Mittlerweile sind zwei von drei Familien ans Internet angeschlossen. Kinder und Jugendliche sind dessen eifrigste Nutzer. Es bietet sehr viele Möglichkeiten, birgt aber auch eine Reihe von Gefahren.
Ist das Internet nicht ein wunderbares Werkzeug? Dort stehen dem Kind etwa ein Dutzend Enzyklopädien zur Verfügung. Es kann Ideen verfolgen und Experten in fast jedem Bereich befragen. Und es kann mit seinen Freunden Kontakt halten, spielen, neuen Menschen begegnen.
Darin besteht die Stärke und die Anziehungskraft des Internet: Es ist ein Instrument der Kommunikation ohnegleichen. Und der Mensch, dieses Gemeinschaftswesen, hat ein angeborenes Bedürfnis zu kommunizieren. Das Internet schafft dieses Bedürfnis nicht, es ist eine Antwort darauf. Eine Antwort ohne Grenzen und ohne Tabus.
Was das konkret bedeuten kann:
Ein Achtjähriger ist im Internet auf der Suche nach Figuren aus seiner Comics-Serie - und landet auf einer pornographischen Homepage. Wie das passiert? Sehr einfach - und schwer zu verhindern: Es reicht, das Wort “Pokémon", einer der von Kindern am meisten nachgefragten Begriffe, bei der Suchmaschine einzugeben (nachzulesen bei Christine Kerdellant, Gabriel Grésillon: Les Enfants-puce, Comment Internet et les jeux vidéo fabriquent les adultes de demain, Denoel, 20 Euro).
Pornographen haben das Wort in ihre Homepage-Beschreibung eingefügt, wohlwissend, daß dies unweigerlich Besuch anlocken würde. Ihnen geht es darum, hohe Besucherfrequenz nachzuweisen. Dann rollt der Rubel dank der Werbung, deren Tarife proportional zum Homepage-Besuch steigen. Daß “Pokémon" von Kindern gesucht wird - was soll's.
Was die Bilder, die sofort sichtbar werden, anbelangt, so sind diese nicht nur suggestiv, sondern wirklich starker Tobak. Ähnliches kann man erleben, wenn man den Namen der bekannten Sängerin Britney Spears eingibt. Und dabei handelt es sich hier nur um zwei Beispiele.
Das Worldwideweb ist nicht nur eine gigantische Bibliothek. Es ist auch ein Riesen-Mistkübel. Da gibt es pädophile Homepages, man kann die Anfertigung von Molotow-Cocktails und von sonstigen explosiven Geräten erlernen und zweifelhafte Dialoge via Internet führen, bei denen sich dann zehnjährige Mädchen als große, bärtige Fünfziger entpuppen. Für Eltern gibt es jedenfalls Grund zu einiger Sorge.
Kann man die Kinder in Sachen Internet überwachen? Grundsätzlich gibt es zwei Filter. Es ist zunächst möglich, die Suche nach bestimmten Begriffen wie Sex zu verbieten. Die pornographischen Seiten vermeiden es, selbst solche Begriffe zu verwenden, auch wenn sie eindeutige Fotos in die Auslage stellen. Umgekehrt erscheinen solche Schlüsselworte auf medizinischen oder auf Bildungsseiten, die von jungen Surfern dann nicht mehr erreicht werden können. Ganz zu schweigen von den harmlosen Worten, welche die erwähnten Seiten mißbrauchen.
Es besteht auch die Möglichkeit, unerwünschte Homepages auszuschalten aufgrund der Bewertung durch das WorldWideWeb. Allerdings ist es unmöglich, einen Überblick über die unzähligen Adressen zu haben, die außerdem nach Belieben geändert werden können.
Obwohl diese Hilfen ihren Wert haben, sind sie nicht befriedigend. Tatsächlich kann nämlich keine technische Hilfe die Wachsamkeit der Eltern ersetzen. Es gibt nämlich nur ein wirkliches Hilfsmittel: Kinder dürfen nicht allein surfen. Noch weniger dürfen sie einen ans Internet angeschlossenen Computer im eigenen Zimmer haben. Ein PC im Wohnzimmer mit vorgeschriebenen Benützungszeiten ist der sicherste Riegel.
Agnès Jauréguibéhère
L'Homme Nouveau v. 7.9.03