Die Laien nicht
klerikalisieren
Es gibt ein Problem, über das ich häufig gesprochen habe: die Versuchung des Neoklerikalismus. Wir Priester neigen dazu, die Laien zu klerikalisieren. (…) Nicht alle, wohl aber viele Laien bitten darum auf Knien, weil es bequemer ist, als Messdiener am Altar denn auf einem laiengemäßen Weg seinen Mann zu stehen. (…) Der Laie ist Laie und soll als Laie leben - mit der Kraft der Taufe, die ihn dazu ermächtigt, Sauerteig der Liebe Gottes in der Gesellschaft zu sein, um Hoffnung zu wecken und zu säen, um den Glauben zu verkünden, nicht von der Kanzel, sondern von seinem alltäglichen Leben aus. Um das tägliche Kreuz zu tragen, wie wir es alle tragen. Allerdings das Kreuz des Laien, nicht das des Priesters. Das Kreuz des Priesters soll der Priester selbst tragen – dafür hat Gott ihm eine genug breite Schultern verliehen.
Interview in der Katholischen Argentinischen Nachrichtenagentur AICA 2011, zitiert in Die Tagespost v. 30.3.13
Verkündet!
Die christliche Wahrheit ist anziehend und gewinnend, denn sie antwortet auf die tiefen Bedürfnisse des menschlichen Daseins, wenn sie auf überzeugende Weise verkündet, dass Christus der einzige Retter des ganzen Menschen und aller Menschen ist.“ (…) „Eine Kirche, die nicht aus sich selbst herausgeht, erkrankt früher oder später im Klima der abgestandenen Luft des Zimmers, in dem sie eingeschlossen ist.
(Schreiben an die Vollversammlung d. argent. Bischöfe)
Glauben wir daran, dass die Taufe reicht und für die Evangelisierung genügt? Oder ‚hoffen’ wir, dass der Priester sagt....., dass der Bischof sagt.... Und wir? (…) Wir Getauften haben eine große Verantwortung, Christus verkündigen, die Kirche voranbringen, diese fruchtbare Mutterschaft der Kirche. Christsein heißt nicht, eine Karriere zu machen, um ein christlicher Anwalt oder Arzt zu werden, nein. Christsein ist ein Geschenk, das uns mit der Kraft des Geistes in der Verkündigung Jesu Christi vorangehen lässt.
Predigt am 17.4.13 in Domus Sanctae Martae
Wir können Jesus nicht bekennen, wir können nicht von Jesus sprechen, wir können nichts von Jesus sagen ohne den Heiligen Geist.
Predigt am 6.4.13 in Domus Sanctae Martae
Kein Friede ohne
Wahrheit
Es gibt keinen wahren Frieden ohne Wahrheit! Es kann keinen wahren Frieden geben, wenn jeder sein eigener Maßstab ist, wenn jeder immer und einzig sein eigenes Recht einfordern kann, ohne sich gleichzeitig um das Wohl der anderen – aller – zu kümmern, angefangen von der Natur, die alle Menschen auf dieser Welt verbindet.
Audienz für das Diplomatische Korps am 22.3.13
Appell an die
Journalisten
Kirchliche Ereignisse sind sicher nicht komplizierter als politische oder wirtschaftliche! Sie haben aber einen grundlegend spezifischen Charakter: Sie entsprechen einer Logik, die nicht prinzipiell den – um es so zu sagen – weltlichen Kategorien zugehört, und eben daher ist es nicht leicht, sie einer breiten und bunten Öffentlichkeit zu erklären und zu vermitteln. Selbst wenn die Kirche gewiss auch eine menschliche, geschichtliche Institution ist mit allem, was damit verbunden ist, so hat sie doch keine politische, sondern eine wesentlich geistliche Natur: Sie ist das Volk Gottes, das heilige Volk Gottes, das unterwegs ist zur Begegnung mit Jesus Christus. Nur in dieser Perspektive kann man vollkommen erklären, was die katholische Kirche bewirkt.
Aus der Audienz für Medienvertreter am 16.3.13
Dank an Benedikt
Mit großer Zuneigung und tiefer Dankbarkeit denke ich an meinen verehrten Vorgänger Benedikt XVI., der in diesen Jahren seines Pontifikats die Kirche mit seiner Lehre, mit seiner Güte, seiner Leitung, seinem Glauben, mit seiner Demut und seiner Sanftmut bereichert und gestärkt hat. Das bleibt als spirituelles Erbe für alle erhalten. Das Petrusamt, das er mit völliger Hingabe gelebt hat, hatte in ihm einen weisen und demütigen Ausleger, der den Blick immer auf Christus, auf den auferstandenen Christus richtete, der in der Eucharistie gegenwärtig und lebendig ist. Unser inständiges Gebet, unsere unaufhörliche Erinnerung und unsere unvergängliche und herzliche Dankbarkeit werden ihn stets begleiten.
Aus der Audienz für die Kardinäle am 15.3.13
Gott verzeiht gern
Es ist nicht leicht, sich der Barmherzigkeit Gottes anzuvertrauen, denn das ist ein unergründlicher Abgrund. Aber wir müssen es tun! „Oh, Pater, würden Sie mein Leben kennen, dann würden Sie nicht so mit mir reden!“ – „Wieso?“ Was hast du getan?“ – „Oh, ich habe Schlimmes getan!“ – „Um so besser! Geh zu Jesus: Ihm gefällt es, wenn du ihm diese Dinge erzählst!“ Er vergisst, er hat eine ganz besondere Fähigkeit, zu vergessen. Er vergisst, küsst dich, schließt dich in seine Arme und sagt dir nur: „Auch ich verurteile dich nicht. Geh und sündige von jetzt an nicht mehr!“ (Joh 8,11). Nur diesen Rat gibt er dir.
Einen Monat später sind wir wieder in derselben Lage… Kehren wir zum Herrn zurück! Der Herr wird niemals müde zu verzeihen: niemals! Wir sind es, die müde werden, ihn um Vergebung zu bitten! Erbitten wir also die Gnade, dass wir nicht müde werden, um Vergebung zu bitten, denn er wir nie müde zu verzeihen. Bitten wir um diese Gnade!
Aus der Predigt bei der Eucharistiefeier in Sant’ Anna am 17.3.13
Verkündet mit
Eurem Leben!
Man kann das Evangelium Jesu nicht ohne das konkrete Lebenszeugnis verkünden. Wer uns hört und uns sieht, muss in unserem Tun das lesen können, was er aus unserem Mund hört, und Gott die Ehre geben! Da kommt mir jetzt ein Rat in den Sinn, den der heilige Franziskus von Assisi seinen Mitbrüdern gab: „Verkündet das Evangelium und, sollte es nötig sein, auch mit Worten!“ Verkünden mit dem Leben: Zeugnis geben. Die Inkohärenz der Gläubigen und der Hirten zwischen dem, was sie sagen, und dem, was sie tun, zwischen dem Wort und der Lebensweise untergräbt die Glaubwürdigkeit der Kirche.
Aus der Predigt in St. Paul vor den Mauern am 14.4.13
Die gut versteckten Götzen loslassen
Jeder von uns hat in seinem Leben bewusst und vielleicht manchmal unbewusst eine ganz genaue Reihenfolge der Dinge, die er für mehr oder weniger wichtig hält. Den Herrn anzubeten bedeutet, ihm den Platz zu geben, der ihm gebührt. Den Herrn anzubeten bedeutet, zu sagen und zu glauben – aber nicht nur mit Worten –, dass er allein wirklich unser Leben lenkt. Den Herrn anzubeten bedeutet, dass wir vor ihm die Überzeugung gewinnen, dass er der einzige Gott, der Gott unseres Lebens, der Gott unserer Geschichte ist. Das hat eine Konsequenz in unserem Leben: uns der vielen kleinen und großen Götzen zu entäußern, die wir haben und zu denen wir Zuflucht nehmen, in denen wir unsere Sicherheit suchen und diese häufig auf sie setzen. Es sind Götzen, die wir oft gut versteckt halten; es kann Ehrgeiz sein, Karrieremacherei, Freude am Erfolg, sich selbst ins Zentrum zu setzen, die Neigung, sich gegen andere durchzusetzen, die Anmaßung, die einzigen Herren unseres Lebens zu sein, irgendeine Sünde, an der wir hängen, und vieles andere. Heute Abend möchte ich, dass eine Frage im Herzen eines jeden von uns aufsteige und dass wir sie ehrlich beantworten: Habe ich darüber nachgedacht, welchen verborgenen Götzen ich in meinem Leben habe, der mich daran hindert, den Herrn anzubeten? Anbeten bedeutet, uns unserer Götzen zu entäußern, auch der heimlichsten, und den Herrn als Mitte, als Leitweg unseres Lebens zu wählen.
Aus der Predigt in St. Paul vor den Mauern am 14.4.13
Die Kirche: keine NGO
Der Vater hat geliebt. Und so hat diese große Liebesgeschichte begonnen, diese Geschichte der Liebe, die schon so lange andauert in der Zeit und die noch nicht zu Ende ist. Wir, Frauen und Männer der Kirche, sind mitten in einer Liebesgeschichte: Jeder von uns ist ein Ring in dieser Kette der Liebe. Und wenn wir das nicht verstehen, verstehen wir nichts von dem, was die Kirche ist.
(…) Und wenn sich die Kirche ihrer Größe rühmen will und Organisationen schafft, Büros einrichtet und ein wenig bürokratisch wird, verliert sie ihre hauptsächliche Substanz und läuft Gefahr, sich in eine NGO zu verwandeln. Und die Kirche ist keine NGO! Sie ist eine Geschichte der Liebe.
Aus der Predigt bei der Eucharistiefeier in Sant’ Anna am 24.4.13