Gedrängt stehen wir in einem der brasilianischen Busse, die durch die Straßen der Millionenstadt Rio de Janeiro brausen. Der Bus ist neben den 21 Deutschen aus unserer Gruppe weitgehend mit Brasilianern gefüllt. Die Stimmung ist prächtig. Obwohl alle vom langen Tag erschöpft sind, herrscht hier Feierstimmung. Abwechselnd singen, rufen und johlen die Gruppen Lieder und Sprechgesänge, die vom ganzen Bus zum Lob Gottes aufgegriffen werden. Mit Händen und Füßen erfahren wir von Magdalena, dass sie sechs Stunden für den Flug nach Rio gebraucht hat.
Maria erzählt in gutem Englisch, dass sie es für einen Witz gehalten hatte, als sie in der Schule erfuhr, dass ihr Erzbischof Bergoglio der neue Papst geworden sei. Erst als sie nach Hause gekommen ist und die freudige Nachricht in den Medien verfolgt hatte, habe sie das allmählich begreifen können. „Dieser Papst hat unserem Land eine neue Hoffnung geschenkt,“ berichtet sie und fügt hinzu: „besonders der Jugend“. Daher habe sie auch den weiten Weg auf sich genommen und sei nach Rio gekommen…
Dominique Humm
Viele Stunden haben wir Pilger an der Copacabana auf die Ankunft von Papst Franziskus gewartet, bis er endlich nach Sonnenuntergang segnend und voller Freude im Papamobil an uns vorbeifuhr. Trotz des nach wie vor regnerisch-kühlen Wetters (in Brasilien ist es die kälteste Woche seit 35 Jahren!) war es eine beeindruckende Erfahrung: So viele Menschen, die voller Hoffnung und Glauben auf ihren Hirten warten, im Vertrauen darauf, dass er ihnen Christus bringt.
So rief uns der Papst dann auch zu: „Ihr zeigt, dass unser Glaube stärker ist als die Kälte und der Regen! Ich bin gekommen, um euch in eurem Glauben zu bestärken; ich bin aber auch gekommen, um mich von eurer jugendlichen Freude im Glauben bestärken zu lassen!“ Tatsächlich bestärkte uns schon diese kurze Ansprache in unserem Auftrag, allen Menschen die frohe Botschaft zu verkünden, als Kirche aus der Begegnung mit Gott die Kraft und den Glauben für die Evangelisation mitzunehmen.
Die Einfachheit und die große Liebe, die in Wort und Stimme des Papstes zum Ausdruck kommen, sind für uns Jugendliche ein wichtiges Zeichen, dass wir wirklich zu dieser von alten Männern geführten Kirche gehören.Für jeden Kontinent begrüßte jeweils ein Jugendlicher den Papst. Einem Mädchen fehlten plötzlich die Worte, ein anderes konnte vor lauter Weinen kaum noch sprechen. Beide nahm der Papst in den Arm und sprach mit ihnen einige Worte. Den Millionen live-Zeugen (und allen Fernsehzuschauern) war diese bewegende Szene ein großes Zeugnis, das den von JohannesPaul Il. eingeführten Papsttitel „Diener der Diener Gottes“ ebenso lebendig werden ließ, wie die Rolle des Papstes als Hirte der Schafe Christi.
Constantin von Jagwitz
Die Tagespost v. 30.7.13