Christus hat sehnlich gewünscht, Sein einzigartiges Priestertum mit den Menschen zu teilen. Deshalb hat Er, als Er am Tisch des letzten Abendmahls saß, zu Seinen Aposteln gesagt: “Ich habe mich sehr danach gesehnt, vor meinem Leiden dieses Paschamahl mit euch zu essen." Dann nahm er das Brot, dankte, brach es und reichte es ihnen mit den Worten: “Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird. Tut dies zu meinem Gedächtnis" (Lk 22,15-19).
Aus dem Mund unseres Herrn bedeuten diese Worte, daß Er die mit Verpflichtung verbundene Vollmacht verleiht, das Geschehen im Abendmahlsaal zu wiederholen und in jeder Zeit der Geschichte gegenwärtig zu machen.
Auf diese Weise ist Christus, dank Euch Priestern, stets sakramental in Seiner Kirche präsent. Ihr handelt “im Namen und in der Person Christi". Ihr verkündet glaubwürdig das Evangelium. Christus sprich durch Euch: So geschieht es, daß “Christus Christus verkündigt".
Wer bringt das Opfer der Eucharistie dar? Ihr, aber nicht allein: Es ist Christus, der durch Euch handelt, “derselbe bringt das Opfer jetzt dar durch den Dienst der Priester, der sich einst am Kreuz selbst dargebracht hat" (Konzil v. Trient). Wer erteilt die sakramentale Absolution von begangenen Sünden? Ihr Priester, aber nicht allein: Es ist Christus, der durch Euch vergibt. Ihr seid die “Verwalter von Geheimnissen Gottes" (1Kor 4.1)!
Durch die Weihe seid Ihr in ontologischem Sinn (wesenhaft, Anm.)Zeugen Christi im Dienst am Wort und an den Sakramenten; gleichzeitig seid Ihr das reale Zeugnis von Christus, dem einzigartigen Priester. Im Augenblick der Weihe habt Ihr eine neue Art zu sein erhalten. Ihr seid durch das Priestersein gekennzeichnet, das ein wirkliches spirituelles Zeichen und unauslöschbar ist.
Dieser Priestersein trennt Euch nicht von der Menschheit; im Gegenteil, es stellt Euch in ihr Zentrum, damit Ihr Euch in ihren Dienst stellen könnt. Denn das Priestersein fügt Euch in das Priestertum Christi ein, das “der Schlüssel, der Mittelpunkt und das Ziel der ganzen Menschheitsgeschichte" ist (Gaudium et spes, 10), “Alpha et Omega" (ebd. 45) der sichtbaren und unsichtbaren Wirklichkeit.
Meine Lieben! Wie könnte das heilende Wasser der Auferstehung zu allen Generationen fließen, wenn Ihr nicht wärt? Aus der Klarheit und der Sicherheit Eurer Identität erwächst das Bewußtsein Eurer absoluten Unersetzbarkeit in der Kirche und in der Welt.
Der Gute Hirte kann durch Euch weiterhin die Völker aller Kulturen auf jedem Kontinent und zu jeder Zeit lehren, heiligen, führen und lieben. Daher steht die Bezeichnung Hirte nur Euch zu, und da außerhalb von Christus kein Heil ist und Er überall auf der Welt verkündigt werden muß, ist es nicht möglich, die Schwelle des dritten Jahrtausends zu überschreiten, ohne eine Priorität für die Berufungspastoral zu setzen.
Wenn die Welt nicht ohne Christus leben kann, so kann sie auch nicht ohne Seine Priester leben.
Botschaft des Papstes Johannes Paul II v. 19.6.99 an ein internationales Priestertreffen.