Was kann man sich von der Stadtmission erwarten?
P. Jean-Rodolphe Kars: Letztlich entscheidet das der Herr. Auf rein menschlicher Ebene kann man nicht berechnen, was die Früchte einer solchen Mission sein werden. Sicher sehr wertvoll war, wie diese Mission im Gebet vorbereitet wurde, in der Freude und im Lobpreis. Das wird mehr Früchte tragen, als man sich vorstellen kann. Spirituell kann man sich ein neues Pfingsten erwarten. Aber wie dieses geschehen wird, können wir natürlich nicht sagen.
Wie wichtig ist das persönliche Zeugnis bei solchen Veranstaltungen?
Kars: Ganz wichtig ist folgendes: Die Leute müssen Menschen erleben, die einerseits mitten in der Welt stehen und die andererseits bezeugen, daß ihr Leben vom Glauben getragen ist und daß Jesus im Heiligen Geist im Zentrum all ihrer Aktivitäten steht. Es ist wichtig, diese konkrete Dimension des Glaubens nicht zu verbergen. Daher ist es von großer Bedeutung, daß Menschen aus allen Bereichen Zeugnis geben. Man muß sehen können, daß Glaube nicht etwa nur die Sache einiger Schwärmer ist, sondern von Menschen, die an der Welt erfolgreich mitbauen, aber auf Christus vertrauen.
Ist in diesen Tagen in Wien nicht ein ähnlicher Geist wie bei Weltjugendtagen?
Kars: Eine der tiefsten inneren Erfahrungen, die ich je gemacht habe, erlebte ich gestern. Da habe ich das Musical “Joshua" miterlebt, hier am Stephansplatz, am Abend, ein modernes Stück, das die Jugend anspricht. Und von Zeit zu Zeit blickte ich auf den wunderbaren Stephansdom, voller Kultur und Geschichte, Zeuge auch von Tragödien. Und da sagte ich mir: Das ist wirklich ein Sinnbild für die Kirche: Die Kirche ist seit Jahrtausenden durch alle Prüfungen gegangen und bleibt doch ewig jung, weil auch Jesus immer jung bleibt. Das Evangelium ist eine gute Nachricht für alle Zeiten.
Das Gespräch führte Martin Ploderer für Radio Maria. Jean-Rodolphe Kars ist ein spätberufener Emanuel-Priester. Sein Portrait erschien in VISION 2/94.