Dieses kleine Buch ist das beeindruckende Lebenszeugnis der Sr. Theresia Stengel, die ich 2006 während einer Reise nach Madeira in ihrer kleinen Eremitage kennenlernen durfte. Sie wurde am 10. Februar 1920 in Niederbayern geboren und auf den Namen der großen hl. Theresia von Avila getauft.
In ihren frühen Erinnerungen findet sich ein einschneidendes Erlebnis: Als sich einmal ihre Eltern bei einer Reise verspätet hatten – Theresia war damals zwei Jahre alt –, nahm sie ein Priester auf den Arm und tröstete sie. Diese Erfahrung sollte ihr weiteres Leben prägen: Schon in jungen Jahren erwuchs in ihr der Wunsch, ihr Leben als Dienst für die Priester zu geben.
Mit 15 weihte sie sich der Muttergottes. Aus innerer Überzeugung weigerte sie sich damals der Hitlerjugend beizutreten, worauf man sie von jeder weiteren Schulausbildung ausschloss. Da holte sie der Heimatpfarrer als Hausgehilfin ins Pfarrhaus. Da während des 2. Weltkrieges der Krankenpflegedienst freigegeben wurde, konnte Theresia jedoch mit 23 Jahren die Krankenpflegeschule in München besuchen. Nach ihrer Ausbildung war sie 21 Jahre lang Stationsschwester und Leiterin der chirurgischen Männerstation.
Bei geistlichen Exerzitien lernte sie 1965 in Innsbruck P. Michael Prader kennen. Dieser begann in den 60-er Jahren mit dem Aufbau einer neuen Ordensgemeinschaft. Sr. Theresia stand diesem Priester, der ein schweres Herzleiden hatte, fortan viele Jahre aufopferungsvoll als Krankenschwester zur Seite. 1987 begleitete sie ihn gemeinsam mit Schwester Sieglinde, einer Vorarlbergerin, auf die Insel Madeira. Dort gründeten sie 1989 die kleine Eremitage „Maria Serena“, in der Pater Michael Prader im Heiligen Jahr 2000 sein Lebensopfer ebenso bewusst für die Heiligung der Priester vollendete wie Sr. Theresia im April 2012.
Nach den Jahren des beruflichen und apostolischen Lebens kam für Sr. Theresia die Zeit, wo ihr Glaube ganz in der Freude, im Leiden, in der Stille, in Demut und Entsagung hin zur vollen Blüte reifte. Nach dem Heimgang von Pater Michael übernahm Dom Maurilio de Gouveia, der aus Madeira stammende frühere Erzbischof von Evora in Portugal, die geistliche Führung der kleinen Eremitage. Im Vorwort zum Buch schreibt er: „Wer sie an ihrem Leidensbett besucht hat, konnte nicht weggehen ohne tief beeindruckt zu sein von der strahlenden Ruhe, dem Frieden und der Freude auf ihrem Gesicht.“
Sie opferte besonders ihre letzten Jahre, in denen sie ans Bett gefesselt und erblindet war, zur Sühne für die Priester auf. Sie sagte: „Wenn die Priester sich immer bewusst wären, wer sie sind, und welche Gnaden sie vermitteln dürfen! Wie groß ist die Not der Priester! Wie heilig ihr Dienst vor Gott und den Menschen!“
In den letzten Jahren ihres Leidens, in denen sie bewusst auf Medikamente verzichtete, konnte sie dem Ideal der heiligen Theresia von Avila folgend deren berühmte Worte „Gott allein genügt“ verwirklichen. Ihr Testament hat sie in die drei Worte „Alles ist Gnade“ zusammengefasst.
Sr. Sieglinde Walch, die viele Jahrzehnte an der Seite dieser Zeugin Christi leben durfte, ist es mit diesem kleinen Buch gelungen, dem Leser ein eindruckvolles Zeugnis des Lebens und Leidens ihrer Mitschwester, die eine „verborgene Blume“ auf der Blumeninsel Madeira war, zu geben.
Das Buch wurde in Portugal gedruckt und aus Kostengründen in den beiden Sprachen Portugiesisch und Deutsch verfasst.
Christoph Hurnaus
Gott allein genügt – Das Lebenszeugnis der Schwester Theresia Stengel. Von Sieglinde Walch, Eigenverlag, Preis: 18 Euro