Die Beständigkeit, die Beharrlichkeit gehört zum Wesen des Christseins, und sie ist grundlegend für den Auftrag der Hirten, der Arbeiter im Erntefeld des Herrn. Der Hirte darf kein Schilfrohr sein, das sich mit dem Winde dreht, kein Diener des Zeitgeistes. Die Unerschrockenheit, der Mut zum Widerspruch gegen die Strömungen des Augenblicks gehören wesentlich zum Auftrag des Hirten. Nicht Schilfrohr darf er sein, sondern – nach dem Bild des ersten Psalms – wie ein Baum, der tiefe Wurzeln hat und darauf festgegründet steht.
Das hat nichts mit Starrheit oder Unbeweglichkeit zu tun. Nur wo Beständigkeit ist, ist auch Wachstum. Kardinal Newman, zu dessen Weg drei Bekehrungen gehören, spricht davon, daß Leben Sich-Wandeln ist. Aber seine drei Bekehrungen und die darin geschehenen Wandlungen sind doch ein einziger, zusammenhängender Weg: der Weg des Gehorsams gegen die Wahrheit, gegen Gott; der Weg der wahren Beständigkeit, der gerade so vorwärts führt.
„Verharren in der Lehre der Apostel“ – der Glaube hat einen konkreten Inhalt. Er ist nicht eine unbestimmte Spiritualität, ein unnennbares Gefühl für Transzendenz. Gott hat gehandelt, und Er hat gesprochen. Er hat wirklich etwas getan und wirklich etwas gesagt.
Glaube ist gewiß zuallererst Sich-Anvertrauen an Gott, eine lebendige Beziehung zu ihm. Aber der Gott, dem wir uns anvertrauen, hat ein Gesicht und hat uns sein Wort geschenkt. Auf die Beständigkeit seines Wortes dürfen wir uns verlassen.
Die frühe Kirche hat den wesentlichen Kern der Lehre der Apostel in der sogenannten Glaubensregel zusammengefaßt, die im wesentlichen mit den Glaubensbekenntnissen identisch ist. Dies ist das verläßliche Fundament, auf dem wir Christen auch heute stehen. Es ist der sichere Grund, auf dem wir das Haus unseres Glaubens und unseres Lebens bauen können (vgl. Mt 7, 24ff).
Wiederum bedeutet die Festigkeit und die Endgültigkeit dessen, was wir glauben, keine Starrheit. Johannes vom Kreuz hat die Welt des Glaubens mit einem Bergwerk verglichen, in dem wir auf immer neue Schätze stoßen – Schätze, in denen der eine Glaube, das Bekenntnis zu dem in Christus offenbaren Gott, sich entfaltet. Als Hirten der Kirche leben wir aus diesem Glauben, und so können wir ihn auch verkündigen als die frohe Botschaft, die uns der Liebe Gottes und unseres Geliebtseins von ihm gewiß werden läßt.
Aus der Predigt am 5.2.11 im Petersdom bei der Hl. Messe anläßlich der Weihe von fünf Bischöfen.