VISION 20003/2003
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Plädoyer für die Einheit im Glauben

Artikel drucken Der Pluralismus in zentralen Fragen lähmt jede Evangelisierung

Vielfach heißt es heute, man müsse sich damit abfinden, daß es Unterschiede im Glaubensverständnis gibt. Nur Fundamentalisten meinten, sie hätten die Wahrheit gepachtet...

Hier wird die Frage nach der Einheit des Glaubens aufgeworfen. Sie ist von größter Bedeutung, und wir werden tagein, tagaus mit ihr konfrontiert. Denn wir leben in einer Welt, in der die Ansichten aufeinanderprallen, wir gehören einer Kirche an, in der die Zugänge zum Glauben - so heißt es - sehr unterschiedlich sind. ...

Was die Kirche anbelangt, so hat die mangelnde Einheit eine Schwächung zur Folge. Die Märtyrer hätten nicht ihr Blut für einen hypothetischen Christus oder für ein erdachtes Evangelium vergossen! Glauben Sie, daß die Jungen ihr Leben in einer Kirche einsetzen, die nichts anderes als ein Jahrmarkt zweifelhafter und revidierbarer Meinungen ist? Dieser Relativismus führt direkt zur Verhärtung auf der Gegenseite: Wenn man zentrale Punkte der Theologie, der Moral oder der Liturgie in Frage stellt - darf man sich da wundern, wenn sich “reaktionäre" Gruppen bilden?

Was die Ökumene anbelangt, ist die mangelnde Einheit im Glauben eine Katastrophe. Wenn wir nicht ausdrücklich und ohne jede Reserve den Glauben der großen Konzilien des ersten Jahrtausends, den Glauben der noch ungetrennten Kirche, verkünden, haben wir keine Basis, auf der die Versöhnung der getrennten Gemeinschaft aufbauen könnte.

Wenn unser Katholizismus nur irgendwie vage ist, wird der Dialog mit unseren evangelischen, anglikanischen und orthodoxen Brüdern zum netten Kamingespräch, statt zur geduldigen und herausfordernden Suche nach einer echten, von der Wahrheit getragenen Kommunion. Wenn sich jeder Christ seinen Glauben selbst zusammenbastelt, ist das das Ende des Christentums.

Und was schließlich die Mission anbelangt, ist die mangelnde Einheit im Glauben lähmend. Das läßt jede Evangelisation scheitern. Wenn wir Widersprüchliches verkünden, wer soll uns glauben? Wenn wir nur unsere Zweifel kundtun, wer soll uns da folgen? Im Vorort, in dem ich wohne, sind christliche Schüler mit wenig Glaubensfundament mit jungen überzeugten Muslimen konfrontiert. Diese sind überzeugt, daß unsere Schriften gefälscht sind. Wer wird da wohl wen missionieren?

Alain Bandelier

Famille Chrétienne v. 25.-31.1.03

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