Strahlende Kindergesichter werden gern in die Auslage gestellt. Sie erwecken ja bei den meisten positive Reaktionen. Daher bedient sich die Werbung oft dieses Motivs, versuchen Hilfsorganisationen mit Bildern von Kindern Spendenbereitschaft zu mobilisieren und versichern Politiker aller Couleurs ihr Engagement für das Wohlergehen der Kinder, besonders in Vorwahlzeiten. Da werden dann eindrucksvolle Zahlen genannt: über den Aufwand für die Bildung, über Investitionen in außerhäusliche Kinderbetreuung oder die Erfolge des Mutter-Kind-Passes. Alles bestens also in Europas Wohlfahrtsstaaten?
Nein, Zweifel sind wahrlich angebracht. Glaubt man einer Karmasin-Umfrage in Österreich vom April, so meinen nur 17% der befragten Eltern, „dass wir in einer sehr kinderfreundlichen Gesellschaft leben“. 74% sind der Meinung, dass „Unterstützung und Wertschätzung fehlen“ – eine Ansicht, die man wohl in den meisten europäischen Ländern in ähnlicher Ausprägung antreffen wird.
Am deutlichsten kommt diese Tatsache wohl im Geburtenrückgang der letzten 50 Jahre zum Ausdruck. Sie sei am Beispiel Österreichs illustriert: Im Vergleich zu 1961 kamen 2011 um 40% weniger Kinder zur Welt! Heute bekommen 100 Frauen im gebärfähigen Alter im Durchschnitt 70 Töchter. Das beschert dem Land langfristig einen Bevölkerungsrückgang von 30% in jeder Generation. Dieser Einbruch macht deutlich: Kinder passen immer weniger zum Lebensstil der Menschen unserer Zeit.
Dieser Lebensstil ist – jeder kann sich das leicht ausrechnen – ein Untergangsrezept. Was tun? Dieser Frage wollen wir im folgenden nachgehen und zeigen, dass wir vor einer großen Herausforderung stehen: die Kostbarkeit des Kindes fernab jeder wirklichkeitsfremden Romantik neu zu entdecken.
Christof Gaspari