Was verbinden viele Menschen, leider auch Katholiken mit der Enzyklika “Humanae Vitae" (HV) von Papst Paul VI, die dann oft respektlos als “Pillenenzyklika" bezeichnet wird?
Meistens Engstirnigkeit, Weltfremdheit, Normenstarrheit, Lustfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit und vieles mehr. Oft wird die Meinung gebildet, ohne die Enzyklika überhaupt gelesen, geschweige denn mit Ehepaaren gesprochen zu haben, die diese Enzyklika positiv leben, weil sie als katholische Paare von ihrer Lehre überzeugt sind. Und das sind gar nicht so wenige, wie man landläufig meint. Mein Mann und ich, wir könnten gleich mehrere solche Paare aufzählen.
Welche sind nun die Gründe für eine positive Bewertung der Enzyklika?
* Was uns als Paar an dieser Enzyklika zuerst fasziniert, ist die tiefe und einfühlsame Betrachtung des Wesens der ehelichen Liebe, die letztlich ihren Ursprung in Gott, der die Liebe ist, hat. Durch die Weitergabe des menschlichen Lebens während des ehelichen Verkehrs sind wir freie und bewußte Mitarbeiter Gottes. Was für eine hohe Sendung des Menschen!
* Mein Mann und ich haben schon vor der Ehe vereinbart, daß wir viele Kinder haben möchten. Leider wird man auch in der heutigen Zeit trotz steigender Überalterung der Bevölkerung bestenfalls als “dumm", schlechtestenfalls als “verantwortungslos" gesehen (“Wir könnten ja nicht allen Kindern eine gute Schulausbildung garantieren, Schikurse und Sprachferien in England etc.")
Ganz anders der Papst: Verantwortungsbewußte Elternschaft schließt auch Mut zu Kinderreichtum ein. Das ist mitnichten engstirnig, sondern sehr, sehr weitherzig.
* Betrachtung der ehelichen Umarmung mit den Augen Gottes: Wir nehmen dabei teil an der schöpferischen Liebe Gottes. Die Vereinigung und die Fortpflanzung sind untrennbar miteinander verknüpft. Da wir beide noch nie Verhütungsmittel benutzt haben, sind wir auf die Zeugnisse anderer Paare angewiesen, die diesen Weg gegangen sind. Einige feinfühlige Paare (oft sind es die Frauen) geben dann sehr wohl an, daß die Anwendung von Verhütungsmitteln wie eine Barriere wirkt - auch in der übrigen Beziehung. Sie trägt auch - abgesehen von den oft argen Nebenwirkungen mancher Mittel - zum Schwund der Lust und der Freude an ehelichen Beziehungen (besonders bei den Frauen zu beobachten) bei. Verhütungsmittel sind im Grunde genommen lust- und auch frauenfeindlich.
Für meinen Mann und mich ist es eigentlich eine Befreiung, keine Verhütungsmittel zu verwenden. Wir müssen uns nicht extra präparieren, damit wir dem anderen recht sind.
* Auch wenn man viele Kinder haben möchte, so möchte man doch aus Gründen der Gesundheit, der finanziellen Möglichkeiten und der nervlichen Belastung die Geburtenabstände regeln. Es ist ja ein Unterschied, ob das ältere Kind schon laufen und einigermaßen sprechen kann oder noch nicht, wenn das nächste Kind auf die Welt kommt. Das ist auch für uns wichtig.
Da ist es in Ordnung, den Verkehr auf die empfängnisfreien Zeiten zu beschränken. Nach der Methode von Josef Rötzer können diese auch bei unregelmäßigen Zyklen einwandfrei bestimmt werden. Dabei wird die Verknüpfung von Fruchtbarkeit und Vereinigung nicht aufgelöst. Diese Methode erlaubt übrigens auch, die beste Zeit für eine Empfängnis zu erkennen, was für viele Paare, die schwer Kinder bekommen können, besonders wichtig ist.
* Da wir uns, mein Mann und ich, sehr für gesellschaftspolitische Zusammenhänge interessieren, sind wir auch immer wieder überrascht, wie prophetisch und gar nicht weltfremd der Papst vor den Folgen der künstlichen Geburtenregelung gewarnt hat, zu einer Zeit, in der ihn viele dafür ausgelacht haben. Er sah das Ansteigen der ehelichen Untreue voraus, die Aufweichung der sittlichen Zucht gerade bei jungen Menschen, den Verlust der Ehrfurcht vor der Frau und ihre Erniedrigung zu einem Werkzeug der Triebbefriedigung sowie die staatliche Zwangsgeburtenkontrolle.
Alle diese Folgen sind leider eingetreten! Eine Rückbesinnung auf die Morallehre der Kirche, ja der Glaube an unseren Erlöser Jesus Christus würde alle diese Folgen bekämpfen. Davon sind wir und andere zutiefst überzeugt.
* Jetzt könnte man sagen: “Ihr Lintners seid scheinbar gesund und könnt ja ruhig mehr Kinder haben. Aber was machen die Paare, die wirklich keine Kinder (mehr) haben dürfen? Die natürlichen Methoden sind ja unsicher!"
Nun, wir sind uns bewußt, daß es auch uns passieren kann, daß wir aus triftigen Gründen keine Kinder mehr haben dürfen. Hier gilt das, was ich bei den Geburtenabständen angeführt habe, daß wir mit ruhigem Gewissen eine natürliche Methode anwenden dürfen. Die Methode nach Rötzer hat eine Verläßlichkeit von fast 100 Prozent. Die Anti-Baby-Pille, die übrigens auch frühabtreibend wirkt, erreicht das nicht.
Oft darf sie übrigens aus medizinischen Gründen gar nicht genommen werden! Was machen dann aber Paare, denen nichts über natürliche Empfängnisregelung erzählt wird? Sollen sie sich einer verstümmelnden Sterilisation unterziehen, bei der es ebenfalls zu Nebenwirkungen und auch zu Schwangerschaften kommen kann?
* Die Menschenfreundlichkeit der Enzyklika: Wir Menschen sind nicht trieb- und instinktgesteuert. Uns wird zugetraut, unsere Regungen und Gefühle zu beherrschen. Der Papst spricht uns dabei Mut zu, obwohl er weiß, daß die Befolgung der Lehre der Kirche vielen schwerfällt. Er appelliert deshalb auch an die Erziehenden und politisch Verantwortlichen, ein für Selbstbeherrschung und Keuschheit gedeihliches Klima zu schaffen.
Scheitern wir dabei, so müssen wir Eheleute auch nicht verzweifeln. Wir können ja häufig die Vergebung Gottes durch die Sakramente, insbesondere das Sakrament der Buße, in Anspruch nehmen. Selbst wenn man es nicht schafft, die Gebote (alle, nicht nur das sechste Gebot!) zu erfüllen, so bleiben diese als Zielgebote, nach denen es sich aber unbeirrbar auszustrecken gilt, bestehen. Für uns alle heißt das, daß wir seitens Gottes mit Gnade und Vergebung, vermittelt durch die Kirche, bei unseren Bemühungen (betrifft nicht nur das Geschlechtsleben!) rechnen dürfen.