Vor einigen Wochen ist P. Werenfried van Straaten gestorben, einer der großen Glaubenszeugen unserer Tage. Zum Gedenken an ihn, ein Auszug aus einem seiner letzten Interviews.
Ich habe immer das Geld versprochen, bevor ich es hatte. Ich war ja ein armer Mensch, aber mit einem Vertrauen: Wenn Gott von mir verlangt, daß ich eine Not lindere, muß ich es tun, und Er, der mir das in mein Herz gelegt hat, wird mich dann nicht im Stich lassen.
Von Gott erwartete ich, daß Er in den Herzen meiner Leser und Zuhörer die Stürme der Liebe entfesseln würde, ohne die alle meine Versprechen eitle Angeberei gewesen wären. Die Folge war nicht, daß ich in eine psychiatrische Klinik eingesperrt wurde oder daß mich mein Abt unter Vormundschaft stellte. Die Folge war, daß sich das Evangelium, aus dem ich den Mut für dieses Wagnis geschöpft hatte, als zuverlässig erwies.
Immer wieder sage ich deshalb meinen Mitarbeitern: Habt Gottvertrauen. Gott ist viel besser, als wir denken. Und auch die Menschen sind viel besser, als wir denken. Man muß die Menschen bloß davon überzeugen, daß sie für das Reich Gottes unentbehrlich sind. Sie warten nur auf das zündende Wort, das ihr Herz entflammt. Und dann fängt das Christentum wieder an, das einzige, was uns retten kann.
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Es gibt so viel zu tun! Überall warten unsere Brüder und Schwestern auf unsere Liebe. Es ist Christus selbst, der in ihnen leidet. Wir, die Minderheit, die vom Wohlstand und der Freiheit profitieren, wir haben einen ganz anderen Weg zum Himmel als die vielen, die in Sklaverei, Hunger und Elend zugrunde gehen. Wir, die wir nur einen kleinen Teil an der Last des Kreuzes zu tragen haben, werden für alle Ewigkeit arm bleiben, wenn wir nicht den größten Teil der Liebe, den unsere Brüder brauchen, übernehmen. Wenn wir nicht heroisch lieben lernen, müssen wir um unser ewiges Heil bangen. Nur die Liebe, die uns arm macht, bereichert uns für die Ewigkeit.
Aus einem Gespräch, das Michael Ragg mit P. Werenfried zu dessen 90. Geburtstag geführt hat.