Zugegeben, einige der Teilnehmer sind hier, um eine Party zu erleben, einige, um eine Reise nach Brasilien zu machen und einige andere sind hier – nennen wir es so – aus „natürlichen“ Anliegen. Aber aus der Erfahrung der Weltjugendtage komme ich zu dem Schluss: All das hier funktioniert einfach. Und es funktioniert, soweit ich es erlebt habe, seit Denver.
Dabei ist es gar nicht so einfach: Ich bin jetzt 63 und gehöre wohl nicht wirklich zum Zielpublikum des Weltjugendtages. So stelle ich fest: Hier mitzumachen, ist eine beachtliche Herausforderung: Es kostet einiges an Geld, ist anstrengend, ist harte Arbeit. So gesehen, wäre ich fast lieber am Strand von Long Island. Aber diese „Babys“ sind den Aufwand einfach wert.
Der Selige Johannes Paul II. war ein Genie. Er hatte begriffen, dass unser Glaube auf Gemeinschaft angewiesen ist. Von seiner Zeit in Polen her wusste er, dass etwas „Magisches“ passiert, sobald man Menschen zu einer gemeinsamen Erfahrung der Solidarität zusammenbringt. Und genau das geschieht bei den Weltjugendtagen: Junge Leute, die an die Heilige Schrift glauben, in die Kirche gehen, beten, sich bemühen, ihr Leben – trotz aller Sündhaftigkeit und den zahlreichen Anfechtungen – nach den Geboten und Seligpreisungen auszurichten, haben oft den Eindruck, sie seien die einzigen in den Heiligen Messen, allein auf weiter Flur auf der Uni oder im Wohnblock ,ganz auf sich gestellt.
Und plötzlich machen sie bei Weltjugendtagen die Erfahrung: Das Ich wird zum Wir!
Wissen Sie, was hier an der Copacabana üblicherweise läuft? Wenn Karneval ist, herrscht hier Sodom und Gomorrha, Trunkenheit und Sittenlosigkeit. Und all das ist jetzt hier verwandelt in Freude, Musik, Freundschaft, Gebet, Kameradschaft, Glaube… Da findet ein tiefgreifender Wandel statt – und zwar in globalem Maßstab. Das ist doch eine gewaltige Botschaft – oder nicht?
Und die jungen Leute greifen das auf. Wenn Sie sagen, da gibt es welche, die aus nicht gerade übernatürlichen Motiven hier sind, so antworte ich: Ja, tatsächlich. Aber ich sage Ihnen auch: Wenn Sie ein Auditorium mit rund 3.000 Jugendlichen erlebt haben – wie ich heute Morgen – Jugendliche, die aufmerksam meine Worte aufgenommen, die die wichtigsten, lebensentscheidenden Fragen gestellt haben, die in Schlangen angestanden sind, um das Sakrament der Buße zu empfangen, die mit großer Freude und Andacht an der Eucharistiefeier teilgenommen haben, dann kommen Sie einfach zu dem Schluss: Hier geschieht etwas Mystisches – und, wie gesagt: Es funktioniert!
Kardinal Dolan ist Erzbischof von New York und Vorsitzender der US-Bischofskonferenz. Auszug aus einem Interview mit Catholic New Service, siehe http://www.kathtube.com/player.php?id=32174