VISION 20004/2013
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„Wenn ihr betet, wird euer Herz rein bleiben“

Artikel drucken Damit die Medienflut den göttlichen Funken im Kind nicht ertränkt (Von Urs Keusch)

Von klein auf werden Kinder heute mit einer Flut von Bildern überschwemmt, die sich in ihren Herzen festsetzen und sie Gott entfremden – eine ernstzunehmende Herausforderung, mit der Eltern umzugehen lernen müssen.
Wenn ich den Kindern zusehe, die an unserem Haus vorbei zur Schule gehen, frage ich mich bisweilen: Wie geht es wohl Jesus? Wie geht es Seinem Herzen, wenn Er zusehen muss, wie diese Seine Kinder kaum mehr etwas von Ihm zu hören bekommen, oder nur noch so nebenbei? Wie geht es Seinem Herzen, wenn Er zusehen muss, wie täglich Kinder in unsere Welt hinein geboren, vielleicht noch getauft werden, und kaum sind ihre Augen offen, ziehen Legionen von Bildern an ihnen vorüber, Töne und Worte, nein, sie ziehen nicht vorüber, sie dringen in sie ein, in ihre Herzen, und viele dieser Bilder bleiben darin gefangen, hängen wie klebrige Fetzen an ihren Seelen, oft für ein ganzes Leben.
Und wenn die Kinder älter werden, können sie nicht mehr ohne Handy, iPhone, ohne Computerspiele, PC, ohne Internet, ohne Geräusch und Bilder sein. Immer mehr Bilder stürzen in sie ein. Und es sind viele schlechte, gemeine, scheußliche Bilder, Bilder aus der Hölle, die da in sie einstürzen. Das Göttliche in den Herzen der Kinder, das kleine, von Gott geschaffene Paradies in ihnen, der sanfte Hauch der Gnade ist schon bald wie weggewischt.
So werden die zarten Keime des Glaubens, der Sehnsucht nach Gott und der göttlichen Liebe, die bei der Taufe in die Seelen eingesenkt wurden, bald  ertränkt wie die Saat im Frühling, wenn es wochenlang nur noch regnet. Das Heilige findet dann kaum mehr einen Ort, wo es sich niederlassen könnte. Ja, so wird in vielen Kindern früh eine Abneigung gegenüber dem Heiligen und Reinen erzeugt. Eltern sind dann erstaunt, dass ihre heranwachsenden Kinder von Gott nichts mehr wissen wollen. Sie haben nicht bemerkt, dass der Heilige Geist in den Herzen ihrer Kinder dem Geist der Unreinheit weichen musste.
Auch der Pfarrer in Georges Bernanos Tagebuch eines Landpfarrers hat sich über diesen dunk­len Bereich kindlicher Erfahrung – dieses einsame Ausgeliefertsein des heranwachsenden Kindes an dunkle Trieb- und Seelenmächte – seine Gedanken gemacht. Er notiert einmal: „Ich habe allzu früh das wahre Gesicht des Lasters erblickt, und obwohl ich wirklich tief in meinem Innern großes Mitleid für diese armen Seelen empfinde, ist das Bild, das ich mir unwillkürlich von ihrer Unglückseligkeit mache, nahezu unerträglich. Kurz gesagt, die Unzucht macht mir Angst, insbesondere die Unkeuschheit der Kinder...“
Der Pfarrer führt dann aus, dass die Erwachsenen gar nicht sehen wollen, „was doch in die Augen springt“. Er nennt dieses Wegschauen „angesichts gewisser Nöte“ ihrer Kinder und Jugendlichen ein verabscheuungswürdiges Verhalten, weil gerade hier eine böse Traurigkeit ihre Geburtsstunde feiert, eine Traurigkeit (Depressivität), die Menschen dann oft ein Leben lang beschleicht. Er fährt fort: „Ich habe die Traurigkeit auch viel zu früh kennengelernt, um nicht empört zu sein über die Dummheit und die Ungerechtigkeit, womit alle Welt die so geheimnisvolle Traurigkeit des Kindes behandelt. Die Erfahrung zeigt uns ja leider, dass es Verzweiflung der Kinder gibt. Und der Dämon der Angst ist, glaube ich, im Grunde ein Dämon der Unzucht.“
Man spürt diesen wenigen Zeilen die Erregung noch an, die dieser Landpfarrer nach 20, 30 Jahren empfindet, er, der nun als Pfarrer täglich in seiner Pfarrei erlebt, was er selbst tragischerweise als Kind erlebt hat – eine Traurigkeit, die der Unkeuschheit entspringt und die viele Erwachsene mit sich herumtragen, ohne dass sie wissen, woher sie kommt.
Als Mutter Teresa ihre zweite Berufung bekommen hat, nämlich zu den Armen und den Kindern zu gehen, hörte sie in ihrem Inneren die Stimme eines von wehem Schmerz erfüllten Herzens. Es ist Jesus, der zu ihr sagt:
„Meine Kleine, bring Seelen zu Mir. Bring die Seelen der armen kleinen Straßenkinder zu mir. Wie es mich verletzt, wenn du nur wüsstest – diese armen Kinder mit Sünde beschmutzt zu sehen. Ich sehne mich nach der Reinheit ihrer Liebe. Wenn du nur antworten und mir diese Seelen bringen, sie dem Zugriff des Teufels entziehen würdest. Wenn du nur wüsstest, wie viele Kinder jeden Tag der Sünde verfallen ... Nach ihnen sehne ich mich – sie liebe ich. Willst du dich weigern?“
So also fühlt Jesus, so geht es Seinem Herzen, wenn Er auf Seine Kinder schaut! Es ist ein für unseren abgestumpften Sinn gar nicht vorstellbarer Schmerz für Jesus, zusehen zu müssen, wie leichtsinnig viele Eltern mit der Verführung ihrer Kinder umgehen und mit der verborgenen Traurigkeit so vieler Kinder, die manche von ihnen in Verzweiflung und Selbsttötung treibt.
Und wenn wir es auch nicht sehen und wahrhaben wollen, ja, wenn wir uns darüber empören, wenn es uns gesagt wird: Auch viele unserer Kinder, die in Wohlstandshäusern aufwachsen und alles haben, was ihnen Eltern an materiellen Dingen und Komfort zu bieten vermögen, sind „Straßenkinder“, von denen der Herr sagt, dass es Ihn verletze, „diese armen Kinder mit Sünde beschmutzt zu sehen“!
Was müssen wir tun? Was können wir tun? Können wir überhaupt noch etwas tun? Ja, gewiss können wir etwas tun! Die Flut der Bilder können wir nicht mehr aufhalten, die heute über uns und unsere Jugend hinweg geht, das wird eine mächtigere Hand tun. Wir können die Kinder auch nicht von allem Schmutz bewahren, das war zu keiner Zeit möglich. Aber zu Mutter Teresa wird gesagt, was wir tun können, in einem weiteren Bild wird es ihr und uns gesagt:
„Ich sah eine sehr große Menschenmenge – viele verschiedene Menschen – sehr viele Arme und Kinder waren ebenfalls dort. Sie alle hielten ihre Hände hoch in meine Richtung – ich stand in ihrer Mitte. Sie riefen: ‚Komm, rette uns – bring uns zu Jesus.‘  
Wieder diese vielen Menschen – in ihren Gesichtern konnte ich großen Kummer und Leid erkennen – Ich kniete neben Unserer Lieben Frau, die sie alle anschaute. – Ich sah nicht ihr Gesicht, konnte sie aber sprechen hören: ‚Kümmere dich um sie – sie gehören mir – bringe sie zu Jesus – Trag Jesus zu ihnen – Fürchte dich nicht. Lehre sie den Rosenkranz zu beten – den Familienrosenkranz und alles wird gut werden. – Fürchte dich nicht. – Jesus und ich werden bei dir und deinen Kindern sein.‘“
Das also sind vier Dinge, die wir tun können:

  •  „Kümmere dich um sie!“ Eltern sollen ein wachsames Auge für ihre Kinder haben, ihnen nahe sein, mit ihnen über ihre inneren Nöte sprechen, sie in der mühsamen Zeit der Pubertät nicht sich selbst überlassen, sondern ihnen freundschaftlich zur Seite stehen, immer wieder mit ihnen über den rechten Umgang mit Medien sprechen, sie auch zur Stille erziehen, alles tun, womit sie die Kinder auch physisch schützen können (Kindersicherungen bei TV, Kontrolle, kein PC, TV oder Handy im Kinderzimmer…).
  •  „Sie gehören mir – bringe sie zu Jesus“: Eltern sollen ihre Kinder der Muttergottes weihen und diese Weihe mit ihren Kindern immer wieder erneuern. Dann sollen sie ihre Kinder zu Jesus bringen, das heißt: Tun Sie alles, dass ihre Kinder Jesus kennen lernen können (Gottesdienst, biblische Geschichten, ergänzenden Religionsunterricht, christlich geführte Kinderlager etc.). Und bringen Sie als Eltern während der Woche, wenn sie z.B. einkaufen gehen, ihre (kleinen) Kinder immer wieder vor den Tabernakel ihrer Kirche, zum lebendigen gegenwärtigen Heiland, dass Er sie segne und beschütze und in Sein Herz schließe. Und lassen Sie Ihre Kinder auch immer wieder vom Priester segnen, wenn möglich mit dem Allerheiligsten nach der Anbetung.
  •  „Lehre sie, den Rosenkranz zu beten.“ Das Gebet, vor allem das Rosenkranzgebet in der Familie, ist gewiss die Grundlage, ja das Allerwichtigste, das Sie für ihre Kinder tun können. Wo das ganze Rosenkranzgebet nicht möglich ist, so kann man mit einem oder zwei Gesätzchen anfangen. Wichtig ist, dass man das Gebet auch kindergerecht gestaltet (20-30 Minuten), die Kinder mit Geduld und Liebe ins Gebet einbezieht, dass man das Familienrosenkranzgebet, wenn immer möglich, keinen Tag auslässt und das Gebet gläubig verrichtet.
  •  „Fürchte dich nicht!“ Zweimal sagt es die Mutter Gottes zur seligen Teresa: „Fürchte dich nicht!“ Das heißt: Lass Dich durch nichts entmutigen, schau nicht nach links und rechts, was andere tun oder eben nicht tun. Tu, was ich, Deine himmlische Mutter, Dir sage, und Du wirst  wunderbare Dinge erleben. Bleib beharrlich, standhaft, geduldig in der Erziehung und deine Kinder werden an Gott bleiben, auch wenn es einmal scheint, als wollten sie nichts mehr von Gott wissen.

„Die Familie, die gemeinsam betet, bleibt beisammen, und wenn ihr beisammenbleibt, werdet ihr einander lieben. Wenn ihr betet, wird euer Herz rein werden, und ein reines Herz sieht Gott.“ (Mutter Teresa)

Urs Keusch
Der Autor ist Pfarrer emer.

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