Sooft ich, noch als Anglikaner, die Kirchengeschichte studierte, drängte sich mir stets die Erkenntnis auf, daß der Irrtum, der schließlich zur Häresie wurde, damit seinen Anfang nahm, daß das Verbot der Autorität mißachtet und eine Wahrheit zu unpassender Zeit aufgestellt wurde.
Alles hat seine Zeit. Mancher wünscht die Abschaffung eines Mißbrauchs, die Weiterentwicklung einer Lehre oder die Anordnung einer bestimmten Maßregel, vergißt aber dabei, sich die Frage zu stellen, ob die rechte Zeit dafür schon gekommen ist.
Da er sieht, daß niemand außer ihm etwas unternimmt, um zu seinen Lebzeiten seinen Wunsch zu erfüllen, wenn er es nicht selbst tut, so hört er nicht auf die Stimme der Autorität und vereitelt ein gutes Werk in seinem Jahrhundert, sodaß es ein anderer, der noch gar nicht geboren ist, es nicht einmal im nächsten Jahrhundert glücklich zur Vollendung bringen kann.
Er mag der Welt als kühner Verfechter der Wahrheit und als Märtyrer der freien Meinung gelten, während er gerade zu den Menschen gehört, denen die zuständige Autorität Schweigen auferlegen mußte.
Wenn der Fall auch nicht zu dem Bereich der Unfehlbarkeit dieser Autorität gehören mag oder die formellen Bedingungen für die Ausübung dieser Vollmacht fehlen, dann ist es doch augenscheinlich Pflicht der Autorität, mit allem Nachdruck vorzugehen.
Ihre Handlungsweise wird dann allerdings von der Nachwelt als Beispiel eines tyrannischen Eingriffs in das Privaturteil, des Totschweigens eines Reformers und der Neigung zur Korruption oder zum Irrtum angesehen.