VISION 20006/2003
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Als Judenchristin im alten Rom

Artikel drucken Hadassa, ein faszinierender Roman

Ein schönes Buch ist wie eine Begegnung - einfach unvergeßlich! Und eine solche “Begegnung" hatte ich im Sommerurlaub vergangenen Jahres mit Hadassa und mit mir “das ganze Haus", dann Schwestern und Freunde und die Bibliothekarin der Pfarre, die schließlich “Hadassa" für die Pfarrbibliothek einkaufte. Auch Sigrid, meine 15jährige Nichte, “probierte" Hadassa - und der Sommer war gerettet.

Hadassa, das ist der erste Band einer dreiteiligen Serie mit je 430 bis 480 Seiten, und er wird für alle Leser zu einer unvergeßlichen Begegnung.

Hadassa ist der jüdisch-christliche Name eines jungen Mädchens in Israel. Sie lebt im Jahr 70 nach Christus, als römische Legionäre Jerusalem zerstören. Als einzige Überlebende ihrer Familie wird die junge Judenchristin Hadassa als Sklavin nach Rom verschleppt. Das frühe “Aus" ihres Lebens scheint besiegelt.

Doch Hadassa landet in der reichen Familie der Valerianer, wo sie als Dienerin der heranwachsenden Julia in die Maschinerie der römischen Gesellschaft mit ihrem ganzen Luxus, ihren Intrigen, ihrer Hoffnungslosigkeit und Dekadenz hineingerät. “Ich will mich ausleben" ist das Motto der Gladiatoren, der Politiker, der Unternehmer, der Schickeria - auch jenes von Julia und deren Bruder Marcus.

Doch statt des “großen Lebens" bahnt sich eine Katastrophe an. Die Stimme einer Sklavin, einer Christin und ihres Gottes, scheint da keine Chance zu haben. Oder doch? Hadassa wird zur Kämpferin um das Leben der Familie und des Mannes, den sie liebgewonnen hat.

Hadassa ist ein ungemein farbiger Roman, der die verkommene römische Welt lebendig werden läßt. Und mitten in diesem Umfeld befindet man sich plötzlich in der ersten und zweiten Generation der jungen Kirche. Historische Namen und Ereignisse der Apostelgeschichte werden lebendig wie etwa Phoebe, die Mutter von Marcus und Julia.

Als “fromme Heidin" praktiziert diese den damals sehr verbreiteten Mitras-Kult. Ergreifend ist ihre Hingabe an die Götter, die doch ohnmächtig sind. Hadassa hingegen verehrt den Gott der Christen: Er lebt, ist gütig und gegenwärtig.

Christ-sein war in diesem ausgehenden ersten Jahrhundert lebensgefährlich. Und dennoch ist die junge Christin von ihrem ganzen Wesen her missionarisch. Beglückt, Christin zu sein, überzeugt sie durch ihr Leben wie durch ihr Wort.

Und schließlich läßt sich das “übrig gebliebene Haus taufen", wie es in der Apostelgeschichte immer wieder heißt.

Die Zeit um Christi Geburt war eine adventliche Zeit, überreif für die Christianisierung. Viele Parallelen finden sich zu heute, einer Zeit voller Esoterik, Niedergang und Heidentum, wartend auf die Re-Christianisierung, oft ohne es zu wissen.

Maria Prügl

Hadassa. Von Francine Rivers, Johannis Verlag, 17,50 Euro ISBN: 3-501-01232-2

Die Autorin ist eine in den Vereinigten Staaten mehrfach preisgekrönte Bestsellerautorin. Dem 1. Band folgen Rapha und Atretes.

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