VISION 20005/2003
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Ein Leben wie der Poverello

Artikel drucken Bruder Marc , Gründer der Fraternité de Tiberiadeiade (Von Alexa Gaspari)

Stadtmission in Wien Mai 2003: Gebannt blicke ich auf den Monitor im Seitenschiff des vollbesetzten Stephansdoms: Unter dem Applaus der begeisterten Anwesenden eilt Bruder Marc de Tibériade mit einem großen Sack in der Hand die Stufen des Altars hinunter. Er gehe jetzt reichlich und dicht sähen, hatte er erklärt.

Die Kamera erfaßt ihn nicht mehr, und so begebe ich mich schnell ins Hauptschiff. Da sehe ich ihn: Mit einem breiten Lächeln und großen Schritten eilt der Mönch in der grauen Kutte durch das Hauptschiff des Doms und streut mit weitausholenden Armen Weizenkörner über die Köpfe der Menschen hinweg. Ich bedauere es sehr, gerade keinen Fotoapparat bei mir zu haben.

Wie viele andere bücke ich mich, um einige Weizenkörner aufzuheben - nicht nur um eine Erinnerung an den “Poverello" aus Belgien zu haben, sondern vor allem um nicht zu vergessen, was Bruder Marc, Gründer der Fraternität von Tiberias, mit seinem Anschauungsunterricht bezweckt: Klarzumachen, wie wichtig es ist, großzügig zu säen, zu missionieren, denn alles, was im Vertrauen auf den Heiligen Geist gesät wird, geht eines Tages mit vielfachem Gewinn reichlich auf.

Missionieren, von Jesus Christus zu erzählen, heißt eigentlich das Gebot der Liebe zu leben. Was für ein schönes Zeichen der Hoffnung hat Marc da gesetzt! Vor seiner “Aussaat" hatte er eine weiße Taube fliegen lassen, um anschaulich über den Hl. Geist zu sprechen. “Seht doch," hatte er strahlend ausgerufen, “ist das nicht schön? Dort, wo Maria ist, ist auch der Heilige Geist." Und tatsächlich: die weiße Taube war direkt auf die Schulter der Muttergottes-Statue geflogen.

Zwei Beispiele aus Bruder Marcs äußerst eindrucksvoller Darstellung einer ausdrucksstarken Missionierung, die bei den Teilnehmern der Stadtmission nicht nur Fröhlichkeit aufkommen ließen, sondern ihnen auch Stoff zum Nachdenken gaben: Wir alle sollen bei der Aussaat der Kirche mitarbeiten im Vertrauen auf den Hl. Geist, der im Herzen eines jeden Christen wohnen sollte. Ja, dieses Erlebnis wird keiner, der dabei war, so bald vergessen. Bei einer Pressekonferenz wird der portugiesische Kardinal erklären, Bruder Marcs eindrückliche Botschaft habe ihn am meisten beeindruckt.

Ich bin sehr froh, daß ich mit diesem unglaublich bescheidenen, fröhlichen doch auch sehr zielstrebigen Mann, in Wien einige Zeit verbringen durfte. Dabei erzählte er mir folgendes:

Er wurde als Nummer vier von acht Geschwistern in Belgien, in Lavaux-sainte-Anne, einem kleinen Dorf, tief in den Ardennen südlich von Namur geboren. Seine Eltern sind sehr gläubig und die Mutter betet jeden Abend mit den Kindern: Im Bubenzimmer knien sich alle hin und beten ein Ave Maria und ein Vaterunser. Dann bittet die Mutter ihre Kinder stets um zwei Dinge: dass sie sich gegenseitig lieben und einander verzeihen sollen. “Vor dem Gebet gab es Stille, doch nachher wurde noch gelacht und geplaudert," erinnert sich Bruder Marc dankbar an seine schöne Kindheit.

Schon als Kind, so erzählt er, habe er die Eucharistie geliebt und er sei mit Begeisterung Ministrant gewesen. Eines Tages - er ist gerade 12 - zeigt ihm ein Förster eine aufgelassene kleine Jagdhütte im nahegelegenen Wäldchen, die erste seiner Hütten, die er von da an dort baut. In jeder richtet er eine Gebetsecke ein und während der Schulstunden denkt er lieber an den Wald mit seiner wunderbaren Stille als an den Unterrichtsstoff.

Mit 12 Jahren wird er gefirmt und erstmals kommt der Gedanke auf, Priester zu werden. Er nimmt sich fest vor, niemals die Sonntagsmesse zu versäumen. Als dann einige Jahre später der Glaube etwas verblaßt, hält er an diesem Vorsatz fest.

Vor dem offenen Feuer vor seiner Hütte sitzend träumt er in dieser Zeit eher von einer großen Liebesgeschichte. Sicher wird ihm Gott einmal eine Prinzessin schicken. Vorausplanend läßt er, wenn er zehn Planken für sein Bett in der Hütte vorsieht, Platz für weitere zehn. Und im Wald sieht er im Geiste seine Kinder herumlaufen.

Nach der Matura begibt er sich zunächst auf Wanderschaft. Er besucht verschiedene christliche Gemeinschaften in Frankreich und macht dabei tiefe Gebetserfahrungen. Diese Zeit bezeichnet er als Wendepunkt in seinem Leben, obwohl er damals nicht daran denkt, Priester zu werden.

Nach einem Geschichte- und Lateinstudium besucht er fünf Jahre die Kunstakademie und lernt in dieser Zeit eine Krankenschwester kennen, die genau seinen Vorstellungen von der Prinzessin entspricht. Lächelnd in Erinnerungen versunken erzählt er: “Sie war schön, lieb und alle zu Hause waren mit meiner Wahl zufrieden. Doch eines Tages fragt sie mich beim Spazierengehen: ,Glaubst du nicht, daß Gott andere Pläne mit dir hat?' Wieso, habe ich geantwortet, glaubst du nicht, daß, eine Familie zu gründen, mit Christus in der Mitte, wunderbar ist?"

Und er fährt fort: “Aber sie hatte Recht. In einer Osternacht habe ich einen starken Anruf Gottes erhalten, und eine tiefe innere, sehr überraschende Entdeckung der Kirche gemacht. Ja, der Herr schlug mir vor, eine Liebesgeschichte mit Seiner Kirche zu leben - nicht die Kirche als ein Haufen von Steinen, sondern als ganzes Volk Gottes. Es war, als würde ich von einer Liebesgeschichte in die nächste wechseln. Ich kann das nicht näher erklären."

Der Gedanke, zugunsten der Kirche auf das Mädchen zu verzichten, bringt keinerlei Aufruhr in sein Herz, sondern einen tiefen Frieden. “Die Kirche, so entdeckte ich, war die schönste aller Bräute, voll des Heiligen Geistes. Ich begann, sie mit aller Kraft zu lieben. Dann kam natürlich die Frage: Soll ich nun in ein Kloster eintreten oder ins Priesterseminar?", erinnert sich Marc.

Da kommt ihm eine Idee: Warum nicht aus seinem Wäldchen einen Ort der Kirche machen? So beschließt er, dem Bischof den Wald zu geben und sich in dessen Dienst zu stellen. Seine Angst, den hohen Herrn aufzusuchen, erweist sich als unbegründet: Der Bischof ist sehr freundlich und Marc trägt sein Anliegen vor, in dem Wäldchen eine kleine Gemeinschaft von Brüdern zu gründen.

“Eine Sehnsucht brannte in meinem Herzen: ich wollte der Kirche eine Fraternität schenken, einige Brüder und Schwestern, dem Heiligen Geist verpflichtet, das Wort Gottes lebend. Sie sollten ganz einfach leben, in Sanftmut und Demut auf die Rufe und Bedürfnisse der Kirche antworten und sich den Herausforderungen der Zeit stellen. Sie sollten Jesus verkünden und mutig Zeugnis für Ihn ablegen, in der Einheit, im Gebet und durch die Arbeit ihrer Hände. Vor allem sollten sie den Menschen, insbesondere der Jugend, die Kirche und die Liebe zur Kirche nahebringen," erzählt Marc de Tibériade. Der Bischof ist einverstanden und Marc legt vor ihm ein privates Versprechen ab.

“Damals sagte mir der Bischof noch folgendes," fährt Marc fort: “wenn du dieses Leben sechs Jahre durchhältst, kannst du ewige Gelübde ablegen. Ich habe den Bischof dann auch um ein Gewand gebeten, das ich tragen könnte. Es wurde für mich zum Hochzeitsgewand, ein Gewand der Schönheit und der Einfachheit."

Eine besondere Liebe zur Kirche schwingt in seinen Worten mit, als er sagt: “Wenn jemand die Kirche kritisiert, so ist es für mich, wie wenn man meine Braut kritisieren würde. Sie ist doch von Christus. Doch es ist naheliegend: Christus ist verfolgt worden, also ist es klar, daß auch Seine Kirche verfolgt wird."

Auch Bruder Marc weiß, daß Schatten auf der Kirche liegen: “Natürlich hat sie auch Schatten, die von uns stammen. Aber die Kirche war niemals so schön wie jetzt durch alle Verfolgungen und Reinigungen hindurch, die sie durchlebt hat." Wir müssen die Schätze der Kirche für die Jugend entdecken, erfahrbar machen." Es berührt mich, wie klar, einfach und voller Liebe er sich zur Kirche bekennt. Wer sieht heute noch ihre schönen Seiten, bekennt sich zu ihr? denke ich unwillkürlich.

Was er denn in den sechs Jahren gemacht habe, bis er die ewigen Gelübde ablegen konnte? Er habe als Bruder allein in einer seiner selbsterbauten Hütten gelebt, erzählt er in seiner schlichten, sanften Art. In Namur und Brüssel hat er eine Priesterausbildung absolviert und sich um Arme und um Jugendliche, die auf der Suche waren, gekümmert. Doch es bildet sich zunächst keine stabile Gemeinschaft. Vielleicht würde er wie Charles de Foucauld auch erst nach seinem Tod Brüder bekommen, tröstet ihn jemand

Halb belustigt, halb empört reagiert Marc darauf: “Das tröstet mich überhaupt nicht. Herr, das ist doch nicht möglich, da wird es doch ein paar Brüder für mich geben. Ich fühle mich gar nicht wie Charles de Foucauld."

Er bekommt den Tip, sich an den heiligen Josef zu wenden. Der sei schließlich Jesu Adoptivvater gewesen. Eine nette Idee, findet Marc: “Der hat sicher gute Beziehungen im Himmel." Und so wendet er sich ab da vertrauensvoll an den heiligen Josef, mit der Bitte ihm bei der Suche nach Brüdern beizustehen.

Und der Heilige nimmt die Bitte sehr wörtlich: Nicht lange danach meldet sich ein junger Mann bei Marc: Er heiße Joseph, sei Zimmermann und möchte einer seiner Brüder werden. Kaum zu glauben! Und doch: Dieser erste Bruder ist nun seit 15 Jahren dabei!

Bald danach kommt ein 12jähriger und erklärt, mitleben zu wollen. Er liebe Jesus, den heiligen Franz und auch das einfache Leben. Marc freut sich darüber, rät dem Buben aber mit 20 wiederzukommen, falls er dann auch noch den Wunsch dazu habe. Und tatsächlich: der Junge - nun Bruder Benoit - kommt exakt an seinem 20. Geburtstag wieder.

Nun waren sie zu dritt in dem Wäldchen und Bruder Marc dankbar. Und dennoch: “Selbst, wenn man zu dritt viel bewirken kann, so war ich eines Tages doch sehr entmutigt. Da bekomme ich unvermutet Besuch von Kardinal Danneels. Es war Maria Verkündigung. Und der Kardinal sagte: ,Heute will ich für Dich der Erzengel Gabriel sein und dir sagen: mach weiter! Die Frucht wird reifen. Es wird weitergehen. Die Kirche hat Vertrauen zu Dir.' Ich war überwältigt. Diese wenigen Worte haben mir wieder Mut gemacht."

Als Bruder Marc diese Geschichte auch im Dom erzählte, tat er dies wohl im Hinblick auf die vielen anwesenden Bischöfe und Kardinäle, und meinte dazu: “Wie sehr brauchen wir immer wieder die Ermutigung durch die Kirche."

Nach diesem Besuch des Kardinals wünscht sich Bruder Marc vom Herrn 12 Brüder. Und er strahlt, als er berichtet: “Nun habe ich sogar 19 - und zwei Schwestern. Ich bin sehr dankbar, daß ich die große Freude haben darf, die Fraternität wachsen zu sehen."

Als der Bischof ihn eines Tages nach dem Namen der kleinen Gemeinschaft fragt, merkt Marc, daß ihn die Szene, wo Petrus am Wasser wandelt, dann aber aus Angst und mangelndem Vertrauen unterzugehen droht, bis ihn Jesus herauszieht, besonders bewegt.

“Für mich ist dieses Abenteuer, dem Herrn zu folgen, ein Abenteuer des Glaubens, des Vertrauens, und der Herr ruft auch mich, auf dem Wasser zu gehen. Aber wie Petrus drohe ich manchmal unterzugehen, schlucke schon recht viel Salzwasser. Dann schrei ich schnell und der Herr zieht mich gleich heraus. Als ich mehr darüber meditierte, ist mir bewußt geworden, wie reich dieser See und seine Ufer an Christi Anwesenheit sind. Tiberias: Das ist der See, wo Jesus seine ersten Jünger erwählt hat, an dessen Ufer Er die Seligpreisungen verkündet hat und die 5000 Menschen mit fünf Broten und zwei Fischen gespeist hat, wo Er nach der Auferstehung den wunderbaren Fischfang wirkt und den Petrus fragt, ob er Ihn liebe. Dort forderte Er ihn auf, der Hirte Seiner Schafe zu werden und ihm nachzufolgen. Tiberias ist für mich das Vorwärtsgehen im Glauben und das Kommen und Gehen des Herrn, der ins Gebet versinkt und ans andere Ufer der Mission, der Evangelisation, der Guten Nachricht geht," erklärt Frère Marc die Namensgebung der Gemeinschaft.

Und in der Gemeinschaft - dessen Gründer ja eigentlich Christus ist wie Marc betont - wollen die Brüder genau das verwirklichen: ein Leben des Gebets, der Stille, aber auch der Mission und Evangelisation nach dem Vorbild des heiligen Franz und der kleinen heiligen Thérèse vom Kinde Jesu.

“Das Wichtigste ist das Evangelium und die Liebe zur Kirche mutig zu leben, damit die Liebe geliebt werde," ergänzt Marc, der Sanftmut und Demut ausstrahlt, so wie es die Liebe - nach seinen Worten - verlangt. Auch seine jungen Brüder- Bruder Cyrille ist mir besonders in Erinnerung -, die ihn nach Wien begleitet haben, fallen durch ihren offenen, fröhlichen Blick und die sanfte, liebevolle Art auf, mit der sie auf die Menschen zugehen. Bei ihnen fühlt man sich sofort angenommen. Schlichtheit zeichnet sie aus. Äußerlich zeigt sich das darin, daß sie auf Eigentum und jeden Komfort verzichten:

Sie leben dort im Wald in einem Dutzend kleiner Hütten, die nur mit dem Notwendigsten - einem Bett, einem Tisch, einer Bank - ausgestattet sind. Mindestens an einem Tag in der Woche halten sie Einkehr. Auch lange Anbetungszeiten sind selbstverständlich. “Aus einer Anbetung geht man immer verändert hervor," weiß der Gründer der Gemeinschaft. “Beharren im Gebet bringt Veränderung zum Guten, ja neues Leben."

Wenn sie keine Gäste haben und nicht gerade auf Mission unterwegs sind, verwirklichen sie das verborgene Leben von Nazareth, leben von ihrer Hände Arbeit und vom Gebet. Die jungen Brüder erhalten eine fundierte Ausbildung. Einige von ihnen werden Priester. Ein kleiner Bauernhof, ein Gemüse- und Obstgarten und viele Tiere (Kühe, Schafe, Hühner, Hasen) sind ihre große Freude. Nicht zu vergessen die Esel - einer von diesen heißt “Schokolade".

Mit ihnen missionieren die Brüder. “Wenn wir in einen Ort kommen," erzählt Bruder Marc, “so sind unsere Esel ein wunderbarer Schlüssel zu den Herzen der Menschen, ein Anknüpfungspunkt. Wer hat schon Angst vor ein paar jungen Männern die mit Eseln daherkommen? Die sanfte Bescheidenheit des Esels entwaffnet so manchen. Kinder, Jugendliche und Erwachsene, alle streicheln die Tiere - und währenddessen versuchen wir, sie mit einigen Worten Jesu durch die Demut und Zärtlichkeit Gottes zu streicheln." Humorvoll fügt Marc hinzu: “Darum wäre ich ja auch in Wien am liebsten mit einem Esel eingeritten."

Mit den Tieren haben auch alle Kinder und Jugendlichen, die nach Tibériade kommen, viel Freude und sie spielen immer wieder eine Rolle in der “greifbaren" Glaubensunterweisung.

Tibériade ist heute ein Platz der Verinnerlichung und der Evangelisation für junge Menschen und Familien. Bis zu 13.000 Menschen kommen im Jahr dorthin, bis zu 300 auf einmal. Dann wird es in der Kapelle sehr eng. Den Bau der Kapelle hatte Bruder Marc übrigens ganz in die Hände der Vorsehung gelegt: “Plötzlich kamen drei Architekten die ihre Hilfe anboten und es kamen immer gerade genug Spenden wie für den Bau gerade benötigt wurden. So ist eigentlich Jesus der Bauherr unserer Kapelle," erinnert sich dankbar der Bruder.

Der Altar in der Kapelle ist wieder ein sehr deutliches Sinnbild: er ist in Form eines Bootes. “Wir steigen ja mit Christus in das Schiff der Kirche ein. Ein Schiff ohne dem es kein Vorwärtskommen mit Christus gibt." Die Menschen, die hier zusammenkommen, lernen hier beten, wie man Jesus, Sein Evangelium, Seine Kirche kennenlernt und wie man in ihr seinen je eigenen Platz finden kann. Ein Satz von Bruder Marc hat mir sehr zu denken gegeben: “Die Kirche ist der Platz für jene die den Heiligen Geist suchen. Sonst suchst du dich nur selbst."

Besondere Freude hat die knapp 23 Jahre alte Gemeinschaft mit Kindern und Jugendlichen zwischen sieben und 25 Jahren, die zu verschiedenen regelmäßigen Treffen kommen. Wer sich bei einem solchen Treffen vornimmt, eine Viertelstunde täglich zu beten, oder wer ein schweres persönliches Kreuz zu tragen hat, bekommt ein Kreuz, “damit sie wissen, daß Gott sie liebt und nie verläßt."

“Geh und baue meine Kirche wieder auf", hat Christus zum heiligen Franz in der Kirche von San Damiano gesagt. Das ist auch der Wahlspruch für die San Damiano-Gebetsgruppen, die es mittlerweile weltweit ausgehend von Tibériade gibt. In diesen Gruppen kommen Jugendliche regelmäßig zusammen, um miteinander zu beten, mit ihren Händen zu arbeiten und sich auf die Evangelisation in ihrem Umfeld vorzubereiten.

Auf Wunsch besuchen die Brüder Pfarrgemeinden, Schulen und vor allem Familien zu Hause. Sie ermutigen diese, kleine prophetische Hauskirchen zu werden und ihr christliches Leben zu beleben: Die Kirche brauche dringend heilige Familien, erklärt mir Frère Marc.

Europa scheint nicht groß genug für den Missionsdrang dieser Handvoll mutiger Männer und ihrer jungen “Schüler" zu sein. Nach dem Vorbild des heiligen Franziskus brennen sie darauf, in die ganze Welt hinauszuziehen. So waren sie auch schon im Kongo, in Burkina Faso, auf den Phillipinen. Bis nach China sind sie gekommen. Und überall, wo sie hinkommen, evangelisieren sie so direkt, mutig, einfach und klar wie möglich. Dabei schlafen sie auf Stroh oder in Schlössern, was immer ihnen angeboten wird.

Noch im 20. Jahrhundert in Hütten zu leben, nichts zu besitzen, nicht einmal die Kleider, die sie tragen, mit einem Esel spazierenzugehen und auch auf Reisen sich ganz der Vorsehung anzuvertrauen, erscheint sicherlich vielen verrückt. Aber sie tun es nun einmal und man sieht ihnen an, daß es sie frei und glücklich macht. Vor ein paar Jahren haben sie nun auch in Litauen auf Wunsch des Bischofs eine ständige kleine Missionsstation errichtet.

Auch die Besucher seines Vortrags und seines Workshops in Wien ermunterte Bruder Marc immer wieder zu evangelisieren und missionieren: “Der Glaube lebt in dem Maße in dem er verkündet wird, sonst stirbt er. Habt keine Angst. Der Herr füllt uns den Mund mit den richtigen Worten. Auch wenn wir zittern und stammeln, sollen wir von Jesus sprechen. Es gibt Menschen, die werden nur über Euch von Gott hören. Wenn ihr nicht sprecht, wird es für diese Menschen vielleicht nie wieder eine Gelegenheit geben, etwas über Gott zu hören. Seid Zeugen des Auferstandenen, habt keine Furcht, ihr könnt so viel tun, laßt euch von der Kraft des Heiligen Geistes überraschen."

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