Wer aufmerksam den Gang der Dinge beobachtet, erkennt, wie notwendig eine grundlegende Neuausrichtung ist. Nur - von wo soll sie ausgehen? Im folgenden ein Plädoyer für die Bereitschaft jedes einzelnen, gegen den Strom zu schwimmen.
Das wurde schließlich den sorglosesten Beschwichtigern klar: Es handelte sich nicht um einige heftige Wärmegewitter: Es waren Orkane, ihnen folgten prasselnde, unaufhörlich herabschießende Regenwände - Sintflut. “Gottes Zorn", stellt meine osteuropäische Helferin in die krachenden Donnerschläge hinein schicksalsgelassen fest; und später, als der Regen nicht wieder aufhören will: “Und nun weinen die Engel." “Worüber?" frage ich verblüfft, “über die Mengen an getöteten Kindern im Mutterleib," meint sie, “über die Opfer aller von bösen Menschen Geschlachteten ..."
Die befragten Experten haben andere Deutungen parat: “Der Treibhauseffekt verursacht Klimaveränderungen." Aber auch diese Erklärung enthält eine Anklage: Das unheimliche Unglück hat in der Tat etwas mit menschlichen Grenzüberschreitungen und Fehlverhalten zu tun. Die dramatischen Ereignisse der letzten Zeit sind dafür wirklich Zeichen.
Aber bei aller Fürchterlichkeit der Ereignisse gibt es einen kleinen Lichtblick: Ein Innehalten der Menschen, eine Neigung zum Zusammenhalt kristallisiert sich heraus. Helfer strömen heran. Im wahrsten Sinne des Wortes versuchen viele in Form von Sandsäcken einer die Last des anderen zu tragen.
Es keimt fast durch den süßen egoistischen Wohlstandsbrei hindurch so etwas wie Normalität auf: Natürliche Mitmenschlichkeit, Solidarität, Hilfsbereitschaft - ausgelöst durch Not.
“Gib uns ein Zeichen," wurde Christus von den Juden gebeten. Sie hofften wohl auf eine umwerfende Bestätigung des Eingreifen Gottes. Dabei standen sie mitten im Zentrum genau dieses Geschehens. Und so erwidert Er ihnen fast grimmig: “Euch steht allenfalls das Zeichen des Jona zu."
Das Zeichen des Jona: ein völlig unbedeutender, schlichter Mann rennt plötzlich durch die durch und durch sündige Stadt Ninive und ruft seltsam eindringlich und erschütternd: “Noch 40 Tage und Ninive wird untergehen!"
Sollte das nicht für uns heute ebenfalls gelten? Wer das erkennt, muß der sich nicht aufmachen wie Jona? Keine Ausreden bitte: Jona hatte kein Seminar der Redekunst besucht, sich nicht bereits als Prediger in der Wüste ausgewiesen. Er hatte nur eins: die Gefahr gespürt, und er war unruhig geworden. Aber er dachte, Gott könne ihn, den Mann aus dem Volk, doch wohl nicht gemeint haben. Begreiflich, daß er wegzulaufen versuchte; wer will sich schon so ohne weiteres der Lächerlichkeit preisgeben?
Genau das ist unsere Situation heute - und wir, die wir nicht nur Gespür für das Unheimliche dieser Zeichen, sondern gleichzeitig Ehrfurcht und Gottesfurcht kennen, genau wir sind gemeint.
Wie? Was sollten wir schon tun können? Mehr, als wir glauben; denn zunächst gilt es zu wagen, die Menschenfurcht abzulegen und den Mund aufzutun!
Tapfere Leute dieser Art unter den Laien, unter den Priestern und Bischöfen gibt es heute zwar in nicht unerheblicher Zahl, aber sie haben einen enorm schweren Stand. Es wäre viel wert, mit ihnen zusammenzurücken und gewissermaßen einen mahnenden Chor zu bilden. Aber ach, wie schwer tun wir uns damit! Denn dann werden wir geradezu auf Knopfdruck genauso diskriminiert wie sie.
“Der Bischof Dyba?" “Das ist doch ein Holzklotz!" “Die Auerbacher Schwestern?" “Die haben's womöglich mit dem Engelwerk." “Der Pater Otto Maier?" “Der treibt's zu weit!" “Was - der Ratzinger stellt sich hinter die Ayatolla-Christen?"
Es ist unbeschreiblich, mit welch besserwisserischer Intoleranz ganze Mehrheiten des öffentlichen Lebens über die Jonasse der Moderne herfallen und sie so in die Ecke drängen, daß ihr Rufen kaum noch gehört werden kann. Man denkt gar nicht daran, ihnen in den elektronischen Medien Raum zu geben. Allenfalls zur Buh-Mann-Rolle werden sie zu Talk-Shows eingeladen, hämisch den Claqueuren preisgegeben. Auch das ist ein Zeichen, und zwar dafür, daß der Teufel in der Tat in unserer Gesellschaft umhergeht wie ein brüllender Löwe.
Aber das darf uns nicht scheren! Das Wort Erfolg kommt in der Bibel nicht vor. Wenn wir davon erfaßt sind, was die Stunde heute geschlagen hat, müssen wir uns aufmachen und tun, was in unseren Kräften steht. Es ist Zeit, eigene Pläne und Ziele zurückzustellen, sich in die Reihe der Wachgewordenen einzufügen.
Allerdings hat jeder für seinen Jona-Auftrag verschiedene Begabungen, wie Paulus uns bereits ins Stammbuch geschrieben hat. Es gibt ungezählte Möglichkeiten einzugreifen und mitzumachen: Mitglied werden in Verbänden, in Lebensrechtsgruppen, in solchen, die sich für die Familie einsetzen, ehrenamtliche Aufgaben in solchen Vereinigungen übernehmen. Leserbriefe schreiben, bei den Medien gegen schweinische, indoktrinierende und blasphemische Sendungen lautstark protestieren, die Publikationen negativer Folgen des sündhaften Lebenswandels sammeln und in die Öffentlichkeit einschleusen.
Auch das Internet läßt sich da einsetzen: Mit Hilfe von Links, mit dem Aufdecken skandalöser Verführungen, mit Protesten gegen verlogene Diffamierungen.
Es gibt bei uns Foren völlig klarsichtiger Zeitungen und Zeitschriften*. Hinter diesen Publikationen stehen Redakteure, die es bewußt um der Wahrheit willen auf sich genommen haben, standzuhalten und den Preis zu zahlen: Von der Anerkennung durch die Mächtigen der Welt ausgeschlossen zu sein. Sie sind deshalb genötigt, auf kleiner Flamme zu kochen, weil die Welt sie nicht subventioniert. Diese Unternehmen zu unterstützen, sie zu abonnieren, sich lobend hinter sie zu stellen, sie verbreiten zu helfen oder gar im eigenen Testament als Erben einzusetzen, gehört zum bewußten Aufbruch der Christen.
Wichtig ist es auch, selbst neue Vereinigungen ins Leben zu rufen: Christliche Mütter- und Hausfrauenverbände, “Bürger fragen Journalisten", Zusammenschluß christlicher Väter. Auch unser Verein: Verantwortung für die Familie e.V. setzt sich für die christliche Lebensgestaltung und für den Erhalt der Familie ein - ohne viel Propaganda, ohne Beitragsforderungen, mit einem beglückenden, geradezu unfaßbar großen Zulauf.
Wir haben gewiß nicht mehr viel Zeit! Es ist unendlich wichtig, daß wir uns nicht scheuen, die negativen Folgen des atheistischen Lebensstils zu benennen, die als eklatanter Niedergang dort bereits sichtbar geworden sind, wo man Gott für tot erklärt und selbstgemachte Paradiese zu errichten versucht hat. Atheistische Wirtschaft führt in den Ruin, Sex um seiner selbst willen führt zu Unfruchtbarkeit und zum Aussterben der entsprechenden Gesellschaft, alleingelassene Kinder rächen sich durch Verwahrlosung und Kriminalität. Die Ergebnisse liegen eindeutig auf dem Tisch, nur die geistig blind gewordene Menschheit möchte es nicht erkennen, weil sie dann den schützenden Schoß der Mehrheit verlassen und sich der Diffamierung aussetzen müßte.
Glücklicherweise sind noch lange nicht alle Menschen ohne Orientierung. Viel intensives Christentum sprießt in versteckten Zirkeln. Noch können wir den Politikern ungeschützt ihre Unterlassungssünden mitteilen, noch können wir uns gegen die Verunglimpfungen Gottes zur Wehr setzen. Aber es kommt jetzt in später Stunde darauf an, daß wir das Öl in unseren Lampen parat halten und sie in der Verdüsterung unseres Lebens so machtvoll schwenken, daß sich die Mitläufer den Schlaf aus den Augen reiben müssen.
Jetzt kommt es auf jeden von uns Christen an!
* neben Vision 2000 Katholische Bildung, Komma, der Fels, Pur, Timor Domini, Medizin und Ideologie, die Rhein-Zeitung, der 13, der Weikersheimer Kreis, Kirche heute, die Tagespost; auf evangelischer Seite idea, die Sammlung, die Offensive junger Christen und Kritikon.