VISION 20004/2003
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Die Gnade war handgreiflich erfahrbar

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Vieles kann man als Priester nicht sagen. Ich kann nur durch den vielstündigen Beichtdienst bezeugen, daß sehr viele Menschen in den Herzen berührt worden sind!

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Es hat sich ein junges, dynamisches, mutiges Bild von Kirche gezeigt, das nicht einfachhin naiv ist, sondern sehr wohl tiefe Wurzeln hat! Das berühmte Zitat von Karl Rahner, daß die Kirche der Zukunft eine mystische sein soll (muß), ist offenbar geworden. Mystisch bedeutet: fest verankert in Jesus Christus und daraus offen für das Zeugnis und den Dialog mit den Menschen.

Der christliche Glaube hat wirklich etwas Lebensspendendes anzubieten, ja mehr noch: Jesus als Antwort auf die Fragen des Menschen! Je mehr sich ein Mensch auf Jesus einläßt und Ihn kennenlernt, umso mehr findet er Orientierung. Im Mittelpunkt steht dabei der Gott der barmherzigen Liebe! Die Verkündigung dieses Gottes steht im Gegensatz zur “Erbarmungslosigkeit" unserer Zeit.

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Berührend für mich: Die intensive Vorbereitung und Begleitung der ganzen Stadtmission durch das Gebet unzähliger Menschen, Orden und Glaubensgemeinschaften. Dadurch war “der Himmel offen", die Gnade handgreiflich erfahrbar!

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Berührend war für mich die Anbetung: Einerseits die volle Offenheit und das tiefe Vertrauen von Menschen zu Jesus, auch wenn dieser Glaube oft recht vage ist. Das persönliche Ansprechen und Einladen und die Musik waren notwendige Rahmenbedingungen. Andererseits die zum Teil völlige Ahnungslosigkeit von Getauften, was Anbetung, was christlicher Glaube ist.

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Berührend für mich das Gespräch von Arabella Kiesbauer mit Kardinal Schönborn: Einerseits die Konturlosigkeit des Glaubens, der keine richtige Begründung und keine richtige und einigermaßen erklärbare Ausrichtung hat. Andererseits das Interesse und auch die Neugier, Jesus kennenlernen zu wollen.

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Berührend die Gespräche junger Menschen mit jungen Menschen in den Universitätsgebäuden. Die Weitergabe stärkt wirklich den eigenen Glauben. Die Gleichaltrigen sind die besten Apostel. Daraus ergibt sich die Aufgabe, junge Menschen zu befähigen, Rechenschaft über ihren Glauben zu geben.

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Berührend war für mich eine Diskussionsrunde mit Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz, einer deutschen Abgeordneten und Universitätsprofessorin: Kirche kann wirklich vieles vermitteln, notwendige Inhalte einbringen und Brückenbauerin sein.

Konstantin Spiegelfeld

Der Autor ist Universitätsseelsorger in Wien.

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