VISION 20006/2002
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Verständlich und glaubenstreu

Artikel drucken Zeitgemäße Lehre über die Kirche

Unter den Äußerungen des kirchlichen Lehramtes im Heiligen Jahr 2000 hat die Erklärung Dominus Iesus ohne Zweifel die größte Aufmerksamkeit auf sich gezogen. “Gott sei Dank!" Ein Universitätstheologe des deutschen Sprachraumes, Mitglied der Internationalen Theologischen Kommission in Rom, der eine Sammlung von Aufsätzen zum Thema Kirche mit diesen Worten einleitet, hat allein schon dadurch Respekt verdient.

Mit Sachkenntnis, Differenzierungsgabe, Mut und Humor bietet der Autor Überlegungen zur Kirche, die in drei Abschnitte gegliedert sind: Ursprung der Kirche in Gott, Bewährungsproben in der Geschichte und Herausforderungen in der Gegenwart.

Der Autor gehört zu jenen Christen, die ehrlich um den Glauben der Kirche ringen und versuchen, ihn in einer verständlichen Sprache auszudrücken. Dabei findet er zu scharfsinnigen Formulierungen von Grundwahrheiten, auf die man schon gewartet hat. Der Autor hat die Courage, auf dem Fundament der Erkenntnis der Herkunft der Kirche aus dem Dreifaltigen Gott - wie sie auch vom II. Vaticanum bezeugt wird - mit den Dogmen des totalitären Liberalismus (Gleichwertigkeit der Religionen, Gültigkeit der Lessing'schen Ringparabel, innere Verbindung von Judenmission und -verfolgung, Kirche als rein soziologische Größe) anzulegen und diese als absurd zu entlarven.

Auch aktuelle Fragen werden angeschnitten. Besonders bemerkenswert sind dabei die Bemerkungen zu den Blendwerken von Eugen Drewermann.

Was man von Gerhard Ludwig Müller - als zentrale Einsichten - lernen kann, ist etwa, daß die Selbstdeutung der Kirche im II. Vatikanischen Konzil völlig in der Tradition der Kirche steht (also nichts “Neues" bringt); auch daß eine redliche Argumentation zur Erkenntnis gelangen muß, daß die Kirche Christi in der Katholischen Kirche verwirklicht ist.

Einen Wermutstropfen stellen häufig verwendete Wendungen und Ausdrücke dar, die derzeit in Mode sind, aber eher verwirren als erhellen: Was, bitte, heißt “fundamentalistisch", “pädagogisieren" oder “Sprachspiel"? Und was soll ausgerechnet im Zusammenhang mit der Psychoanalyse “empirischer Ansatz" bedeuten?

Oft stellt man sich auch die Frage, wie der Autor zu der einen oder anderen Behauptung kommt. Daß die “geschaffene menschliche Natur Jesu (nicht) in sich vergottet werden kann und darf", ist für den theologisch interessierten Rezensenten zumindest mißverständlich, weil nach kirchlicher Lehre (natürlich) auch Christi Menschheit anzubeten ist - ganz abgesehen davon daß ein “in sich" ohnehin kaum sinnvoll ist. Außerdem hat das Lektorat offenbar auch Fehler übersehen (S. 54: “der Vater vom Sohn gesandt", S. 95: “die katholischen orthodoxen Kirchen").

Unter dem Strich muß man das Buch aber ausdrücklich weiterempfehlen, besonders Studenten und Absolventen der Theologie.

Wolfram Schrems

Mit der Kirche denken - Bausteine und Skizzen zu einer Ekklesiologie der Gegenwart. Von Gerhard Ludwig Müller, Naumann, Würzburg, 2. Aufl. 2002, Euro 16.-

Diese und andere Bücher können bezogen werden bei: Christoph Hurnaus, Waltherstr. 21, 4020 Linz, Tel/Fax: 0732 788 117; Email: hurnaus@aon.at

 

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