Pöllau liegt in einem wunderschönen Talkessel der Oststeiermark. Seit 11 Jahren gibt es dort charismatisch geprägte Jugendtreffen im Frühsommer. Viele Jugendliche haben dort zum Glauben an Jesus Christus gefunden. Einer der Initiatoren dieser Treffen blickt zurück.
Kurz nachdem ich 1990 meinen ersten Kaplansposten in Pöllau angetreten hatte, sagte Pfarrer Ochabauer zu mir: “Schau dir einmal den Schloßpark an ... da könnte man gut ein Jugendtreffen machen." Tatsächlich ist Pöllau der ideale Ort: Der weiträumige Park, die große Stiftskirche mit den herrlichen Fresken, das nahe Heiligtum am Pöllauberg und nicht zuletzt die Schulen und Privatquartiere zum Übernachten.
Emsige Hände bauen Anfang Juli im Park das große Festzelt auf. Eine Woche lang ist der Schloßpark ein Ort der Freude, des Sportes, der Spiele, der Vorträge, der Musik und des Gebetes. Unter einer Baumgruppe gibt es sogar ein Anbetungszelt.
Treffend hat Bischof Kapellari bei der Schlußmesse im letzten Jahr von einem “Trainingscamp zur vertiefenden Einübung in ein entschiedenes Christsein" gesprochen. Weiters sagte er in seiner Predigt: “Es genügt nicht, sozusagen nur die Fingerspitzen ins Weihwasser zu tauchen. Wir müssen in einer Tauferneuerung ganz eintauchen in das Wasser und Feuer des Heiligen Geistes."
Ja, ganz eintauchen ist das Ziel. Es ist sozusagen ein “ungeniert katholisches Treffen". Der Höhepunkt dieser Woche ist die Heilige Beichte. Sie ist sozusagen der “Knackpunkt". Die Vorträge, das Gebet, der Lobpreis haben die Herzen der Jugendlichen schon aufbereitet.
Es ist immer ein ergreifendes Bild, wenn etwa 25 Priester in der großen Pöllauer Kirche anwesend sind, um das Bußsakrament zu spenden. Währenddessen wird Jesus im Allerheiligsten Altarsakrament angebetet. So wird die Beichte zum Fest.
Wo ein Fest ist, darf Musik nicht fehlen. Kein Wunder, daß diese Woche erfüllt ist von vielen neuen und alten Liedern.
Vieles, was in “Pöllau" gewachsen ist, hat seinen Ursprung im charismatischen Aufbruch, der sich besonders stark in der Pfarre Graz-Straßgang bemerkbar machte. Auch ich selber durfte mit vielen anderen die Freude an Gott entdecken. Wallfahrten quer durch Europa schürten dieses Feuer noch. Dabei kamen wir auch nach Paray le Monial und erlebten dort die Treffen der Gemeinschaft Emmanuel.
So setzte sich mehr und mehr in unseren Herzen der Gedanke fest, auch in Österreich so ein “kleines Paray" zu beginnen. Damals - ich war schon entschlossen, Priester zu werden - fragte ich mich einmal: “Warum willst du Priester werden?" Die Antwort, die ich mir selbst gab, war: “Weil ich Jugendlichen die Beichte und die Eucharistie nahebringen will!" Das ist das zentrale Anliegen unseres Treffens.
Als wir 1992 mit den Treffen begannen, sahen wir sie von Anfang an eng verbunden mit der Initiative des Heiligen Vaters, der seit 1984 zu den Weltjugendtreffen einlud. Das Motto des jährlichen Weltjugendtages machen wir jeweils auch zum Motto unseres Treffens. Heuer im “Jahr des Rosenkranzes" hat der Papst als Leitwort “Siehe deine Mutter" ausgewählt.
Maria, die Gottesmutter, begleitet die Jugend auf diesem Weg. Wenn hunderte Jugendliche mit ihren bunten selbstgefertigten Rosenkränzen auf den Pöllauberg zur Wallfahrtskirche hinaufbeten, gibt es so manche verwunderte Blicke. Na ja, wo Maria ist, da ist auch der neue Wein. Maria lehrt uns Jesus zu lieben. Das ist einer der großen stillen Ströme, die auch unserem Treffen das Grundwasser geben.
Auffallend bei den Treffen ist die Anwesenheit der Mitglieder verschiedener Gemeinschaften. Sie sind begehrte und beliebte Gesprächspartner für die jungen Menschen. Die reiferen Jugendlichen leiten jeweils eine Austauschgruppe. In diesen Gruppen werden wichtige Themen, die in den Vorträgen angeschnitten wurden, besprochen und vertieft. Oft gehen diese intensiven Gespräche dann noch beim Mittagessen unter freiem Himmel weiter.
Auf diese Weise durfte Pöllau auch zu so mancher geistlichen Berufung beitragen. Auch so manche Freundschaft hat in solchen Tagen ihren Anfang gefunden. Ob Daniel Ange aus Frankreich, Pater James aus Indien oder Kardinal Schönborn, ob Pater Karl Wallner aus Heiligenkreuz oder andere Vortragende: Das Wort Pauls VI. trifft hier zu: “Der heutige Mensch hört lieber auf Zeugen als auf Gelehrte, und wenn er auf Gelehrte hört, dann deshalb, weil sie Zeugen sind."
Die Jugendlichen werden so ermutigt und befähigt, Zeugnis zu geben, die Lehre der Kirche zu kennen, beherzt für das Leben einzutreten.
In den Workshops fehlt auch nie das Thema “Sexualität und Beziehung". Schon mehrmals boten wir einen Schritt der Hingabe an, bei dem die Jugendlichen ihre Entschlossenheit bekunden können, diesem anspruchsvollen Weg folgen zu wollen. Wir ermutigen auch eindringlich, sich einem guten Gebetskreis anzuschließen. Die meisten Jugendlichen kommen aus solchen Kreisen oder werden angeregt, einen neuen Gebetskreis zu gründen.
Die Planungen für Pöllau 2003 laufen schon seit letztem Oktober. So viel möchte ich verraten, daß der neue steirische Weihbischof Franz Lackner sein Kommen bereits zugesagt hat.
Der Autor ist Kaplan am LKH-Klinikum-Graz.
Zeugnis
Ich war heuer in Pöllau das erste Mal dabei. Ich bin als Antichristin hingegangen. Aber ich habe durch die Gemeinschaft und alle Aktionen, die angeboten wurden meinen Glauben wieder gefunden. Auf einmal habe ich gespürt, daß Gott bei mir ist, und daß Er mir eine Chance zu einem Neustart zu einem Leben mit Ihm gibt.Und diese habe ich angenommen. Ich möchte Ihm dafür danken.
Kathi
Zeugnis
Für mich ist das Jugendtreffen in Pöllau der Ort, an dem ich die Lebendigkeit der Kirche wirklich voll erlebt habe. Hier hat mein ganz bewußter Weg mit Jesus so richtig begonnen.
Veronika
Zeugnis
Was mich wirklich fasziniert hat bei diesem Treffen ist, so viele Jugendliche zu sehen, für die Gott irgendwie ganz real ist. Da hab ich mir gesagt: Das möchte ich auch haben! Seitdem ist mein Leben anders geworden... Und daß niemand am Rand stehen bleibt, taugt mir auch. Ein echtes Super-Fest!
Werner
Zeugnis
Pöllau war für mich ein tolles und tiefes Erlebnis. Am schönsten fand ich den Freitag Nachmittag, der als “Umkehrnachmittag" gestaltet war, und an dem wir Gelegenheit zur Beichte hatten. Vor der Beichte war ich ziemlich nervös. Doch danach war ich von tiefer Freude und Zufriedenheit erfüllt. Aber nicht nur mir ging es so. Am Abend dieses Tages waren beim Lobpreis im Zelt alle fröhlicher. An diesem Tag fühlte ich so richtig die Anwesenheit Gottes.
Christina