Die Nummer 4/2003 dieser Zeitschrift hat sich aus Anlaß der Wiener Stadtevangelisation mit dem Thema Mission beschäftigt. Wohl nicht zufällig erschien in der gleichen Nummer ein Lebensbild von Franz Xaver, der in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts weite Teile Asiens unermüdlich missionierte. 1927 wurde er zusammen mit Therese von Lisieux zum Patron der Missionen ernannt.
Für alle, die den Jesuitenmissionar besser kennenlernen wollen, sei die kurze Biographie von Rita Haub empfohlen. Einfühlsam erzählt sie von seiner behüteten Kindheit und Jugend in einer adeligen Familie Spaniens und von seinen ausgelassenen Studienjahren in Paris, wo er Ignatius von Loyola kennenlernte. Mit einigen anderen gründeten sie den Jesuitenorden, für den von Anfang an die Mission ein wichtiges Anliegen war.
Die atemberaubende Missionsarbeit Xavers in Indien, Indonesien und Japan schildert die Autorin anschaulich. Dabei zitiert sie oft ausführlich seine Briefe an die Mitbrüder in Europa, in denen er Erfolge und Mißerfolge mitteilt sowie Land und Leute beschreibt. Der Leser bleibt aber nicht auf dem Informationsstand des 16. Jahrhunderts stehen, sondern erfährt einiges über die weitere Entwicklung der Mission in diesen Ländern.
Der große Traum Franz Xavers war, China zu missionieren. Wie Mose nicht mehr ins gelobte Land ziehen konnte, blieb auch dem ermatteten Missionar der Zugang zu diesem Ziel verwehrt. Einsam starb er kurz vor der Ankunft. Ignatius erfuhr in Rom erst zwei Jahre später vom Tod seines Freundes, den er zu seinem Nachfolger in der Leitung des mittlerweile großen Ordens bestimmt hatte.
Dieses Buch sieht in Franz Xaver den Pionier der neuzeitlichen Mission. Viel ist heute von Inkulturation die Rede - Xaver hat sie gelebt: Mit großem Aufwand studierte er die Landessprachen und war sich nicht zu gut, selbst als berühmter Mann noch Kranke zu pflegen. Der Respekt vor den Menschen anderer Kulturen und ihren Sitten, Sprachen und Denkweisen ist es auch, der die jesuitische Missionsmethode seit jeher auszeichnet.
Was aber bleibt von all dem heute? Auch darauf versucht Rita Haub eine Antwort zu geben. Sie bringt sechs lange Briefe heutiger Jesuitenmissionaren in Asien, die über ihre Arbeit berichten und ihr Missionsverständnis darlegen.
Mich hat schon öfters beschäftigt, warum bis heute Asien größtenteils vom Christentum unberührt blieb, trotz unzähliger Missionierungsversuche. Die Lektüre dieses Buches konnte mir eine leise Ahnung vermitteln: Vielleicht ist es eine Kombination von asiatischer Mentalität, politischer Situation und kurzsichtigem Verhalten mancher christlicher Kirchenmänner, daß unser Glaube in Indien, Japan und China nie nachhaltig Fuß fassen konnte. Grund genug, die Evangelisierung Asiens als wichtiges Anliegen des neuen Jahrhunderts in Gebet und Tat voranzutreiben.
Bernhard Eckerstorfer OSB
Franz Xaver. Aufbruch in die Welt. Von Rita Haub. Topos plus Taschenbuch 348, Limburg-Kevelaer 2002. 127 Seiten.