Hans Karl Freiherr Zeßner-Spitzenberg kam als erster Österreicher im Konzentrationslager Dachau ums Leben. Eine von seiner Familie herausgegebene Biographie berichtet unter dem Titel “Ein Leben aus dem Glauben" von einem Blutzeugen, dessen Leben von Glaube, Hoffnung und Liebe geprägt war.
Der am 4. Februar 1885 im böhmischen Dobritschan geborene Hans Karl wurde schon in jungen Jahren durch das religiöse Leben seiner Eltern geprägt. Besonders beeindruckte ihn das Zeugnis seines Vaters, den er als Mann nach dem Herzen Gottes beschreibt.
Wie sein Vater wollte auch der junge Hans Karl sein Leben als Laienapostel, Politiker und sozialer Helfer in den Dienst stellen. 1909 promovierte er zum Doktor der Rechtswissenschaften an der Universität Prag. Bei einer Lourdes-Pilgerfahrt lernte er seine Frau Elisabeth kennen, ein Geschenk der Muttergottes, wie er in einem Brief schreibt. Schon fünf Monate nach dem Kennenlernen heiraten sie.
Diese Ehe, der vier Kinder entstammen, war geprägt von einer großen Harmonie, die aus dem Glauben kam. Im Buch werden einige seiner wunderbare Briefe und Gedichte an seine Frau Elisabeth wiedergegeben. Seine Kinder berichten von der wunderbaren Ehe und dem intakten Familienleben der Zeßners.
1918 wurde Hans Karl ins k.k Ackerbauministerium berufen, später auch in den Verfassungsdienst der Staatskanzlei. Überdies wurde er Professor an der Hochschule für Bodenkultur. Er war ein Sozialpolitiker mit Leib und Seele und bemühte sich um die Vorbereitung eines modernen Agrar-Arbeitsrechtes und die Sozialversicherung in der Landwirtschaft. Als das Damoklesschwert des Nationalsozialismus schon über Österreich hing, bemühte sich der Freiherr die Idee Österreichs weiterzutragen.
Einige Tage vor dem Anschluß Österreichs verfaßte Zeßner-Spitzenberg sein politisches Testament. Er war sich bewußt, daß er einer Verfolgung ausgesetzt sein würde. Wenige Tage nach dem Einmarsch der Nationalsozialisten wurde inhaftiert. Seine religiöse Haltung trug ihm bei seinen Mithäftlingen den Namen “Engel der Zelle" ein.
Innerlich ruhig ging er den Weg, der ihn zwei Monate später eingepfercht in einem Viehwagon, nach Dachau führte. Nach einer schweren Erkrankung starb Zeßner-Spitzenberg am 1. August 1938 als erster Österreicher in einem Konzentrationslager.
Bei einem der letzten Besuche seiner Töchter im Wiener Gefangenenhaus sagte er ihnen frohen Mutes: “ Was mit uns geschieht ist gleichgültig. Wichtig ist, wie wir sind. Wir dürfen nicht verzagen, in irgendeiner Form wird Österreich wieder auferstehen."
Christoph Hurnaus
Ein Leben aus dem Glauben - Hans Karl Zeßner Spitzenberg, Euro 15.-
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