Das eigentlich Faszinierende am Leben des Christen ist die erfahrbare Gegenwart Jesu Christi im Alltag. Im Folgenden erinnert sich eine Großmutter an einige solche Erfahrungen…
Meine Taufe ist mir noch sehr gut in Erinnerung. Ich war sieben Jahre alt und für mich begann wirklich ein neues Leben, denn ich suchte immer wieder Kontakt zu Jesus und lief oft, nach der Schule, in die Kirche. Dort erzählte ich von meinen Sorgen, Ängsten und auch, wenn etwas besonders schön war. Immer ging ich getröstet und zufrieden nach Hause. Auch die Erstkommunion und später die Firmung waren sehr einprägsam. Mein Leben war von der Fürsorge Gottes begleitet, das kann ich rückblickend wirklich sagen, auch wenn manches schwer und vieles durchzutragen war.
Vor kurzem hatten wir sonntags das Evangelium, in dem Jesus den Blinden fragt: „Was soll ich Dir tun?“ Und das fragt Er auch mich! Und Er wartet auf meinen Wunsch, fordert mein Vertrauen heraus! Das hatte ich noch nie so betrachtet.
Dazu ein dankbarer Rückblick auf eine Begebenheit im vergangenen November. Es geht um ein Enkelkind – ich habe nämlich eine große Familie mit 4 Kindern und 9 Enkelkindern –, das im Maturajahr stand und für die Eröffnung des Maturaballs eingeteilt war. Sie suchte lange nach einem passenden weißen Kleid. Alle waren zu teuer oder „schiach“, wie sie sagte, also hässlich. So machte sie sich allein auf den Weg und fand im Abverkauf endlich ein sehr günstiges. Zuhause probierte sie es nochmals, aber Mama stellte fest: passt nicht, oben viel zu eng. „So kannst du nicht gehen!“ Meine Tochter rief mich an, um sich zu erkundigen, wie sie es richten könnte. Ich gab ihr einige Tipps, aber in meinem Inneren wuchs die Befürchtung, die Arbeit selber machen zu müssen…
So beschloss ich, mich ruhig zu verhalten, wandte mich aber an Jesus mit der Bitte, verschont zu bleiben. Allerdings strampelte ich mit dem „Nein, ich will nicht“ herum – eine richtige Belastung für mich. Der Versuch meiner Tochter, die „Enge“ zu beseitigen, gelang nicht. Ich hielt still! Aber das schlechte Gewissen rührte sich.
Dennoch: „Herr, ich will wirklich nicht. Solche Änderungen sind so eine Herausforderung.“ So ging das ein paar Tage, bis ich über meinen Widerwillen schon recht verzweifelt war. „Jesus, und jetzt sage ich Dir, wenn ich dieses elende Kleid wirklich ändern soll, dann musst Du mir Freude, Kraft, Ausdauer und Liebe dazu geben!“ Ich glaube, nicht einmal bitte gesagt zu haben. Also reinste Erpressung!
Wie vermutet ruft mich dann mein Mädchen an und bittet um meine Hilfe. Ich, ohne Begeisterung, sage halt ja. Ärgere mich, dass ich wieder einmal nicht nein sagen konnte. Wir machen einen Termin aus, zu dem sie pünktlich angereist kommt. Es läutet, sie steht in der Tür und über mich strömt eine ganz große Liebe und Freude. Die Arbeit war zwar wirklich mühevoll. Immer wieder probieren, ändern, probieren, ändern… Zuletzt aber war das Kleid wirklich hübsch gelungen und wir waren beide sehr zufrieden – und ich so voll Dankbarkeit. Ich jubelte buchstäblich über Gott, der mir diese Freude, Kraft und Ausdauer geschenkt hatte. Ich fühlte mich gar nicht würdig, aber so ist Er.
Solche Liebesbeweise beflügeln dann auch wieder, anderen Gutes zu tun, Hilfe, Freude oder Hoffnung zu schenken. Er will uns glücklich machen.
Eine andere Erfahrung: In einer großen Lebenskrise wollte ich einen Schritt setzen, von dem ich wusste, er ist nicht richtig. In meinem Inneren kämpfte ich zu erreichen, was ich wollte. Plötzlich umgab mich eine ganz klare, reine Stille, in der die Worte kamen: „Wenn du das tust, trennst du dich von mir!“ Was ich da gehört hatte, war mit Vollmacht gesagt, aber ohne jeden Vorwurf. Daraufhin konnte und wollte ich gar nicht mehr so handeln, wie ich es vorhatte. Es war Seine Liebe und Führung.
Ein ähnliches Erlebnis hatte ich davor schon, als meine Tochter noch ein kleines Mädchen war. Damals gab es mit ihr immer wieder Schwierigkeiten und Spannungen, die mich sehr belasteten. Als ich wieder einmal sehr verzweifelt war, kniete ich mich in meinem Kummer einfach im Wohnzimmer hin und bekannte unter Tränen mein Unvermögen, das Kind in rechter Weise lieben und führen zu können.
Während ich so betete, wurde mir spürbar Freude und Liebe geschenkt, die ein neues Miteinander möglich machten. Damals war ich sehr erstaunt, dass so etwas möglich ist. Dass Jesus in der größten Not so nahe ist, war eine tolle Erfahrung.
Noch eine unglaubliche Begebenheit: Mein jüngster Sohn, ein besonders fröhliches, erlebnishungriges Menschenkind, war sehr, sehr anstrengend. Viele Jahre waren enorm belastet mit Angst und Sorge. Er war schon früh in einen „schlechten“ Freundeskreis geraten, kam nicht heim – und hatte noch viel, viel Schlimmeres in seinem Repertoire. Ich betete Tag und Nacht für Ihn.
Mit etwa 19 Jahren fuhr er dann mit einem Freund nach Marokko und blieb auch über Weihnachten weg. Ich war fast erleichtert, dass ich etwas Abstand aufgezwungen bekommen hatte und nicht dauernd mit den Sorgen konfrontiert wurde. So übergab ich Jesus die volle Verantwortung, sagte ihm auch, dass ich selbst nichts mehr tun kann.
In der Folge geschah dann jedoch Unglaubliches: Am Heiligen Abend kam ein Anruf mit Weihnachtswünschen! Mir kommen jetzt noch die Tränen, wenn ich das jetzt so schreibe. Und als er dann heimkam, brachte er für jeden etwas wirklich Hübsches mit. Streitereien, Zornausbrüche fielen weg. Es gab gute Gespräche, auch mit einem Priester, der sich viel Zeit für ihn nahm. So eine große Überraschung und Freude! Er begann mit einer neuen Ausbildung, die er ernst nahm, auch der Zivildienst in einem Wohnheim für behinderte Erwachsene machte ihm Freude. Mittlerweile ist er Priester und ich kann nicht genug danken, dass er zu einer Umkehr gelenkt wurde und einen guten Weg einschlagen durfte.
Wenn ich das hier schreibe, fällt mir so vieles ein, dass ich wahrscheinlich eine Liste anlegen werde, auf die ich zurückgreifen kann, wenn es wieder einmal eine dunkle Zeit gibt.
So gehe ich dankbar meinen Glaubensweg weiter und möchte allen, die das lesen, Mut machen, immer mehr Vertrauen in die Führung Gottes zu haben.
S.W.R