"Ich bin gern eine Frau" - der erste Satz des Buches macht neugierig. Worauf? Auf das Frausein! Ein Thema, das auch unter Christen oft keines ist. Ingrid Trobisch, die seit vielen Jahren in Afrika, Europa und den USA unterwegs ist, beginnt ihr Buch mit “Die Selbstannahme als Aufgabe".
Geprägt von den Erfahrungen mit ihrer Arbeit in Afrika, gibt sie einen Einblick in das Selbstverständnis der Frau in diesem Kontinent: einerseits lebt diese in einer stärkeren Verbundenheit mit allem Wachsenden als wir im Westen, andererseits aber ist sie meist “Mittel zum Zweck" für den Mann, und ihre Söhne sind wichtiger als ihre Töchter.
Dieses Leid der Frau, die Diskriminierung, geht quer durch fast alle Kulturen und ist die Quelle für die Emanzipationsbewegung. Doch hat wirklich Emanzipation stattgefunden? Mit erstaunlicher Naivität übernahm die Emanzipationsbewegung nämlich das in Afrika vorherrschende Vorurteil, alles Frauliche sei minderwertig, und strebte daher nach einer Angleichung an den Mann durch Verdrängen der weiblichen Identität.
Die “emanzipierte Männin" ist das Resultat.
Die wirklich emanzipierte Frau, so Ingrid Trobisch, ist jene, die ihre Weiblichkeit bewahrt, entfaltet und lebt, den Körper nicht von ihrer Seele und ihrem Geist trennt, sondern alles integriert. Sie nimmt ihren Leib an und liebt ihn. Sie wird so zu einer echten Ergänzung für den Mann. Gefragt ist also keine billige Angleichung an den Mann, sondern die Selbstannahme. In ihrem Anderssein gilt es, ihre Einmaligkeit als Frau zu entdecken. Diese Aufgabe der Identitätssuche ist beiden Geschlechtern gestellt und kann nur in gegenseiter Ergänzung auf eine befruchtende Weise erfolgen. Selbstannahme ist die natürliche Voraussetzung für die Nächstenliebe.
Wie sieht nun dieses “mit Freuden Frausein" aus? Der Bogen spannt sich vom Umgang mit Zyklus und Fruchtbarkeit, von der Freude am Liebesakt, der schönen Zeit des Wartens auf das Kind, der Geburt als Erlebnis des Paares, der mütterliche Kunst des Stillens, bis hin zum Klimakterium als Chance zu einem Neuanfang.
Den ersten Teil des Buches schließt die Autorin mit den Worten von Hilde Domin: “Dem Wunder leise wie einem Vogel die Hand hinhalten" und will jenen Mut machen, die vielleicht nach den gelesenen Seiten nachdenklich geworden sind oder sich sogar als Gescheiterte sehen.
Der zweite Teil des Buches entstand im Gefolge auf die Reaktionen auf den ersten: Das Kapitel über natürliche Empfängnisregelung löste eine Fülle von Leserzuschriften aus. Anfragen und Beobachtungen von Leserinnen, auf die Dr. Josef Rötzer und Ingrid Trobisch antworten, lassen diese Kapitel zu einer Lektüre von großem Gewinn werden.
Diese Antworten sind auf dem neuesten Stand des Wissens und wecken das Interesse auch der Neueinsteigerin, sich mit der “Natürlichen Empfängnisregelung" auseinanderzusetzen.
Sie ist eine Lebensweise, nach der heute viele Ehepaaare bewusst oder unbewusst suchen, und von der man nur hoffen kann, dass sie die Köpfe und Herzen vieler Menschen erreichen möge.
Leser, die keine Neueinsteiger mehr sind, finden sicher die Antwort auf viele ihrer Fragen hier wieder und werden ermutigt, auch mit anderen über dieses Thema ins Gespräch zu kommen.
Elisabeth Rötzer, Tochter des bekannten Arztes Josef Rötzer, Begründer der symptho-thermalen Methode, gibt eine Einführung in die Natürliche Empfängnisregelung und gliederte diesen Teil des Buches in übersichtliche Kapitel: Noch im Entwicklungsprozess, Ein allmählicher Lernprozess, Gedanken zur zeitweiligen Enthaltsamkeit, Schwangerschaft, die Zeit nach der Entbindung, Übergang zur Selbstbeobachtug (nach der Pille und Spirale), Wechseljahre, Sterilisation.
Alles in allem: ein Weltbestseller, der seit 2001 aktualisiert in einem Band vorliegt, ein “Pflichtbuch" für jede Frau, egal ob verheiratet oder ehelos. Und nicht zu vergessen: Ein Geschenkbuch - auch für (Ehe) Männer, besonders solche, die noch bessere werden wollen!
Helga Sebernik
Mit Freuden Frau sein... und was der Mann dazu tun kann. Von Ingrid Trobisch/Elisabeth Rötzer, Brockhaus-Verlag, Preis: 15,40 Euro
Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at