VISION 20001/2014
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Viele wurden gerettet

Artikel drucken Rückblick auf ein Jahr Einsatz für die ungeborenen Kinder (Claudia Brandmüller)

Seit 16 Jahren besteht das am 8. Dezember 1997 gegründete Wie­ner Lebenszentrum dem mittlerweile tausende Kin­der ihr Leben verdanken. Im fol­genden der Jahresrückblick einer Mitarbeiterin des Zentrums.
In unserem Einsatz erleben wir, wie zwei Realitäten aufeinander prallen. Einerseits gibt es die Erfahrung, wie wenig es oft braucht, um eine Mutter zur Annahme des Lebens ihres Kindes zu motivieren: Anwesenheit, ein Gespräch, ein Bild, ein Gebet, die Bezahlung einer Miete, ein paar Lebensmittelgutscheine… Andererseits scheint der Wahnsinn der Abtreibung in den Köpfen der Menschen immer normaler zu werden, ja er wird als Recht empfunden, als Menschenrecht, der mit Polizeieinsatz zu schützen ist. Das ist sowohl bei Dienst und Gebet vor den Kliniken als auch bei den Beratungen im Lebenszentrum zu spüren. Die Menschen sind in den letzten 16 Jahren merklich abgestumpft. 40 Jahre straffreies Töten ungeborener Kinder gehen nicht spurlos an einer Gesellschaft vorüber.
Trotzdem haben wir auch viel Freude erlebt. Müttern konnte geholfen, Kinder gerettet werden. Konkret erinnere ich mich an eine Frau, die vor Jahren durch unsere Hilfe ihr Kind behalten und einige Zeit später eine abtreibungswillige Freundin zur Beratung gebracht hatte. Sie kämpfte wie eine Löwin um das Leben dieses Kindes und hatte Erfolg. Am Beginn dieses Jahres saß sie wieder vor mir, diesmal erneut schwanger und abtreibungswillig. Sie behielt ihr Baby nach einigem hin und her. Welcher Kampf um diese Kinder herrscht da!
Weiters denke ich an eine junge Frau, die bereits mehrfach abgetrieben hatte und uns erzählte, sie hätte eigentlich alle ihre Kinder bekommen wollen, aber der äußere Druck, die innere Abhängigkeit, die Angst waren zu groß. Sie wurde erneut schwanger und behielt aufgrund von Beratung und finanzieller Hilfe ihr Baby. Wir erfuhren, dass Menschen mithilfe unserer Bücher und Materialien Frauen und Männer vor Abtreibungen bewahren konnten. Kürzlich erhielten wir in diesem Sinne ein Dankesschreiben.
Zu erschütternden Augenblicken des scheidenden Jahres zählt dieser: Ein junger Mann verirrte sich auf der Suche nach seiner abtreibungswilligen Freun­din zu uns und erklärte, ein Kind passe jetzt einfach nicht, seine Freundin und er fürchteten sich nicht vor Folgen (falls es solche überhaupt geben sollte), denn psychisch noch mehr zerstört, als sie schon seien, könnten sie nicht mehr werden. Was für eine Lebensperspektive! Gott, der Spender allen Lebens, erschafft in ihre Dunkelheit hinein ein Kind, um ihrem Leben Hoffnung, eine neue Ausrichtung und ein Kinderlächeln zu schenken – und wie sehr wird Er dabei miss­verstanden und abgelehnt!
Doch Gott verlässt die Menschen nicht. Erbarmend neigt Er sich denen zu, deren Herzen durch Abtreibung zerbrochen sind und die zu Ihm schreien.
Sichtbar wird das unter anderem in den „Rachels Weinberg Einkehrwochenenden“, die es seit zwei Jahren nun auch in Österreich gibt. Ich selber hatte die Möglichkeit, vor  2,5 Jahren bei so einer Einkehr in Deutschland dabei zu sein: Es ist sehr berührend zu erfahren, wie sich von Abtreibung betroffene Menschen ihrer Abtreibung stellen und Gott ihre Kinder und Wunden übergeben.
Die Teilnehmer werden durch Gespräche, geistliche Übungen, das Sakrament der Versöhnung, eine Gedenkfeier und die Heilige Messe von der Todeserfahrung der Abtreibung zur tiefen Beja­hung des Lebens geführt. Sie erfahren neu die barmherzige Liebe Gottes, bauen eine neue Beziehung zu ihren verloren geglaubten Kindern auf und gewinnen Hoffnung für ihr Leben und ihre Zukunft.
Beim Nachtreffen der Teilnehmer einige Wochen später werden die wunderbaren Taten Gottes sichtbar, denn die Teilnehmer erzählen von neuer Lebensfreude, der Erneuerung ihrer Ehe, von der Befreiung von einer schweren Last, Erneuerung im Glauben an Gott… Oft denke ich mir, welch große Freude bei den ungeborenen Kindern herrschen muss, wenn ihr Vater und/oder Mutter, die jahre- und jahrzehntelang die Abtreibung verdrängt und damit ihren Kindern die Existenz abgesprochen hatten, auf einmal ihre Kinder beim Namen nennen, um sie trauern, sie und Gott um Vergebung bitten und sie in ihr Leben integrieren.
Vereinen wir unsere Gebete, Kräfte und Mittel, damit das Töten ungeborener Kinder in Österreich und weltweit ein Ende nimmt, den schwangeren Müttern lebensrettende Hilfe zukommt und den von Abtreibung verletzten Hinterbliebenen Umkehr ermöglicht und Heilung zuteil wird.
Claudia Brandmüller
Aus JA zum Leben Nr. 83/2013. Info: www.rachelsweinberg.de,
kontakt: info@rachelsweinberg.at, Tel.: 0699 10 214 241

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