als er während einer Gebetszeit den klaren Hinweis vernimmt: „Ich soll auf eine Monika warten….? Ja gut, aber auf welche? Durch die Jugendarbeit kannte ich einige Monikas,“ erinnert sich Alois an seine Ratlosigkeit. Also wartet er. Klar, er muss ja warten, denn was er nicht weiß: „Seine“ Monika ist gerade für ein Jahr in England. Nach dem Abschluss der Familienhelferinnenschule hatten ihr Batschunser-Schwestern eine Arbeit in London besorgt.
Bis zu diesem Punkt der Geschichte hat Monika nur aufmerksam zugehört. Nun überlässt Alois ihr das Wort. Sie ist nur 10 Km von hier entfernt als Achte von zehn (!) Geschwistern großgeworden. Und wie war das so? „Super“, lacht Monika, „es war immer jemand zum Spielen oder zum Streiten da!“ Die Kinder wachsen in ärmlichen Verhältnissen auf. Wenn etwas in der Schule zu zahlen ist, muss die Mutter öfter ein Brieferl schreiben, dass derzeit kein Geld da sei. Sie würden alles später begleichen.
„Wir hatten besonders liebende und aufopfernde Eltern, die beide zu Hause waren, da sie gemeinsam die Landwirtschaft betrieben. Die Eltern haben uns ein wunderbares Lebenszeugnis gegeben: vor allem ihr Ja zum Leben. Uns Kinder haben sie unter den schwierigsten Lebensbedingungen bekommen.“ Für die Mutter, klein und zart, war jede Geburt lebensgefährlich, erfahre ich. Der Vater war erst 1948 nach 6 Kriegs- und drei Jahren russischer Gefangenschaft heimgekehrt. „Gebet und Gesang hätten ihn, erzählte er, die neun Jahre gesund und ohne verbittert zu sein, überleben lassen, ein Lebenskünstler,“ erzählt Monika und ich spüre die Liebe, die sie für den Vater empfindet.
„Ich habe von meinen Eltern nie ein negatives Wort über irgendwen gehört. Das hat es nicht gegeben. Ein großes Herz für jeden Menschen hatten sie.“ Besonders für ihre große Familie: 64 Nachkommen waren es beim Tod von Monikas Mutter. Und einer davon ist eben Schwiegersohn Alois, den Monika zum ersten Mal im entfernten Rom bei einem Jugendtreffen von Taizé sieht. Ans Heiraten denkt sie damals nicht im Entferntesten.
Sie will nämlich entweder in eine Gemeinschaft eintreten oder SOS-Kinderdorfmutter werden. Seit ihrer Kindheit liest sie jedes Kinderdorf-Jahresbuch von A bis Z durch. Einige Kinderdörfer hat sie schon besucht. Doch wichtiger als die eigenen Wünsche ist ihr die „tief im Herzen liegende Suche nach Gottes Willen,“ erinnert sich Monika. „Offen sein, für das was Er von mir will.“ Woher diese Sehnsucht kam, frage ich. Nach kurzem Nachdenken meint Monika, der lebendige Glaube und das Gottvertrauen der Eltern haben ihr das vermittelt.
Als sie Alois kennenlernt, hofft sie immer noch, dass Gott sie in ein Kinderdorf schicken werde, erzählt Monika heiter. Also keine Liebe auf den ersten Blick? Monika lacht: „Nein, keine Spur. Unsere Bekanntschaft war bis zur Hochzeit sehr nüchtern.“ Und Alois ergänzt: „Ein paar Monate, bevor wir geheiratet haben, nach einem Eheseminar, das wir besucht hatten, war sie auf Exerzitien und hatte gebetet, dass die Hochzeit nicht zustande kommt.“
Überraschend, nicht wahr?! „Ja, und trotzdem, ohne verliebt zu sein, war bei mir auf einmal so ein Funke, ein Fingerzeig des Himmels da. Diesem Wink muss ich folgen, wusste ich,“ erklärt Monika. „Ich glaub’, im Herbst wird es ein Festl geben,“ verkündet sie dann dem verdutzten Alois und ist selbst überrascht, diese Ankündigung gemacht zu haben.
Wieso hat sie zugesagt? Sie versucht, es mir begreiflich zu machen: Seit der Zeit bei der Legio Mariens – damals hatte sie eine innige Beziehung zum Himmel –, war dieser Draht irgendwie dünner geworden. „Wenn nun Alois und ich uns trafen, hatte ich zwar nie das Gefühl, ihm näher zu kommen, dafür aber war mir der Himmel durch die Begegnung näher gekommen. Und im tiefsten Inneren waren wir beide – auch ohne Liebe zueinander – offen für das, was der Herr von uns wollte,“ versucht sie, mir diese auf Gottes Führung gebaute Ehebereitschaft zu erläutern.
Und bei ihm? „War eigentlich auch keine so große Liebe da, allerdings schon immer Freude, wenn wir uns sahen. Ich habe aber nie gefragt: Wann sehen wir uns wieder? Das war wahrscheinlich die Rettung unserer Beziehung:  Ich wusste, dann stellen sich bei ihr alle Haare auf,“ erinnert er sich. Gemeinsam tanzen zu gehen, kam wegen des möglichen vorschnellen Geredes nicht in Frage. Alois schmunzelt: „Aber dann ist die Liebe gewachsen und sie wächst immer noch.“ Monika ergänzt mit einem versonnenen Lächeln: „Dass so eine Liebe zwischen uns gewachsen ist, ist ein wunderbares Geschenk Gottes.“
Zurück in die Zeit vor 28 Jahren: Nachdem geklärt ist, dass geheiratet wird, teilt die Braut dem Bräutigam mit, es werde, laut Arzt, keinen Kindersegen geben. Sie hatte sich nämlich geweigert, schwere Hormonpräparate, die ein Schwangerwerden ermöglicht hätten, zu nehmen. „Ich will eh nicht heiraten“, hatte sie damals dem verärgerten Arzt erklärt.
Weil ja Gott – und nicht eine vorübergehende Verliebtheit – sie zusammengeführt hatte, vertraut Alois darauf, der Herr werde wohl für die Zukunft sorgen und eben eine andere Aufgabe für sie bereithalten. Im Herbst 1985 heiraten die beiden Nichtverliebten also. Schreibt der Herr nicht wirklich überraschende „Liebesgeschichten“?!
Wie sollen sie von der Landwirtschaft leben? Keiner in den Generationen vor Alois war Vollerwerbsbauer, alle nur im Neben­erwerb tätig gewesen. Er selbst hatte keine landwirtschaftliche Ausbildung, Monika jedoch eine landwirtschaftliche Lehre absolviert, bevor sie Familienhelferin geworden war. Das Paar beginnt die kleine Landwirtschaft plus Pachtgrund und zwei Hektar, die Alois Vater dazukauft, zu bewirtschaften. Und zur großen Überraschung aller wird Monika bald schwanger: Magdalena ist unterwegs. Weil beide Santners als Vollerwerbsbauern zu Hause bleiben wollen, muss sich die junge Familie nun Schritt für Schritt ihre Existenzgrundlage aufbauen. „In Vertrauen auf Gottes Hilfe wollten wir das schaffen.“
In den nächsten fünf Jahren stellen sich drei weitere Kinder ein. Eine schwierige Zeit. Umso mehr als die kleine Magdalena unter einer argen Neurodermitis leidet. Das heißt: Trotz vieler Arbeit tagsüber, wenig Schlaf in der Nacht. Die Krankheit hat jedoch auch ihr Gutes: Santners lernen viel dazu, was die Lebensmittelherstellung betrifft, erinnert sich Monika: „Ich habe nur mehr selbst hergestellte Sachen verkocht, ohne Chemie, Geschmacksverstärker, Haltbarkeitsmittel. Wer Stoffwechselprobleme hat, verträgt all das nicht. Magdalenas Krankheit hat uns animiert, Lebensmittel und Produkte herzustellen, auf die wir sonst nie gekommen wären.“
Das fünfte Kind: Nach einer wunderbaren Schwangerschaft kommt Dorothea mit einem Nabelschnurvorfall auf die Welt. Die Folge: Trotz Kaiserschnitt bekommt das Baby bei der Geburt zu wenig Sauerstoff und erleidet eine schwere Schädigung des motorischen Zentrums im Gehirn. Das Neugeborene kann nicht die geringste Bewegung machen – ja nicht einmal die Augen öffnen!
Fünf Wochen liegt Dorothea auf der Intensivstation im Leobener Spital und wird künstlich beatmet. Zweimal in der Woche kann die Mutter ihr Baby besuchen, am Sonntag mit der ganzen Familie, donnerstags begleitet vom Hausarzt. Ist die Mutter trostlos? „Ich habe gespürt: Der Herr hält die Hand drüber.“ In ihren Gebeten fühlt sich Monika reich beschenkt: Alles soll so kommen, wie es gut ist.
Es ist Donnerstag der fünften Woche: Monika hat, wie immer, die Kleine bei sich liegen. Das Baby wirkt zufrieden: „Als ich sie zurück ins Bett lege, mich zum Heimfahren anziehe, schlagen die Geräte Alarm. Ich hab Dorothea in die Arme genommen – und sie hat zum ersten und einzigen Mal die Augen aufgemacht, mich angeschaut. Da hab’ ich gewusst: Jetzt geht sie nach Hause.“ Ganz in die Erinnerung versunken, schildert sie die Situation damals: „Ich hab so eine Freude mit ihr gehabt… Es war, als hätte der Himmel mir ein Stück ihrer Heimgeh-Freude geschenkt, so dass ich zu singen angefangen habe.“
Freude beim Heimgehen dürfen! Ist das nicht ein sehr tröstlicher Gedanke für uns alle?
Gemeinsam mit dem Hausarzt beginnt sie zu beten, die Krankenschwestern, der Chefarzt kommen dazu. Dieser verabschiedet sich nach dem Rosenkranz mit den Worten: „Ich habe noch nie so ein schönes Sterben erlebt.“ Daheim wird Dorothea aufgebahrt, Verwandte und Bekannte kommen zum Abschied, zur Totenwache. Es wird gesungen, die Kinder spielen Flöte. Alois erinnert sich, dass Monika schon während der Schwangerschaft gesagt hatte: „Wenn dieses Kind im Schoß uns noch liebesfähiger macht, hat es seinen Sinn auf Erden erfüllt.“ Auch wenn dieses Kind ihnen nichts hatte sagen können, es hatte ihnen die Liebe Gottes und die Freude des Himmels als Botschaft gebracht. Einige Leute jedoch hatten ihnen zum Abschalten der Geräte geraten: „Unverantwortlich! Wollt ihr ein behindertes Kind nach Hause nehmen?“ hieß es. Für die Santners aber war klar: „Wir haben immer gebetet, dass es so wird, wie der Herrgott es will,“ betont Alois, um dankbar hinzuzufügen: „Und dann schenkt Er noch, dass die Kleine in den Armen der Mutter stirbt, obwohl die ja nur zweimal in der Woche dort sein konnte.“ Und Monika ergänzt: „Alle Tage, wenn ich an sie denke, spüre ich Freude“ – eine Freude, die man ihr ansieht.
Dass sie dann noch drei Kinder bekommen würden, damit hatten die Santners nicht gerechnet. Dazu Monikas Kommentar: „Ist das nicht schön?“ Heute sind die Kinder zwischen 6 und 26 Jahren. Zwei Töchter sind verheiratet. Eine Fügung Gottes für die Eltern: Magdalena und Andreas werden am Hof bleiben, obwohl vieles bis vor kurzem noch dagegen gesprochen hatte. Auch für ihre Schwiegersöhne sind Alois und Monika sehr dankbar (Monika Anna heiratet nächstes Jahr). Es zahlt sich eben aus, auch für dieses Anliegen zu beten! Die Santners durften erfahren, dass die Aufforderung der Schrift: Suchet zuerst das Reich Gottes, alles andere wird euch dazugegeben, eben zutrifft. Sie erleben oft, dass man sogar mehr geschenkt bekommt, als man erwarten konnte, manchmal allerdings anderes, als man sich gedacht hatte. Um Durststrecken kommt man klarerweise nicht herum. An ihnen reift man.
Ganz wichtig sei das Gebet, höre ich. In den ersten Ehejahren – als die Kinder sich so schnell einstellten, das Haus umgebaut wurde – war kaum Zeit zum Schlafen,  zum miteinander Reden, und da „haben wir nicht viel miteinander gebetet. Jetzt aber nehmen wir uns jeden Tag eine gemeinsame Gebetsstunde vor: zwischen halb fünf und halb sechs in der Früh, ohne Kinder. Das ist wichtig.“ Wohl die wichtigste Säule der Ehe überhaupt, wie Monika laut überlegt. Durch das Gebetsleben der Eltern haben wohl auch die Kinder mitbekommen, dass der Glaube so wichtig im Leben ist. „Wenn die Kinder einmal selbst den Faden nach oben haben, brauchen wir eigentlich keine Sorge mehr um sie haben,“ resümiert Alois. Und: „Schon in der Jugendarbeit war mir klar, dass ich durch mein Leben für die Bürde verantwortlich sein werde, die meine Kinder und Enkel zu tragen haben werden.“ Wer bedenkt das schon und dabei wie wichtig!
„Ich habe auch viel um Hilfe vom Himmel bei der Erziehung der Kinder gebetet,“ ergänzt Monika, „weil man mit der eigenen Schwäche, mit Ungeduld und Nichtkönnen ja oft ansteht.“ Und: „Wir sollten immer um die richtigen Worte, das richtige Gespräch zur rechten Zeit für jedes einzelne Kind bitten – gerade auch wenn wir vorher gar nicht benennen können, was wir sagen möchten.“ Dass jedes Kind ganz besonders ist und eine eigene Betreuung braucht,  darüber sind wir Mütter uns natürlich einig.
Monikas angesteuertes Erziehungsziel: wenn „die Kinder mit den Füßen am Boden bleiben und mit dem Herzen im Himmel.“ Dass den Santners da einiges gelungen ist, lässt sich an ihren erwachsenen Kindern ablesen: Alle drei Töchter sind Bäuerinnen geworden, haben also die Füße am Boden. Und die Eucharistie – der Himmel – ist für die vier Großen unverzichtbar. Außerdem hat sich Magdalena, die uns an diesem Tag so gut bekocht hat, für „Jugend für das Leben“ engagiert. Derzeit macht sie eine Teen-Star-Ausbildung, um Jugendlichen die Sexuallehre der Kirche nahezubringen. Schwester Moni absolviert gemeinsam mit ihrem Bräutigam einen Lehrgang für Natürliche Empfängnisregelung. Und vor ein paar Tagen haben wir Rupert, den fröhlichen, ältesten Sohn – er studiert in Heiligenkreuz Theologie – kennengelernt, als er beim alljährlichen Klostermarkt selbstgemachtes Brot verkauft und das Publikum mit Zieharmonikaspiel erfreut hat.
Übrigens: Was das Musizieren betrifft, sind die Santners sensationell, denn Eltern und Kinder beherrschen gemeinsam zehn Instrumente. Da wird natürlich zu Hause musiziert, aber auch bei Hochzeiten, Taufen oder anderen Festen aufgespielt. Bei einem gemeinsamen Auftritt haben wir sie schon erlebt: bei der Sendungsfeier der Salzburger Familienakademie (an einem Wochenende der Akademie, das mein Mann und ich gestalten durften, hatten wir Santners vor zwei Jahren kennengelernt). Stichwort Familienakademie: An diese zweijährige Ausbildung denken die Beiden gern zurück, eine Gelegenheit das Wissen um die Schönheit von Ehe und Familie zu vertiefen, christliche Gemeinschaft zu erleben. „Es war ein Geschenk für die ganze Familie,“ blickt Monika zurück.
Und hier zu Hause? Wie ist das mit so vielen Menschen unter einem Dach zu leben? Für Monika kein Problem: „Wenn jeder dem anderen ein Stück weit entgegengeht, ist ein liebevoller Umgang miteinander möglich. Es ist so schön, dass wir uns miteinander so freuen können.“ Diesen Familienfrieden haben wir richtig gespürt: Während wir sprechen, gibt es ein Kommen und Gehen, die Kinder plaudern, der Schwiegersohn braucht einen Rat, die Großeltern schauen vorbei, Magdalena kümmert sich ums Essen. Ein lebendiges, offenes Haus. Ich genieße es, da hineingenommen zu sein. Der jüngste Spross bringt jedem ein Stück Schokolade. „Andreas trinkst du auch genug?“ fragt Monika besorgt, da es draußen heiß ist. Weit und breit keine Hektik oder Ungeduld.
Später am Nachmittag kommt auch Kundschaft. Denn, was Familie Santner selbst herstellt, wird hier im Haus in einem kleinen Hofladen oder am Markt in Tamsweg verkauft: „Es wird praktisch alles, was bei uns wächst – mittlerweile auf zehn Hektar Fläche – auf biologische Art veredelt. Da gibt es Obstsäfte und Marmeladen, Suppenwürze, Kräutersalz. Erdäpfel, Tees, Käse, Feldgemüse… Wurst – mit Natursalz und Kräutern gewürzt – stammt von den eigenen Tieren. Neben Brot gibt es Mehlspeisen und Kuchen – mit Birkengold gesüßt. Das, wovon wir wissen, dass es den Menschen gut tut das, versuchen wir umzusetzen,“  fasst die Hausfrau zusammen. Und: „Das Schöne ist, dass wir von Anfang an das Vertrauen hatten, dass wir von dem leben können, was uns der Herr ernten lässt. Da sind wir reich beschenkt: z.B. dass das Getreide heuer so gut überwintert hat. Wir haben Brot für das ganze Jahr. Ich verbacke fünf Tonnen Brot im Jahr.“ Unglaublich!
Immer wieder betont sie: „Wir sind so dankbar, dass wir beide bei den Kindern zu Hause sein konnten, und dass wir immer – manchmal mit wirklich ganz, ganz wenig – ausgekommen sind. Wenn’s eng wird, braucht man nie verzagen: Gott kann aus allem das Beste machen.“ Da war etwa einmal ein ganz schwerer Hagelschaden und keine Versicherung. „Die Kinder hatten damals auf eine Musikwoche mitfahren sollen und waren bereit, darauf zu verzichten. Und was passierte? Sie bekamen dann die Kosten für die Woche von Leuten, die davon erfahren hatten, geschenkt,“ erinnert sich Monika dankbar.
Das Schenken ist bei ihr jedenfalls keine Einbahn. Ich weiß, dass die Santners oft selbst helfen, verschenken und einspringen, wenn Not am Mann ist. Und obwohl wir zwei, mein Mann und ich, keineswegs in Not sind, haben auch wir das gastfreundliche Haus nicht mit leeren Händen verlassen: Brot, Marmelade, Käse – alles köstlich – haben eine ganze Weile den Salzburger Duft im Süden von Wien verströmt und unser Frühstück bereichert.

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